Aschermittwoch 26. Februar 2020
Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes In diesem Evangelium geht es eigentlich gar nicht um das Fasten, geschweige denn um eine Fastenzeit. Es geht auch nicht um die Vergänglichkeit, die anklingt in dem berühmten Wort: „Bedenke, o Mensch, dass du Staub bist und zum Staub zurückkehrst.“ Die Leute denken in ihren gewohnten Bahnen und meinen: Aschermittwoch, da geht es um Fasten und Tod. Ich denke, es geht um etwas ganz anderes. Das Evangelium spricht vor allem von der Verborgenheit. Haben Sie gemerkt, wie oft dieses Wort vorkommt? – Verborgenheit: Das wäre ein ganz neuer Ansatz für die kommenden sechs Wochen bis Ostern. Vergehen, Vergänglichkeit. Das ist der Einstieg in den Aschermittwoch. Aber nicht das Ziel. „Gedenke, o Mensch, dass Du Staub bist und zum Staub zurückkehrst“, werden Sie hören, wenn Ihnen nachher das Mal aus Asche auf die Stirn gezeichnet wird. Wohin führt das Vergehen? Ganz nüchtern betrachtet: ins Verborgene. Wenn unser Körper einmal ganz zersetzt sein wird, ganz vergangen, dann wird nichts mehr von uns zu sehen sein. Wir werden verborgen sein. Und vergessen werden. Von den Menschen – nicht von Gott. Es braucht nur drei, vier Generationen, und an uns denken allenfalls noch ein paar Historiker. Und sogar die wissen nur noch unseren Namen, unseren Beruf, aber von unserem eigentlichen Leben wissen auch sie nichts mehr. Wir gehen alle ins Verborgene. Dahin, wo Gott ist, unser „Vater, der im Verborgenen ist“, wie Jesus gesagt hat. Die Fastenzeit als Weg ins Verborgene. Also in unser Inneres. Unser Inneres, das ist das, was die anderen nicht sehen können. Was nur wir kennen können. Nicht das Vergehen ist entscheidend, auch nicht der Verzicht, sondern das Innere – und dann die Werke, die aus dem geläuterten Inneren kommen. Ganz offenkundig geht es Jesus im Evangelium des Aschermittwochs um die innere Haltung. Die, die er kritisiert, sind die, die alles von außen her sehen. Sie stellen ihr Leben zur Schau, sie wollen bemerkt werden, sie wollen gelobt werden. Solche Menschen sind ausgegossen, neugierig, äußerlich, abhängig von dem, was die Leute denken. Jesus will einen anderen Menschen. Den, der in sich ruht. Der Gott zuerst in seinem Inneren begegnet und dann nach außen geht, in die Kirche, zu den anderen, zu den guten Werken. So wird die Fastenzeit zu einem Weg ins Innere, in die Verborgenheit, in die Stille und in die gute Einsamkeit. Was geschieht dort? Man sieht nicht mehr die anderen, sondern zuerst sich selbst. Wer fastet, lässt etwas weg. Dabei geht es nicht darum, sich und anderen etwas zu beweisen. „Ich habe mir vorgenommen… ich habe durchgehalten.“ Es geht beim richtigen Fasten darum, leere Stellen zu schaffen. Türen, durch die, in diese innere Stille und Leere, Gott eintreten kann. Das ist der Sinn der Fastenzeit. Schauen Sie sich also in die Seele, in Ihr Herz. Schauen Sie ins Verborgene und suchen die Stellen in ihrem verborgenen Inneren, wo die Eigenliebe sitzt, der Egoismus, der Hochmut, die Eitelkeit, die Heuchelei. Dort müssen Sie ansetzen. Das alte Zeug wegräumen. Leermachen. – „Und dein Vater, der das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.“ Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.