Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

Aktuelles

Dritter Sonntag der Fastenzeit (B), 7. März 2021

07/03/2021 


Die Predigt zum Anhören

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Soll ich Sie mal provozieren? In Mailberg provozieren 12-Jährige, indem sie – schwacher Versuch – Zigaretten rauchen hinterm Busch. Oder Touristen, die uns ihr Fahrradhosen-Hinterteil zukehren, wenn am Fronleichnamstag das Allerheiligste vorüberzieht. In Wien provozieren junge Türken mit viel zu teuren Audi-BMWs. Das ärgert die Opern-Abonnement-Inhaber-Witwe. Aber kennen Sie einen Pfarrer, der provoziert? Oder einen Bischof? Armin Wolf provoziert. Also, vielleicht. Aber nicht der Erzbischof Lackner. So gesehen, wären Armin Wolf, BMW-Mezul und Audi-Ali näher an Jesus als der Erzbischof von Salzburg.

Was will der, der provoziert? Was will einer, der in den Tempel geht und dort aufräumt? Wenn es kein Lausbub ist, der einfach nur Krawall will, dann will er die Leute aufscheuchen. Für einen guten Zweck. Was ist der gute Zweck der Provokation? Die Leute sollen was kapieren. Sehr viele Leute aber kapieren nur dann etwas, wenn man sie vors Schienbein tritt.

Ein Tag wie jeder andere im großen Jerusalemer Tempel. Oder ein Tag wie jeder andere in Lourdes: Pilger, die beten, Touristen, die glotzen, Nonnen, die was verkaufen. Und plötzlich steht da einer und macht eine Geißel aus Stricken. Sie wissen, was man mit einer Geißel macht? Man schlägt zu. Jesus schlägt zu. Jesus wirft Tische um. Der Papst Franziskus zieht nur seine Hand zurück, wenn die armen Leute sie küssen wollen… „Der Eifer für dein Haus verzehrt mich.“ Eifer ist das, was man in der österreichischen Kirche nicht zeigen sollte. Nicht Eifer ist dort das oberste Gebot, sondern Klugheit. Maß. Vierterl-Humor.

Jesus kann keine Ruhe geben. Jesus provoziert gleich doppelt. Erst verwüstet er die Kleinbetriebe im Tempel, dann setzt er verbal noch eines drauf. „Reißt diesen Tempel nieder!“ Das Nationalheiligtum. Malen Sie sich aus, was los wäre, wenn der Kardinal Schönborn in der Kronen-Zeitung schriebe: Schiebt den Stephansdom weg! Man würde ihn einliefern.

Und so stehen Sie und ich vor der Frage: Wollen wir uns auf diesen Mann einlassen? Wollen die Firmlinge sich auf diesen Mann einlassen? Oder wollen Sie für immer bei der Frage stecken bleiben, ob die Messe lang oder kurz ist und ob man wirklich jeden Sonntag in die Kirche gehen muss. Ja, man muss. Weil die Zehn Gebote auch für Sie gelten.

Alle diese Leute denken ganz selbstverständlich: Das ist unser Tempel. Unsere Vorfahren haben ihn gebaut, unsere Priester sitzen darin, er wird immer da sein; ein Glaube ist doch gut für das Land. Sie denken: Die Leute wollen doch ihre Opfertiere kaufen; die Geldwechsler erhalten Arbeitsplätze. Sie denken: Es war schon immer so. Und dann schlägt Jesus zu. Spüren Sie die Stille in dem Moment, als das Geld am Boden liegt und irgendein Schaf in der Ecke blökt und Jesus schwer atmend in der Mitte steht, die Geißel aus Stricken noch in der Hand. Stille? Die Stille Gottes. Jetzt erst, nach dieser Provokation, ahnen die Menschen, für einen Augenblick lang: Gott. Endlich wird ihre Welt wieder weit. Weiter als ein Tempel. Das wollte Jesus.

Der große Tempel in Jerusalem. Es gab Zeiten, da war dort kein Tempel; jetzt steht er da; irgendwann wird es ihn nicht mehr geben. Gott gibt es immer.

Jesus schwitzt und schnauft wegen der Rauferei.

So etwas geht nicht. Man wird ihn bald aufhängen. Die Römer werden schon aufmerksam. Und dann wird sein Grab leer sein.

Und dann wird Gott nicht mehr in Tempeln wohnen, sondern im Auferstandenen. Und in den Herzen derer, die zum Auferstandenen gehören. 

Sie sollen der Tempel sein! In Ihnen soll Gott wohnen. In jedem Menschen dieser Welt soll Gott angebetet werden: Das ist die Perspektive dieser Provokation im Tempel. Sie zielt auf das Herz der Leute. Das tut Gott immer. Zuerst, als er den Menschen einen Bund anbot und ihnen die Zehn Gebote gab. Dann über Jahrhunderte hin im Tempel. Dann in Jesus Christus. In Jesus Christus zielt Gott auf Ihr Herz. Was sagt Ihr Herz?

Sie meinen, die Gebote kämen von außen, sie seien ein Zwang. Was aber wenn das Gebot von innen kommt? Aus dem Gewissen? Das Gewissen ist die Stimme Gottes in Ihnen. Die Zehn Gebote sind nicht Schikane von außen, sondern einfach das, was Menschen tun und lassen, wenn sie Gott im Herzen haben. Wer Gott im Herzen hat, neidet nicht. Betrügt nicht. Mordet nicht. Wer Christus im Herzen hat, ist selbst der neue Tempel.

FÜRBITTEN

Wir beten für die Reise des Papstes in den Irak.
Wir beten für alle, die den Glauben weitergeben. Besonders für die Eltern. Denn es heißt: „Wir verkündigen Christus als Gekreuzigten.“
Wir beten um eine ernsthafte, entschlossene Fastenzeit.
… für die Alten, die seit einem Jahr zuhause eingesperrt sind.
… für die Jugendlichen, die etwas erleben wollen.
… für alle, die jetzt große wirtschaftliche Sorgen haben.
… für unsere Kranken.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

Souveräner Malteser-Ritter-Orden

Johannesgasse 2 - 1010 Wien - Österreich | T: +43 1 512 72 44 | E: smom@malteser.at

X