Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Ostertag 2021

04/04/2021 


Die Predigt zum Anhören

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Ein Jahr Corona. Das zweite schräge Osterfest. Brauchen Sie Trost?

Wissen Sie, was schlimm ist? Schlimm ist, dass ich gar nicht weiß, ob Sie Trost brauchen. Sie wirken ganz ruhig; Sie scheinen mir ganz gut durch diese saublöde Krise zu kommen. Aber stimmt das? Und wenn Sie Trost bräuchten, könnte ich Ihnen helfen? Denken Sie, der Glaube und die Kirche können Sie trösten?

Die Frauen und die Apostel sind am Morgen des Ostertages nicht gleich getröstet. Sie sind zuerst einmal in Panik. Fassungslos. Sie zweifeln. Ihr Hirn dreht durch. Einer der tot war, der so entsetzlich tot war, kann doch nicht wieder leben! Das. Gibt. Es. Nicht. Aber… das Grab ist leer. Und noch viel wichtiger: Ein paar Leute haben ihn wiedergesehen. Er spricht, er isst, er kommt und geht. Ganz, ganz allmählich geht der Zweifel weg, die Aufregung legt sich und die Herzen dieser Frauen und Männer werden ruhig. Fest. Froh. Er lebt!

Was Gott gesagt hat, trifft ein. – Das z. B. könnte Sie trösten in unsicheren Zeiten. Dazu müssen Sie nur Eines: hinhören.

Was tröstet Sie? Nicht die Hoffnung auf das ewige Leben, oder? Weil Sie sich darunter nichts vorstellen können. Nichts, was Ihnen Freude macht. Manche freuen sich auf das Wiedersehen mit ihren Lieben. Aber wer freut sich darauf, Gott zu schauen? Jahrhundertelang war der Himmel eine Freude, ein Triumph und ein Trost. Funktioniert nicht mehr.

Was tröstet an Ostern dann? Was ist in Coronazeiten wichtig? Materielle Sicherheit und Gesundheit kann der Glauben nicht versprechen. Aber Sorglosigkeit. Eine Sorglosigkeit, die aus dem Gottvertrauen kommt.

Vertrauen Sie Gott? Weil Jesus lebt?

Der Glaube kann Zusammenhalt bringen, Gerechtigkeit, Aufbruch, Zukunft. Wenn er ernst genommen wird. Wenn viele ihn teilen. Die Christen waren einmal alles das: mehr Gerechtigkeit als sonst wo, Aufbruch, Zukunft, neue Ideen und vor allem Zusammenhalt. Das wäre ein Trost in Corona-Zeiten: eine Gemeinschaft, die zusammenhält.

Auferstehung! Dieser Glaube kann uns ahnen lassen, dass alles das – Politiker-Quatsch, Kirchen-Quatsch, Internet-Scheiss, Familienstreit – nicht wahr ist. Nicht die einzige Wahrheit. Nicht das letzte Wort. Und das ist doch ein Trost, oder?

Ostern ist ein Trost, weil seit jenem ersten Sonntagmorgen… – ich drücke es ganz vorsichtig aus – wenigstens die Chance bestand, dass nicht mehr der Tod das Endgültige ist, sondern das Leben. Wenn der Tod nicht mehr stimmt, dann stimmt auch Vieles andere nicht mehr. Wenn der Tod angezweifelt werden kann, dann kann auch sehr vieles andere angezweifelt werden, was angeblich unbedingt sein muss. Die Auferstehung sät den größten Zweifel überhaupt. Und das ist eine gewaltige Hoffnung. Gerade in der Sachzwänge-Welt.

Wer da auferstanden ist, das macht Hoffnung. Auferstanden ist nicht Attila der Hunnenkönig, nicht irgendein k. u. k. Postbeamter, nicht Amy Winehouse, sondern Jesus von Nazareth. Das ist die gute Botschaft. Dass dieser Mann lebt, nicht irgendein Depp.

Mein größter Trost: Mir zu sagen: Er ist da. Ihr größter Trost ist vielleicht, sich zu sagen: Sie sind da. Die anderen sind auch da. Christus und Kirche, das ist ein Trost. Dass er lebt und dass in der Kirche so viele verschiedene Menschen zusammenhalten, mehr, verschiedener als in jedem Verein.

In der Stille höre ich, wie Jesus sagt: „Ich tröste dich.“ – „Du kannst ruhig schwach sein, denn ich bin stark. Ich lebe.“ – Trost gibt es, weil da einer dir sagt: „Ich bin bei Dir.“ Jesus sagt jedem hier: „Ich bin bei dir. Bis zum Tod. In guten und in bösen Tagen.“ Und er macht es wahr. – Und es gibt auch den letzten, den ganz großen Trost: die Vergebung. Das geht aber nur, wenn da einer ist, ein Lebendiger, der dir vergibt.

Das alles geht nur, wenn er lebt. Ohne Ostern sind das nur fromme Sprüche. Mit Ostern ist das eine lebendige Stimme.

Auferstehung bedeutet also nicht: irgendwann, später, nach dem Tod. Auferstehung ist nicht der verschobene Trost, so weit, so oft verschoben, dass ihn keiner mehr glaubt. Nein, jetzt. Auferstehung ist jetzt. Das ist der große Trost dieses Osterfestes.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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