Osternacht 2021
Osternacht 2021 Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes Mein vorletztes Osterfest mit Ihnen. Eines noch, 2022, dann werde ich fort sein. Für das Dorf wird sich nicht viel ändern. Für die Pfarre schon. Mailberg wird dann zu einem Pfarrverband gehören. Es wird von Haugsdorf über Seefeld bis nach Mailberg nur noch einen Pfarrer geben. Zeit also, mal Bilanz zu ziehen. Es gibt in Mailberg Leute, die Pfarrer generell nicht leiden können. Es gibt ein paar, die mich persönlich nicht ausstehen können. Wenn ich mich nicht völlig verrenne, findet die Mehrheit mich aber ganz okay. Worauf ich hinauswill: Die Pfarre funktioniert im Moment über die Sympathie oder die Gewohnheit. Im schlimmsten Fall über die Resignation. „Seid froh, dass ihr überhaupt einen Pfarrer habt“, sagten die Pfarrgemeinderäte früher den Leuten, wenn die sich über mich beschwerten. Also besser sauren Wein als gar keinen Wein. Unsere Pfarre wird also zusammengehalten durch die Sympathie, die wir für einander haben. Aber was ist mit dem Glauben? Die Frage liegt heute Abend nahe. Ostern ist das Fest der Auferstehung Jesu von den Toten. Der Knackpunkt des Glaubens. Was sind Christen? Christen sind Menschen, die an die Auferstehung von Toten glauben. So wäre es richtig. Allerdings glauben inzwischen mehr Leute an die Existenz von Engeln als an die Auferstehung Jesu. Ich habe in all den Jahren viele Mailberger beerdigt. Wie viele dieser Frauen und Männer haben wirklich an die Auferstehung geglaubt? Also nicht: Naja, vielleicht, kann schon sein, ich weiß nicht, wird man sehen… Ich meine: wirklich geglaubt, fest und mit Freude. Wie viele? Meine Antwort: eine einzige Frau. In all den Jahren war unter den Verstorbenen eine einzige Frau, die wirklich an die Auferstehung geglaubt hat. Mit Freude. Jeden Tag. Aber vielleicht täusche ich mich. Die ersten Christen glaubten ganz fest, mit großer Freude an die Auferstehung von den Toten. Sie hatten gezweifelt, mussten lernen zu glauben, aber irgendwann war der Moment gekommen, wo jeder sagen konnte: Ja! Ich glaube! Was ist der Unterschied zwischen den ersten Christen und den Menschen von heute? M. a. W., wie kommt es zum Glauben an die Auferstehung? Ich habe erst dieser Tage die Antwort gefunden. Also, hören Sie. Die ersten Christen kannten Jesus Christus. Nicht persönlich, aber sie erzählten einander von diesem Mann. Er war die Mitte ihrer Gemeinschaft. Und diese Gemeinschaft der Christen wuchs und wuchs. Wer aber Jesus kennt, seine Wunder und seine Worte, für den ist die Auferstehung… schlüssig. Einleuchtend. Einfach wahr. Die Auferstehung passt zu Jesus. Und sie passt zu den Propheten, sie ist „gemäß der Schrift“. Plötzlich geht alles auf. Immer wieder heißt es im Evangelium, dass die Jünger nach Ostern verstanden haben. Nach Ostern wurde alles klar: Er ist wirklich auferstanden! Und dieser Glaube hat ganze Erdteile begeistert. Für die, die Jesus nicht kennen, ist Ostern absurd. Für die, die Jesus kennen, ist Ostern naheliegend. Richtig. Der entscheidende Punkt für den Glauben ist also: Christus kennen. Wieso gelingt es mir einfach nicht, den Glauben weiterzugeben? Genauer und schmerzhafter: Warum gelingt es mir nicht, den christlichen Glauben an Christen weiterzugeben? Also nicht irgendeinen Mischmasch-Glauben, sondern den einfachen, festen katholischen Glauben, in dem es um Jesus Christus, Maria, die Sakramente, das Beten, die Guten Werke geht? Wieso ist es mir nicht gelungen, dass auch nur ein Ministrant der letzten 17 Jahre ein treuer Beter und Kirchgänger geworden ist? Und Sie merken wohl: Das ist eine Frage. Eine Frage, die mich umtreibt. Kein Vorwurf an Sie. Wenn einer Jesus nicht kennt, wird ihm die Nachricht von der Auferstehung nur seltsam erscheinen, irrelevant für das tägliche Leben. Woran aber liegt es, dass einer Jesus nicht kennt? Liegt das an mir? Wer Christus kennt, kann an die Auferstehung von den Toten glauben. Das eine führt zum anderen. Der Glaube an die Auferstehung aber wird eine Gemeinde lebendig machen. Froh. Mutig. Anziehend für andere. Hoffnungsvoll auch in solchen Zeiten. Die ersten Christen waren kraftvolle Menschen. Weil sie wussten: Er ist auferstanden! Sind Sie kraftvoll? Und woher kommt Ihre Kraft? Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors. Die Predigt zum Download finden Sie hier!Die Predigt zum Anhören