Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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11. Sonntag im Jahreskreis (A), 14. Juni 2020

14/06/2020 


Die Predigt zum Anhören

„Geht! Weckt Tote auf!“

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Zombiewelt. Sie wissen, wie die sich bewegen… Sie kennen Zombies. Menschen, die herumgehen und doch irgendwie… tot sind. Kalt. Sagen Sie jetzt nicht: Kino. Das Kino bildet ab, was es gibt. Das Kino macht das, was es gibt, nur größer, farbiger. Kein Regisseur käme auf Zombie-Filme, wenn es nicht Menschen gäbe, die wie Zombies geworden sind. Auch das, was sein könnte, ist da: in unserem Kopf. In unserem Verstand, in unseren Träumen sind alle die Dinge, die sein könnten. Es fehlt nur noch ein Schritt, und wir können es sehen und hören; es kann uns anfassen. Die Grenzen zwischen der Fantasie und der Realität sind nicht so klar gezogen, wie es der Mechaniker gerne hätte.

Dort draußen gibt es keine Fantasie, keine Experimente: von Montag bis Freitag Engführungen, Terminkalender, Sachzwänge, alternativlose Denk-Gesetze. Und plötzlich ein Virus… Sie brauchen aber kein Virus, um anders zu denken. Das Evangelium lehrt Sie immer wieder, das zu denken, was die Leute für unmöglich halten. „Geht! Weckt Tote auf!“, sagt Jesus den Aposteln. Sie können sich vorstellen, wie diese Männer waren, diese Fischer und Zöllner: Das waren Handwerker, Geschäftsleute… Und solchen Männern sagt Jesus: „Weckt Tote auf!“ Wie hätten Sie reagiert? Wären Sie gegangen? Und wie? Aufgeregt, oder? Ratlos. Sehr gespannt. Fasziniert: „Was er uns zutraut!“

Jesus selbst hat mehrfach Tote wieder zum Leben erweckt. Auch von manchen seiner Heiligen wird das berichtet. – Können wir also wirklich sicher sein, dass es das nicht gibt: eine Toten-Erweckung? „Es gibt keine Wunder!“ Das ist auch ein Dogma, nicht wahr? Lustigerweise verkündet von denen, die Dogmen ablehnen. Würde es nicht reichen zu sagen: Sehr wahrscheinlich gibt es keine Wunder? Könnte es nicht sein, dass Wunder der Natur gar nicht widersprechen, sondern nur dem, was wir von der Natur wissen? Lassen Sie Türen offen in Ihrem Kopf!

Wenn eine Erweckung von den Toten in jeder Hinsicht ausgeschlossen ist, dann bleibt nur die Konsequenz: Das Evangelium lügt, naiv oder planmäßig. Wenn wir alles Wunderbare streichen können, dann bleibt vom Evangelium nur noch: anderen helfen, verzeihen… Dazu brauche ich aber kein Evangelium. Schon der Hausverstand sagt mir: Wenn du nicht verzeihst, ist deine Beziehung am Arsch. Wenn ihr einander nicht helft, zerfällt das Dorf. Das Evangelium ist kein Lebensratgeber. Das Evangelium sprengt unser eingefahrenes, totes Denken. Wir werden lebendig.

„Geht und verkündet: Das Himmelreich ist nahe! Heilt Kranke, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt Dämonen aus!“ Das steht im Evangelium. Aber ein Himmelreich gibt es doch ebenso wenig wie es Dämonen gibt. Kranke heilen können nur Ärzte. Aussatz ist ausgestorben. Toten-Erweckungen: alte Wundergeschichten. Ist das Evangelium also erledigt? Kommt die Krise der Kirche nicht nur vom unfähigen Klerus, sondern vom Evangelium selbst? Davon, dass hier nach wie vor Sachen erzählt werden, die kein Mensch mehr ernst nehmen kann?

Der Umgang mit dem Evangelium ist schwierig. Man kann sich verrennen, man kann zu geschickt sein oder platt oder zu fromm. Da ist es gut zu wissen, dass die Bibel gar nicht vernünftig in unserem Sinn sein will, nicht logisch. Die Bibel ist auch kein allgemeines, überall gültiges Gesetz. Sie funktioniert eher wie eine Liebesgeschichte: Diese Frau oder keine. Dieser Jesus oder keiner. Es geht in der Bibel um Beziehungen, konkrete Situationen, neue Antworten. Jesus interessiert sich nicht für eine Deklaration der Menschenrechte oder ein Weltethos, das den Chinesen ebenso einleuchtet wie den Tirolern. Jesus geht es einfach um Wachsamkeit: Vernehmen, was Gott will – und sehen, wie es weitergeht.

Deswegen ist es wichtig, die Bibel wörtlich zu verstehen und symbolisch. Sie erzählt von Dingen, die wirklich geschehen sind und von dem, was sie bedeuten. In den Wundern begegnet uns der unfassbare Gott. Punkt. Nicht mehr, nicht weniger. Da kann man sich lustig machen und außen vor bleiben, oder aber staunen und fragen: Was willst du, Gott? Man kann draußen bleiben oder einsteigen; man kann die Kirche sehen als eine Institution irgendwie zwischen tödlich langweilig und verkommen oder aber als geheimnisvolles Ereignis, das uns verwandelt. Die Wunder sind wie Felsbrocken, die vom Himmel fallen, liegen bleiben, sperrig, und den Weg in die Herrlichkeit weisen.

Gott erweckt Tote. Und lässt es uns auch tun. Anders als er, aber doch. Vergessen Sie nicht: Der Glaube ist eine Macht. Er kann einen Familienstreit heilen; er kann Eltern ihre Kinder ganz neu sehen lassen. Ein Wort des Glaubens, ein Lied kann eine Seele verwandeln: aus einem müden, erschöpften Zombie wird ein lebendiger Mensch. – Eines steht fest: Wenn Sie immer nur klein und geordnet denken, werden Sie keinen auferwecken.

„Geht! Weckt Tote auf!“ Kann es sein, dass Sie heute die Apostel sind? Dass Sie heute die Macht und den Auftrag bekommen: Geht, verkündet, heilt, macht lebendig!

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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