Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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5. Sonntag im Jahreskreis (B), 7. Februar 2021

07/02/2021 


Die Predigt zum Anhören

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Weiß hier jemand, wie Eischwer-Kuchen geht? Das ist der leichteste Kuchen von der Welt. Butter, Zucker, Mehl zu gleichen Teilen, drei Eier, zack, fertig. – Die Leute backen ja jetzt wieder. Und mampfen Spaghetti. Das erinnert sie an ihre Kindheit. Kinder vertrauen dem Leben, Kinder fühlen sich sicher. So zu sein, das wäre jetzt ein großer Trost.

Gott stellt keine Bedingungen, sagen mir die Leute. Gott straft nicht, sagen die Bischöfe. Gott führt nicht in Versuchung, sagt der Papst. Die Bibel sagt etwas anderes. Sie erzählt die Geschichte des Hiob. Hiob war ein reicher Mann, gesund, mit einer großen, glücklichen Familie und einem tiefen Glauben. Und dann schlägt Gott zu. Hiob endet auf dem Misthaufen, todkrank und allein. Alles weg. Alles. Wo ist der Trost des Hiob? – Für diesen Mann ist Gott plötzlich der Feind. Er wünscht sich nur noch, weit weg zu sein von diesem Gott. Seine Welt und sein Glaube sind zusammengebrochen.

Warum? Ob Gott das tut oder ob Gott das zulässt: Wer will das entscheiden? Warum also? Wollen Sie wirklich glauben, Gott sei wie eine rachsüchtige Nachbarin oder ein sadistischer Aufseher? Ich kann mir keinen kleinen Gott mit kleinen Gefühlen denken, einen Gott mit Neid, Rachsucht, Lust am Quälen. Das passt nicht. Also noch einmal: Warum ist Gott so wie mit Hiob? Ich bedenke die Lesungen dieses Sonntags und mir kommt eine Idee: Weil Gott unsere Welt erweitern will. Wir sollen weiter denken, weiter glauben. Nur ist das genau das, was wir nicht wollen. Vielleicht haben wir ’s mal gewollt, eine weite Welt, als wir Kinder waren oder sehr jung. Aber jetzt, mit Job, Wohnung, Haus, Besitz, Ansichten, da brauchen wir echt keinen Virus und schon gar keinen Gott, der uns das Leben aufsprengt. Sehen Sie, die meisten Menschen sind nicht deswegen gläubig, weil sie ein weites Leben wollen, sondern weil sie Sicherheit wollen und Trost. Das gibt es aber nur mit einem Gott, den man kennt. Ein Gott aber, den man kennt, ist ein kleiner Gott. – Seien Sie ehrlich: Das Letzte, was Sie in der Kirche suchen, ist ein Abenteuer.

Weiter! Mehr! Das ist die Botschaft dieses Sonntags. Die Menschen sind zufrieden, wenn sie einfach gesund werden. Aber Jesus heilt nicht nur, er treibt auch Dämonen aus. Nicht nur Organe und Schmerzen und Viren, sondern auch die Seele: Darum geht es. Die Leute wollen, dass Gott ihre Rückenschmerzen heilt, ihre Seele aber in Ruhe lässt… Doch das Reich Gottes ist körperlich und geistig. Umfassend. Mehr. So heilt Jesus in Worten und in Taten. Er heilt in einer Wohnung, in einer Kirche, auf den Plätzen. Sogar hier gilt: weiter! „Und er zog durch ganz Galiläa.“ Eine Lawine des Heils. Sie reicht bis hierher in die Messe. Auf ihrem Höhepunkt fallen die Worte: „Für euch und für viele.“ Viele: Damit sind alle Völker der Erde gemeint. Die Kirche ist weltweit. Universal. Sie ist die leidende, die streitende und die triumphierende Kirche: in der Läuterung, auf der Erde, im Himmel. Weit. Weit wie Gott.

Hiob ist der fromme Mensch, der Grenzen zieht. Die Grenzen seines Glaubens, das sollen auch die Grenzen Gottes sein. Österreich ist ein Land, das Grenzen zieht. Geschichte, Barock, Mozart, Gemütlichkeit, das sollen auch die Grenzen Gottes sein. Darüber hinaus darf er nicht. Kein Gott ohne die Pummerin.

Gott aber wird uns, wie Hiob, an Grenzen führen. Damit wir darüber gehen. Zuerst wird Sie das schrecken. Mich erschreckt dieser Gott immer wieder. Dabei weiß ich doch (und Sie wissen es auch): Das Leben schrumpft mir zusammen. Es wird mit den Jahren immer enger. Erfahrungen, Ideen, Begegnungen, Leidenschaften: Alles wird trocken, eng, klein. Wir ersticken am Leben. Und da kommt ein Gott, der uns über die Grenzen stößt, aus den Höhlen heraus in eine prächtige Landschaft.

Alles verändert sich, ständig neue Herausforderungen, – und jetzt kommt auch noch der Pfarrer: Anstatt uns zu streicheln, boxt er uns vor die Tür. Nun, erstens: Der Pfarrer bleibt ja nicht selbst in der warmen Stube sitzen. Und zweitens: Es gibt blöde Aufbrüche. Und gute Aufbrüche, bei denen ich spüre: Sie sind richtig, sie müssen sein. Um die geht es. Oder werden Sie Gott eines Tages sagen: Nee, ich wollte mich einfach nicht auf Dich einlassen. Ich wollte Dich nicht kennenlernen.

Wo geht Jesus in die Weite? „In aller Frühe, als es noch dunkel war, stand er auf und ging an einen einsamen Ort, um zu beten.“ – Jetzt haben wir Einsamkeit und Zeit. In der Pastoral geht fast nichts mehr. Wäre das nicht die Chance, Stille und Einsamkeit anzunehmen, sie zu nutzen fürs Beten und Nachdenken über Gott? Aber wer in der Kirche gibt Ihnen diesen Rat?

Er „ging an einen einsamen Ort, um zu beten.“ Können Sie sich vorstellen, dass dies Momente der Enge waren? Jesus trifft hier auf Gott! Was tut Gott? Gott passt uns sich an (!). Gott macht uns gottfähig. Das geht gar nicht ohne Weitung. Weil Gott unendlich ist.

Sie meinen, wir seien das nicht: weit und unendlich? Und was ist mit Ihrer Fantasie? Mit Ihrer Liebe? Ist die Liebe zu Ihren Kindern nicht unendlich weit? Was ist mit Ihrem Geist, Ihrem Glauben, Ihrer Hoffnung? Alles das ist weit.

Wissen Sie, wie das Buch Hiob endet? „Der Herr aber segnete die spätere Lebenszeit Hiobs mehr als seine frühere. Er sah seine Kinder und Kindeskinder.“

FÜRBITTEN

Wir beten…

… um Priester, die trösten.
„Meine Tage, sie gehen zu Ende, ohne Hoffnung.“ – … um ruhige, feste Hoffnung.
„Alles aber tue ich um des Evangeliums willen.“ – … um gute Seelsorger
… darum, dass wir möglichst viele für das Evangelium gewinnen.
Für alle, die mit anderen zusammenleben. Für die, die alleine sind.
Um guten Rat.
Um Heilung.
Um gute Politiker.
Um das Reich Gottes.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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