13. Sonntag im Jahreskreis (A), 28. Juni 2020
13. Sonntag im Jahreskreis (A), 28. Juni 2020 Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Hl. Geistes Ein Vater, eine Mutter, die ihr Kind taufen lassen, treffen eine Entscheidung. Sie entscheiden sich, mit der Kirche anzufangen. Mit der Taufe ihres Kindes öffnen sie die Tür zu Pfarrern, Kirchenbeitrag, Kommunion, Firmung usw. usw. – Mir ist das alles ziemlich gleich. Mich interessiert etwas ganz anderes, nämlich: Wird der Mensch, der da getauft wird, Christus kennenlernen, ja oder nein? Wird er das Evangelium aufschlagen und darin lesen? Wird er am Sonntag gemeinsam mit andern von Jesus hören? Eine Kirche, die nicht zu Christus hin hilft, interessiert mich nicht. Noch eine Entscheidung. „Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert. Wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert.“ Krass, oder? Da schneide ich schlecht ab. Ich habe so vieles in meinem Leben mehr geliebt als Jesus. Und Sie? Wie war das bei Ihnen? Dass Jesus alle willkommen heißt, alle integriert, uns annimmt, wie wir sind, ist ein Religionslehrerinnen-Märchen. Jesus trennt. Sogar Familien. Jesus kann ein Bindemittel sein, stärker als jedes andere, – aber auch ein Sprengsatz. „Wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert.“ Erklären muss ich das nicht. Jeder weiß, was Jesus will: eine Entscheidung. Für ihn. Er oder keiner. Ich bewundere die, die wirklich nach diesem Wort leben. Ich fühle mich denen nahe, die dieses Wort beunruhigt, erschreckt, stresst. Ich kann auch akzeptieren, wenn jemand nicht glaubt. Aber Leute, die sich Christen nennen, denen aber einfach gleich ist, was Jesus sagt, – solche Leute werde ich nie verstehen. Eigentlich will ich auch nichts mit ihnen zu tun haben. Wenn wir alle hier beunruhigt wären von dem, was Jesus sagt: Das wäre meins. Manche Sachen gehen nur ganz oder gar nicht. Eine Frau kann nicht ein bisschen schwanger sein. Man kann ein bisschen YouTube schauen und ein bisschen joggen, aber man kann nicht ein bisschen Weinberg anlegen oder ein bisschen Rehbock schießen, und wenn ein Mann einer Frau sagt, er liebe sie ein bisschen, dann soll sie ihm eine Watschen geben und weiterschicken. Warum meinen die meisten Leute, das ginge: ein bisschen Gott, ein bisschen Taufe? Die Taufe wirkt so harmlos: ein Familienfest, ein schöner Brauch. In Wahrheit ist jede Taufe eine ganz große Geschichte. Ein Epos, ein Drama, vor dem jeder Hollywood-Film einpacken kann. Wir sehen ein Kind und ein paar Tropfen Wasser. Was aber in Wahrheit geschieht: Ein Mensch taucht ein in die Wasser des Todes, taucht unter – und springt ins neue Leben. Nicht allein: mit Christus. Was in der Taufe geschieht, geht also durch die Zeit, über zwei Jahrtausende hin, über viele, viele Länder und die unzähligen Menschen, die den Glauben weitergegeben haben. Taufe bedeutet: Christus trifft auf einen Menschen. Die uralte Geschichte. Die neue Geschichte. Das alles ist gemeint, wenn es heute in der Lesung heißt: „Wir wurden mit ihm begraben durch die Taufe … Sind wir nun mit Christus gestorben, so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden.“ Es geht ums Leben. Sterben kann einfach bedeutet: alles verlieren, Schluss, aus. Oder sterben bedeutet weitergehen, mehr werden. Das ist der springende Punkt am Glauben: mehr Leben. „Wer das Leben gewinnen will, wird es verlieren; wer aber das Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen.“ Wir alle verlieren unser Leben: schrittweise, jeden Tag. Bald wird das Baby nicht mehr an der Brust seiner Mutter liegen. Es verliert das Baby-Leben und wird ein kleines Mädchen. Ein kleiner Junge verliert sein Kinderleben und wird ein junger Mann, der Verantwortung hat. Warum klammern alle? Eltern an ihren Kindern, Partner aneinander, junge Männer an ihrem Auto… Wir sollen weitergehen, nicht klammern. Mit Christus wird das Leben wird nicht weniger; es wird anders. Und mehr. Ohne Christus vergeht es einfach. Ich finde in der Kirche mehr Leben. Sicherheit und Intensität, Herausforderung und Trost, Tradition und Modernes. Ich finde in den Sakramenten und im Gebet die Kraft, mich immer wieder auf meine Taufe einzulassen. Das aber bedeutet auch: sterben, um zu leben. Es macht so einen Unterschied, ob man sich vom Leben plagen lässt, alles nur grantig erträgt – oder ob man das tägliche Vergehen bewusst akzeptiert, mit Christus stirbt und dadurch mehr lebt. Man beleidigt Sie, man verzeiht Ihnen nicht, man kommt Ihnen blöde, – aber Sie ertragen es ruhig. Ihr Egoismus tobt – und Sie halten dagegen; Ihr Herz ist müde, kalt, träge – und Sie nehmen sich zusammen; Ihre Jugend vergeht und Ihre Körperkraft – und Sie akzeptieren es: alles kleine Tode. Sterben, jeden Tag ein bisschen. Aber im gleichen Augenblick entsteht etwas Neues in Ihnen und wird stark: das Leben Christi. Mit Christus sterben, um mit ihm zu leben: Das bedeutet die Taufe. Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors. Die Predigt zum Download finden Sie hier!Die Predigt zum Anhören