Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Montag, 21. Dezember 2020

21/12/2020 


Die Predigt zum Anhören

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Wie geht es Ihnen? Tragen Sie schwer? In schweren Zeiten? Wie gehen Sie auf die Feste zu? Müde? Gereizt? Erschlagen, ohne große Hoffnung? Oder gelassen? Zunächst einmal ist alles erlaubt, jeder Zustand. Für die Krippe gibt es keinen Dresscode. Nach Bethlehem werden damals alle möglichen Zustände gekommen sein, Müdigkeit, Neugierde, Skepsis, Ergriffenheit, Glaube… Und dann wurden sie alle zusammen berührt vom Anblick des neugeborenen Kindes und seiner Mutter. Diese beiden, Maria und Jesus, sind ganz für sich, in einer anderen Welt geborgen – und doch offen für alle, die da ankommen. Darin Gott ähnlich, der ganz für sich ist und gleichzeitig weiter als die Himmel.

Wir sind, wie wir eben gerade sind. Aber wen wir heute treffen oder an Weihnachten, darauf haben wir keinen Einfluss. Es geschieht uns… Und manchmal ist das, was uns zustößt, genau das, was unser Leben wendet zum Guten. Sie müssen Weihnachten nicht machen. Sie müssen nur gehen und erlauben, dass es Ihnen geschieht. „Mir geschehe.“

Die Menschen, die wir heute treffen, sind: leicht und zugleich kraftvoll. Nicht schwer wie wir. Maria „eilte“; Elisabeth ruft „mit lauter Stimme“; der Geliebte „springt über die Berge, hüpft über die Hügel“; der Geliebte „späht durch die Gitter“ und ruft: „Steh auf, meine Freundin! Steh auf, meine Schöne, so komm doch!“

Diese Menschen, Frauen, Männer, Paare sind leicht, voller Energie. Nicht die Energie der Leistungssportler; auf ihren Gesichtern sind nicht die Mühen des Trainings und des Verzichts zu sehen, sondern Freude. Diese Menschen strahlen von innen. – Erleben Sie, dass die Kirche strahlt? Was haben diese Menschen, was wir heute nicht haben?

„Den Glauben!“, antworten die Frommen. „Die Gnade“, wissen die Theologen. Alles richtig. Der echte (!) Glaube und die Gnade machen den Menschen leicht.

Ich will nur eines noch dazusetzen: Diese Menschen haben Ballast abgeworfen. „Maria machte sich auf und eilte in eine Stadt im Bergland von Judäa.“ Das geht nicht mit schwerem Gepäck. Das geht nicht mit Gedankengebäuden und Sorgenbergen. Eilen, auf einen anderen Menschen zu, das geht nur, wenn man frei ist.

Maria ist auch nicht konzentriert. „Konzentriert“ hat etwas Verbissenes, Hartes. Ich bin konzentriert bei der Messe… Maria ist gesammelt. Das ist viel schöner. Maria ist einfach.

Maria ist auch „rein“ und “jungfräulich“. Viele mögen diese Wörter nicht. Aber könnte es nicht sein, dass „rein“ und „jungfräulich“ vor allem bedeuten: leicht und frei? So kann man eilen. Eilen, nicht hetzen. Springen, nicht hocken.

Was werden Sie wegwerfen vor dem Fest? Was könnten Sie hergeben und hinter sich lassen? Erwartungen etwa. Oder Erinnerungen. Das finde ich selbst besonders schwer. Ich klammere an den schönen Erinnerungen. Aber könnte ich sie nicht wegschenken, dem Kind?

Was könnten Sie weglassen, um leichter zu werden? Sie wissen, dass die Sünde ein Ballast ist? Sünde ist nie leicht; sie hat immer etwas Schweres, Ziehendes. Sünde beflügelt nicht. Die Sünde, das sind sinkende Hände, krampfende Hände. Sie könnten eine ganz bestimmte Lüge aufgeben. Oder eine schräge „Gerechtigkeit“, die nur verhindert, dass Sie einem anderen vergeben. Sie könnten eine Gier weglassen. Oder die Verachtung für die Armen oder die Angst vor ihnen…

Maria machte sich auf und eilte… Und dann: „Exultavit infans in utero eius“ – das Kind hüpft vor Freude. – Zu Weihnachten wünschen ich Ihnen einen jener Momente, die man nicht machen kann und die Sie vielleicht auch gar nicht mehr erwarten: den Moment, wo alles leicht wird und richtig.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

Souveräner Malteser-Ritter-Orden

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