Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

Aktuelles

Christmette 2020

24/12/2020 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Hl. Geistes

Wir sind für andere da. Das erste Weihnachten war nicht für die kleine Familie, es war für alle Menschen. Das erste Weihnachten war schon für Sie. Und Ihr Weihnachten ist wieder für andere. Zum Beispiel für die Jungen. Überall wird in den Pfarren diskutiert: Wir müssen was für die Jugend tun. Wie kriegen wir die in die Kirche? Warum kommen sie nach der Firmung nicht mehr? Mich interessiert viel eher: Kann es sein, dass die Jungen am meisten unter Corona leiden? Viel weitreichender als wir Erwachsene? Natürlich leiden auch die Alten und die Gastronomen und die Musiker und die Kurzarbeiter. Aber ich will Sie an die Jungen erinnern. Die wir oft nicht verstehen, weil wir längst vergessen haben, wie das ist, jung zu sein. Denen wir sagen: Du hast doch das ganze Leben noch vor dir! Nur, was für ein Leben?

Jung sein bedeutet: sich auf die Eltern verlassen können. Plötzlich sind die Eltern selbst hilflos. Oder die Erwachsenen drehen durch, was noch schlimmer ist als Erwachsene, die dich ignorieren. Jung sein bedeutet: so viel herausfinden. Geht nicht mehr. Den Wheely kann man auch bei Corona üben, aber nicht mehr, wie man auf coole Weise einen Club betritt und ein Bier bestellt. Reisen machen, die Mannschaft treffen, den Beruf planen: erstmal aus. Die Jungen sollen jetzt allein in ihrem Zimmer bleiben, – in einem Alter, wo man genau das nicht will: allein sein. Schon vor der Krise mussten sie in eine Welt mit unendlich vielen Möglichkeiten gehen. Ist Ihnen klar, dass das einen jungen Menschen total überfordern kann? Wie soll er sich entscheiden? Schon vor der Krise erlebten die Jungen eine Welt mit vielen schier unlösbaren Problemen. Ich verstehe, dass man da am liebsten einfach nur noch Musik hören oder Computerspiele machen will.

Und dabei sind sie auch noch abhängig: noch kein festes Einkommen, keine eigene Wohnung und schon gar kein Haus. Vielleicht irgendwann mal ein Haus, aber werden sie das erhalten können? Die Jungen fühlen sich hilflos. Normalerweise ist man als junger Mensch mal ratlos, aber nicht hilflos. Und wenn man ratlos ist, geht man raus, trifft Leute, quatscht, trinkt was; dann geht es wieder. Da kommt ja noch was! Aber jetzt? Was kommt noch? Wir haben unseren Lebensentwurf verwirklicht, die noch nicht. Sie fühlen sich „lost“. Das ist Englisch und heißt: verloren. Geht Ihnen auf, was es bedeutet, wenn sich eine ganze Generation verloren fühlt? Wie gefährlich das ist?

Vielleicht ist die Jugend auch deswegen lost, weil schon die Eltern lost waren. Schon vor Corona waren die Menschen verstört durch das Tempo der Veränderungen, durch die sozialen Medien, die alle nutzen und keiner durchschaut; durch ein Wirtschaftssystem, bei dem viele auf der Strecke bleiben. Bis vor einem Jahr hat es geholfen, sich an Gewohnheiten und Dingen festzuhalten. Statussymbole sind meistens Dinge. Und nun werden uns die Gewohnheiten genommen und bald vielleicht die Statussymbole. Reicht es wirklich noch, den Jungen nur zu sagen: Ein guter Job ist das Wichtigste! Brauchen Junge nicht einen Lebensrat statt Karriereplanung?

Und nun? Zaubere ich jetzt die Lösung aus dem Hut? „Jesus liebt dich“, oder so? Die Lösung ist wohl kaum die Kirche, die Sie derzeit erleben. Ist der Glaube die Lösung? Schwierig. Der Jugend fällt es im Traum nicht ein, dass der katholische Glaube die Lösung sein könnte.

