Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

Aktuelles

Hochfest der Apostel Petrus und Paulus, 2020

29/06/2020 


Die Predigt zum Anhören

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Wer feiern will, muss sich was trauen. Jeder, der zum Essen einlädt und selber kocht, weiß das. Wer alte Freunde mit neuen Freunden zusammenbringt, weiß es auch.

Wir feiern einen Mann, den Jesus anschrie: „Weg mit dir, Satan! Hau ab!“ Und einen zweiten, der schreibt: „Ihr wisst, wie maßlos ich die Gemeinde Gottes verfolgte und zu vernichten suchte.“ Moralisch anspruchsvolle Leute würden weder Peter einladen noch Paul. Sogar der Ort, an dem sie gefeiert werden, ist heikel. Der geistige Ort dieses Festes ist die katholische Kirche. Wer hier traut sich, die Kirche zu feiern? Erstickt nicht jede Feier der Kirche in peinlicher Scham? Oder in noch peinlicherem Triumph, in jenem katholischen Jetzt-erst-recht, das es schafft, aus der Schuld der Kirche doch noch einen Ehrenpunkt zu machen? Petrus war ein Versager, aber Jesus hatte ihn trotzdem lieb. Manche Päpste waren Halunken, aber es gibt doch auch die Kathedrale von Chartres und Mutter Theresa. Will man die Kirche ernstlich so retten, auf diese Weise? Auswählen und mit Leistungen angeben? Gutes gegen Schlechtes aufrechnen? So möchte ich noch nicht einmal einen Ehestreit führen. Ja, ich habe dich betrogen, aber da war doch auch der Urlaub auf den Malediven. Das ist vulgär.

„Und sie waren voll Verwunderung und Staunen über das, was mit ihm geschehen war.“ So heißt es in der Lesung. Verwunderung und Staunen: Vielleicht ist das der Schlüssel. Statt Überdruss, Verlegenheit und dummer Angeberei bleiben wir vor Petrus und Paulus und der Kirche stehen mit Verwunderung und Staunen. Damit lässt sich feiern. – Verwunderung und Staunen will ich in Ihr Herz legen, wenn Sie in die Malteserkirche kommen.

Wir bekennen: Ich glaube an Gott, den Vater. Ich glaube an Jesus Christus. „Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige katholische Kirche.“ Ist das wahr? Ist das stolz? Oder frech? Die Kirche gestellt neben die Dreifaltigkeit! Das die große Herausforderung für jeden Gläubigen: sehen, was ist und dennoch glauben. Sehen, was vor Augen ist – und mehr zu sehen. Verwunderung und Staunen.

Petrus (um nur von ihm zu sprechen): Wird „der Fels“ genannt. Wurde gerettet, als er Jesus über die Wellen entgegengehen wollte. War bei der Verklärung dabei. Wollte es nicht dulden, dass Jesus ihm die Füße wäscht. Griff zum Schwert und schlug dem Diener des Hohenpriesters ein Ohr ab. Verleugnete Jesus dreimal in einer Nacht. Wurde von Paulus als Heuchler kritisiert. Weinte ob seiner Schwächen. Hielt die Predigt am Pfingsttag. Bekehrte den ersten Nicht-Juden. Wurde in den Kerker geworfen. Heilte einen Lahmen und erweckte Tabita vom Tod. Führte die Gemeinde in Jerusalem. Und wurde als alter Mann gekreuzigt, mit dem Kopf nach unten. Petrus: Beharrlichkeit trotz Schwäche, Glaube trotz Angst, Überzeugungskraft trotz Zweifel. Petrus, der Fels, ist ein Mensch. Und stirbt vielleicht wie andere Menschen auch: ratlos, einsam, überrascht. Staunend, so wird Petrus auf sein Leben geschaut haben, nicht wahr? Und auf die Kirche, die da vor seinen Augen entstand. Staunen und Verwunderung.

Jesus blickt Simon an und sagt zu ihm: „Selig bist du! Du bist Petrus – der Fels – und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen, und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen.“ Petrus ist alles andere als ein Fels, als Jesus das sagt Seine Stärke kommt von Christus. Die Kirche ist nicht stark aus sich; sie wird nicht siegen aus sich heraus, sondern weil Christus es will. So ist die Kirche: zuerst Schwäche und dann das, was der Herr dazugibt. Die Kirche ist stark, aber sie steht in den Abgründen der Menschheit. Nur ein einziger hält sie.

„Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes.“ Die Kirche ist auf diesen Glauben gebaut, nicht auf die Fähigkeiten des Petrus. Weil der Glaube der Kirche feststeht, ist Petrus fest wie ein Felsblock. Die Festigkeit der Kirche kommt nicht aus Herzenshärte und sturer Verblendung, sondern aus der Treue. Die Wahrheit ist unerschütterlich fest. Christus ist der Grundstein der Kirche. Er ist auch der Schlussstein. Deswegen ist die Kirche heilig. Zwei ganz unterschiedlich Menschen werden berufen, die Säulen des Baues zu bilden: Petrus und Paulus.

Das Fest der Apostelfürsten wird gefeiert vom Jahr 354 bis heute, bis hierher, in die Kirche des Souveränen Malteser-Ritter-Ordens. Staunen und Verwunderung. Die Kirche ist eine Gemeinschaft von Frauen und Männern, die sehr verschieden sind. Sie stehen sich vielleicht nicht nahe, vielleicht finden sie sich nicht sympathisch, aber sie haben einen gemeinsamen Glauben: „Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes.“

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

Souveräner Malteser-Ritter-Orden

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