Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Montag der Karwoche, 29. März 2021

29/03/2021 


Die Predigt zum Anhören

Montag der Karwoche, 29. März 2021
(Lesungen vom Mittwoch derselben Woche)

(Lesungen vom Mittwoch derselben Woche)

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

„Deshalb mache ich mein Gesicht hart. Wie einen Kiesel.“ Das ist Leni Riefenstahl, nicht wahr? Die Fotografien dieser Goebbels-Freundin, die harten, schönen, blonden Nazioffiziere im Licht. Echte Männer, fähig, jüdische Kinder abzuschießen ohne mit der Wimper zu zucken. Das können nur die Echten, mit Gesichtern und Seelen hart wie ein Kiesel.

Das Wort des Propheten Isaias ist aber auf Jesus hin gesagt. Jesus ist es, der sein Gesicht hart macht wie einen Kiesel; der sein Gesicht nicht verbirgt vor den Schmähungen, die man ihm ins Gesicht spuckt.

„Du sagst es.“ Das ist das letzte Wort Jesus an Judas. Nachdem er ihn als den Verräter aufgedeckt hat. „Du sagst es.“ Mehr nicht. Und Sie erinnern sich, was das vorletzte Wort war, das Jesus zu Judas sprach? „Es wäre besser, wenn du nie geboren wärest.“ Ist es das, das Gesicht „hart wie ein Kiesel“? Wir wissen es nicht.

Wir wissen nur, dass Jesus ganz anders handelt, als wir uns Jesus vorstellen. Wieder einmal. „Da fragte Judas, der ihn verriet: Bin ich es etwa, Rabbi?“ Hätten Sie erwartet, dass Jesus Judas ansieht und ihm nichts weiter sagt als: „Du sagst es“? Nein, Sie hätten erwartet, dass er mit ihm spricht; dass er ihn fragt: Warum willst du das tun? Dass er versucht hätte, zusammen mit Judas die Ursprünge der Aggression und der Enttäuschung zu analysieren. Dass Jesus zuhört, fragt, öffnet, heilt. Nichts dergleichen. Jesus lässt Judas machen. Jesus lässt Judas allein mit seinem Plan.

Kann es sein, dass Jesus jeden Menschen, der nichts mit ihm zu tun haben will, jeden Menschen, der mit ihm bricht, einfach nur allein lässt? Wie weit geht die Achtung, die Gott unserer Freiheit entgegenbringt? So weit, dass Gott uns irgendwann einfach tun lässt, was wir tun wollen? Die Bösen stellen sich gegen Gott und gegen die Armen, sie machen ihr Ding, sie leben, sie sterben. Das ist alles. Ist das so?

„Am Abend, an dem er ausgeliefert wurde“, so heben die Worte der Wandlung an. So beginnt der Moment, in dem durch ein täglich millionenfach erneuertes Wunder das Brot in den Leib Jesu verwandelt wird und der Wein in sein Blut. Ausgeliefert wurde Jesus aber in zweifachem Sinn. Er wurde verraten. Das meint „ausgeliefert“ zuerst. Verraten und an die Polizei ausgeliefert und an die Richter und an den Galgen. Dieses Ausgeliefertsein wurde Jesus zugefügt, von Judas. Und all den anderen. Denn ausgeliefert haben ihn auch Petrus und die anderen Apostel, bis auf Johannes. Ausgeliefert haben ihn die jüdischen Autoritäten: an die Römer. Das alles geschah. Aber welche Rolle spielte das? Keine.

Keine dieser Machenschaften, keine dieser Entscheidungen änderte etwas am Plan Gottes. Das Böse, das wir tun, tun wir allein. Und Wirkung hat es nur auf uns selbst und unsere Opfer. Jesus ist aber nicht das Opfer des Judas.

„Am Abend, an dem er ausgeliefert wurde und sich aus freiem Willen dem Leiden unterwarf.“ Jesus entscheidet. Jesus liefert sich selbst aus. Er gibt sich hin. Hingabe kann nie ein anderer für uns tun, Hingabe kann uns keiner befehlen. Hingabe ist der souveränste Akt des Menschen überhaupt. Allein diese Hingabe an den Willen des Vaters, diese allerletzte, höchste, einsamste, ruhigste Regung des Herzens Jesu entscheidet den Gang der Welt. Den Gang der Dinge entscheiden Judas, die Pharisäer und letztlich vier arme, dumme Soldaten. Den Gang der Welt entscheidet Jesus ganz allein. „Vater, Dein Wille geschehe.“

„Deshalb mache ich mein Gesicht hart wie einen Kiesel.“ Das Böse kann den Körper Jesu treffen. Es kann sein Herz verwunden. Aber es ist unfähig, seine Liebe zu brechen. Die Liebe Jesu ist hart wie ein Kiesel. Hart wie die Liebe einer Mutter, die allem Blödsinn und aller Dummheit der Tochter widersteht. Hart wie die Liebe eines Offiziers, der bei seinen Leuten bleibt. Hart wie die Liebe des Chirurgen, der sich selbst an die Grenzen bringt, um den Kranken zu retten in höchster Not.

In der Nacht am Ölberg, in jenen Stunden, bevor Judas zurückkommt, wird Jesus bitten, dass dieser Kelch an ihm vorübergehe. Jesus fleht, aber er winselt nicht. Es ist ein Unterschied zwischen Flehen und Winseln, Sie wissen das. In Jesus ist unendlicher Schmerz, Angst auch, aber kein Winseln. Schon gar nicht ist da ein Abschieben auf andere. Das niemals. Jenes Abschieben, das schon beginnt, wenn einer sagt: „Ja, aber die haben auch…“ – „Ja aber die Protestanten und die Sportvereine und die Odenwaldschule haben auch Kinder missbraucht, davon spricht niemand, immer geht es nur auf uns!“ Wie erbärmlich Katholiken reden können!

„Du sagst es.“ Mit anderen Worten: „Dein Bier.“ Was entscheidet Judas? Letztlich nur sein eigenes Leben, nichts sonst. Was tragen die Menschen zur Passion Jesu bei? Die absolute Mehrheit der Menschen Nichtwissen, Desinteresse und Sehnsucht nach Erlösung. Eine Gruppe von Menschen Politik, Machenschaft, Folter, ein Todesurteil. Eine kleine Handvoll von Menschen Beistand, Mitleid, Nähe. Das ist der Beitrag der Menschen. Entscheidend aber ist allein, was Jesus beiträgt. Seine Hingabe. „Nehmt, das ist mein Leib.“

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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