Aber die Menschen vom ersten Weihnachten, die können uns helfen. Diese drei sind nicht lost. Maria, ihr Partner Joseph, Jesus: Sie haben es nicht leicht, aber sie fühlen sich nicht verloren. Warum? Weil diese drei glauben. Sie haben einen Auftrag. Sie haben Hoffnung. Sie zahlen einen Preis. Das ist wichtig. Wer nicht mit dem eigenen Leben zahlt, ist nur ein Schwätzer. Und Schwätzer helfen der Jugend nicht.

Viele machen an Weihnachten einen großen Fehler. Sie wollen das Fest feiern, ohne auf diese drei Menschen zu schauen. Ein flüchtiger Blick aufs Kripperl, mehr nicht. Aber wenn Sie Joseph, Maria und dieses Kind nicht im Blick haben, wie sollen Sie sich da heuer auf Weihnachten freuen können? Alles andere ist ja ziemlich weg…

Diese drei Menschen sind unsere Chance auf ein glückliches Weihnachtsfest. Bei ihnen lässt sich lernen, wie wichtig es ist, einen Glauben zu haben. Dass die Hoffnung über jeden Mist hinüberträgt. Wie man damit umgeht, dass nicht alles berechenbar ist. Heute meinen viele: Die Natur ist gut; die Politiker und Konzerne sind böse. Etwas so Böses wie Corona kann nicht aus der Natur kommen; das muss aus einem Labor kommen, aus einem Plan. – Alle Politiker böse? Die sind wie wir auch: manchmal gut, manchmal böse. Und es gibt nun einmal Krankheiten, und wir werden alle sterben. Wohlstandsmenschen stellen sich so das Leben vor: Die Welt und die Natur sind dafür da, dass es mir gut geht. Und wenn es mir nicht gut geht, sind böse Mächte schuld.

Wissen Sie, was mein Traum ist? Den Jungen zu sagen: Hab keine Angst. Du bist nicht allein und nicht hilflos. Lerne, wie das Leben wirklich ist. Lebe! Lerne bei den drei Menschen von Weihnachten. Die es schwer hatten und trotzdem glücklich waren und sich liebten und an Gott glaubten. Die Sehnsucht hatten nach einem, der alles heilt. Der die Grenze zwischen Himmel und Erde aufhebt. Der die Herzen tröstet. – Das würde ich den Jungen gerne vermitteln. Mit Ihnen zusammen.

Vielleicht müssen Sie, um den Jungen wirklich zu helfen, aufhören, Ihre Kirche nur „irgendwie gut“ zu finden und die Messe „schön“ oder „aufbauend“. Glaube ist etwas anderes. Glaube heißt erkennen: Gott kommt als kleines Kind zu uns, und dieses Kind schenkt uns einen Neuanfang. Wenn Sie zu solchem Glauben kommen, wenn Sie wirklich glauben, fest und tief und offen, dann werden die Jungen Sie anschauen und spüren: Das geht. So kann man leben.

FÜRBITTEN

In der Not besinnen wir Menschen uns auf die, die uns am nächsten sind: die Familie und unsere Freunde.

Wir beten für unsere Familien und Freunde.

Weihnachten scheint vielen heuer schwierig. Doch die Liebe, die sonst künstlich unterdrückt wird, bricht am Heiligen Abend hervor aus tiefen Quellen. Dieser seltsame Tag ist festlich und feierlich und freundlich.

Wir beten um ein überraschendes, glückliches Weihnachten.

„Was vermissen Sie am meisten?“, wurde ein junger Mann gefragt. „Nach vorne zu schauen und auf etwas hinarbeiten zu können.“

Wir beten um Phantasie, Mut und Tatkraft. Und um Zusammenhalt.

Wir beten für

Unsere Nachbarn in Mailberg. Und die übernächsten Nachbarn.

Für die Pfarre.

Für die Kranken.

Für die Politiker.

Für unsere Toten.

Und wir beten für die Jungen in Mailberg und in Wien.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

Souveräner Malteser-Ritter-Orden

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