Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Montag der zweiten Fastenwoche, 9. März 2020

09/03/2020 


(Lesungen vom Dienstag der zweiten Fastenwoche)

In Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

„Behüte deine Kirche und verlass sie nicht. Wir sind dem Tod verfallen und gehen ohne dich zugrunde.“ Das Tagesgebet dieser Messe. Wir gehen zugrunde? Vor wenigen Jahren hätten die meisten, die das hörten, noch gedacht: „Mal nicht übertreiben!“ Heute wissen alle, dass die Lage ernst ist, in der Welt und in der Kirche. Und dass es noch schlimmer kommen könnte, in der Kirche wie in der Welt. Ich muss jetzt wirklich keine Beispiele anführen, um Sie zu überzeugen.

Was tun? Nach Hause gehen, die Tür verschließen und hoffen, dass es vorüber geht? Dass man irgendwann wieder hinaustritt und die Sonne scheint und die Vögel zwitschern und alles ist gut? Ist so das Leben unter der Obhut Gottes?

Die Tür schließen und abwarten ist eine Möglichkeit. Dass sie für Christen nicht passt, ist offenkundig.

Die Lesungen dieser Messe geben zwei Handlungsmaximen. Beim Propheten steht: „Wascht euch, reinigt euch!“ – „Lasst ab!“ – „Hört auf!“ – „Sorgt!“ – „Helft!“ – „Lernt!“ – „Lernt, Gutes zu tun!“ Sie spüren, wie der Prophet Sie an den Schultern packt und rüttelt: „Tu etwas!“ Das bedeutet auch: Du kannst es. Gleich ob Fastenzeit oder aktuelle Weltzeit: Wir sind nicht klein und hilflos. Wir können etwas tun. Zuallererst bei uns selbst. Wir können etwas verändern: Das ist die Grundüberzeugung hinter dem Wirken in der Malteserkirche hier wie draußen in Mailberg.

Die zweite Handlungsanweisung kommt vom Herrn selbst. Sie ist viel weitreichender: „Tut und befolgt also alles, was sie euch sagen. Aber richtet euch nicht nach dem, was sie tun.“ – „Sie“, das sind die Schriftgelehrten und Pharisäer. Nun zu sagen: Ja, das war damals, würde bedeuten: Das Wort Jesu gehört der Geschichte, nicht der Gegenwart. Es ist für uns hier irrelevant. Mit dieser Lesart können Sie das Evangelium gleich zuklappen und in die Bibliothek stellen zu den anderen alten Büchern. Dass alles, was Jesus sagt, für hier, für jetzt Bedeutung hat, ist eine Grundbedingung für die Existenz der Kirche.

„Tut und befolgt alles, was sie euch sagen. Aber richtet euch nicht nach dem, was sie tun.“ Die Sprengkraft dieses Wortes macht mir Angst und lässt mich meine Müdigkeit und mein Unvermögen noch deutlicher spüren. Denn was sagt Jesus hier? „Prüft! Prüft eure Autoritäten! Überlegt genau, woran ihr sie messen werdet, wo ihr ihnen gehorchen werdet und wo nicht.“

„Richtet euch nicht nach dem, was sie tun.“ Nachdem Jesu das gesagt hatte, gab es keine einheitliche Welt mehr. Für immer werden die Christen die sein, die gegenüber stehen. Das geht vom Römischen Weltreich bis heute. Nach diesem Wort Jesu gibt es keine Welt mehr, in der alle das gleichen denken und in der die Autoritäten ein für alle Mal feststehen. Jesus spaltet die Welt mit einem Hieb seines Wortes. Er spaltet sie in Wahrheit und Lüge: Was sie sagen, ist gut, was sie tun – vergesst es! Hier ist die Gemeinsamkeit aufgekündigt. Hier haben Sie: Gehorsam und Kritik, Emanzipation, Gewissen, Eigenverantwortung. Denn „richtet euch nicht nach dem, was sie tun“ heißt: Übernehmt selbst Verantwortung!

Jesus spaltet also die alte Welt. Nicht nur damals. Auch heute: die dort, ihr hier! Und er richtet uns neu aus. „Nur einer ist euer Meister, nur einer euer Vater, nur einer euer Lehrer.“ Wir werden ausgerichtet auf Jesus und den Vater. Bei Christus ist keine Spaltung. Bei ihm ist Tun, Reden, Sein alles eins. Und das haben wir in der Taufe in die Seele hinein empfangen.

Kein Mensch kann auf die Idee kommen, Christus sei einer, der will, dass alles bleibt, wie es ist. Deswegen können Christen es auch nicht wollen. Seit ihren Anfängen lebt die Kirche mit dem Gedanken der lebenslangen Bekehrung; sie trägt sie den Christen auf, an sich zu arbeiten. Fastenzeit heißt also: realisieren, wie die Dinge stehen. Ernst nämlich. Es heißt auch: etwas verändern. „Wascht euch, reinigt euch!“ Läuterung von Herz, Geist, Gemüt, Seele. Prüfung meiner Absichten, Selbsterkenntnis, Ende der Doppelbödigkeiten und Kulissen. Und wer wird uns dabei helfen? Letztlich niemand.

„Nur einer ist euer Vater…“ Damit kappt Jesus alle anderen Autoritäten. Du und Dein Vater im Himmel! Das genügt. Wer sich Gott stellt, wird seine Welt verändern. Denn er kann immer weniger lügen. Er hört auf, sich selbst etwas vorzumachen. Er fängt an, etwas zu tun. „Lernt, Gutes zu tun! Helft den Unterdrückten!“ Solange es keine Gerechtigkeit gibt, ist der schönste Gottesdienst aufgehalten in seinem wahren Lauf.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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