Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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32. Sonntag im Jahreskreis, 8. November 2020

08/11/2020 


Die Predigt zum Anhören

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

„Sie wurden alle müde und schliefen ein.“ Dann fallen Schüsse. Die Querschläger treffen nicht bloß Biergläser und Mauerecken; sie treffen auch dieses Evangelium. – Jungfrauen und Öllampen: Was Sie vielleicht für geschlossen halten, altes Zeug aus einer alten Welt, wird aufgesprengt, und mit einem Mal verstehen wir. – Braucht es Gewalt? Braucht es wirklich einen Schock, damit wir verstehen? Was ist los mit uns?

Nichts von dem, was am letzten Montag geschah, ist neu; nichts geschah zum ersten Mal in der Geschichte. – Da geht eine aus dem Haus, sie muss zu Arbeit. Die Kaffeetasse wird sie abspülen, wenn sie zurückkommt; morgen wird ihr ein Freund die Haare machen. Doch sie kommt nicht zurück. Ein junger Typ macht sich fesch: ausgehen, bisschen quatschen, sich zeigen. Die neuen Sneakers blitzweiß. Zwei Stunden später ist nichts davon noch wichtig. Menschen, falsche Zeit, falscher Ort: Das reicht. So wird das Leben immer sein. Was bleibt uns? Dauerschrecken? Angst? Wurstigkeit? Geht alles. Die alte Geschichte von Jungfrauen und Öllampen sagt etwas anderes: Wachsamkeit. Seid wachsam! Seid vorbereitet! Nicht, indem ihr euch in der U-Bahn umschaut, ob da einer sitzt mit einem dunklen Bart; nicht, indem ihr den Fluchtweg sucht, bevor ihr euch im Gasthaus niedersetzt. Vorbereitet sein, wachsam sein, bedeutet einfach: nicht vergessen, wie das Leben sein kann.

Damit wir uns recht verstehen: Das Leben kann sehr schön sein. Mit Freunden beim Abendessen sitzen, ist schön. Die Schönheit ist kein Zufall; sie ist da wie die Luft und das Wasser. Sie ist ein Gesetz dieser Welt. Doch es gibt auch andere Gesetze. Diese Woche und dieses Evangelium nennen uns drei Lebensgesetze. Erstens: jederzeit. Normalerweise leben wir mit „irgendwann“, „später“, „vielleicht“. Am Montag hat jeder in Wien kapiert: Es kann jederzeit so weit sein. „Während sie aber auf dem Weg waren, um das Öl zu kaufen, kam der Bräutigam.“

Zweites Gesetz des Lebens: zu spät. „Und die Türe wurde verschlossen.“ Der verpasste Zeitpunkt. „Ich kenne euch nicht.“ Die Törichten sind einfach zu spät. Es kommt der Tag, wo es zu spät ist, sich zu versöhnen, zu spät zu verzeihen, zu spät, an Gott zu glauben. Wenn das Gericht zusammentritt, ist keine Gelegenheit mehr, Gutes zu tun. Und wer den Herrn nicht kennt, wird von ihm nicht gekannt.

Drittes Gesetz des Lebens: Es wird nichts geschenkt. Das Gute kann man nicht von anderen ausleihen; das Richtige muss man selber tun. „Geht zu den Händlern und kauft es euch.“ Wir selbst haben Verantwortung.

Und was folgt aus diesen drei Gesetzen des Lebens? Was sollen wir also tun? Vorbereitung. Wir müssen uns vorbereiten. Da geht es nicht um Drohung oder Angst, sondern um Lebenshandwerk. Wer nur etwas Öl mitnimmt, hat so viel wie gar nichts. Die Torheit besteht in der mangelnden Vorbereitung. Die Törichten sind einfach inkompetent. Nicht das Einschlafen ist das Problem, nicht die andauernd angespannte Erwartung ist gefordert, nur die gute Vorbereitung. Konkret: Die Törichten glauben zwar, sie sind „katholisch“, aber sie tun nichts. Sie haben sich nicht durch gute Werke vorbereitet. Dabei es ist gar nicht schwer: „Wer sie am frühen Morgen sucht, braucht keine Mühe, er findet sie vor seiner Türe sitzen“ (Weish 6).

Vorbereiten, das heißt, so leid es mir tut, sich bemühen, sich konzentrieren. Sich vorbereiten, das heißt, die Liebe hüten, denn auch sie kann langsam zu Ende gehen wie das Öl in der Lampe. Sich vorbereiten, das heißt, sich in Geduld üben. Denn es braucht Geduld, wenn die Nacht dahinschleicht und der Bräutigam ausbleibt. Geduld ist wie Treue: Beide müssen sich bewähren in der Dauerhaftigkeit.

Sich vorbereiten heißt: sammeln. Sonst reicht das Öl nicht. Und was sollen wir sammeln? Einsicht. Einsicht fliegt einem nicht zu. Wie das Können nicht und wie die Nachhaltigkeit nicht. Das heißt für uns hier: Einsicht, die man aus geduldigem Hören und Lesen der Bibel und aus treuem Gebet gewonnen hat. Ohne solche Einsicht kann die Kirche / Pfarre nicht überleben. Also ständige Wiederholung. Das gilt für die Handgriffe der Feuerwehr, für den Trick mit dem Fahrrad oder dem Fußball; das gilt für den Glauben und den Gottesdienst. Es kann hier nicht immer um ein neues Event gehen (Corona). Sie fürchten die Langeweile? Es gibt Eintönigkeit, die kaputt macht, ja. Aber es gibt auch eine Eintönigkeit, die prägt und innerlich aufbaut. Die Reserven anlegt, die reichen müssen für das Leben. – Wer anderen von der Bibel erzählen kann, von Abraham, vom Zug aus Ägypten, von Maria und den Aposteln, der verfügt über einen Schatz von Geschichten, aus denen man leben kann.

An diesem Evangelium ist nicht der Hinauswurf Wichtigste, sondern die Erwartung. Wir sehen nur die Türe, und noch ist diese erst einen Spaltbreit geöffnet. Aber dahinter ist das große, strahlende Fest Gottes. Also trauern wir nicht „wie die Ungläubigen, die keine Hoffnung haben“ (1 Thess 4).

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

Souveräner Malteser-Ritter-Orden

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