3. Sonntag im Jahreskreis (A), 26. Jänner 2020
Von da an… Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes Einer geht am Ufer entlang. Zwei arbeiten. Zwei sitzen mit ihrem Vater zusammen. Manche haben ein Boot. Ganz harmlose Dinge; es ist nichts zu sehen, nichts zu ahnen. Ein paar Bewegungen, ein paar Worte, Entscheidungen einzelner Menschen, einfach. Vielleicht wie Ihr Leben. Und genau darin beginnt das Große. Es beginnt eine Geschichte, die bis hierher in diese Kirche führt. Und es beginnt die noch viel größere Geschichte der Verwandlung dieser Welt: Welt zu Reich Gottes. Ganz einfache Dinge, – und mitten darin ist das Himmelreich ist nahe. In Mailberg, in Obritz, in der Kärtnerstraße ist das Himmelreich nahe. „Es sollte sich erfüllen“, heißt es im Evangelium, als Jesus losgeht. Es gibt also einen Plan. Es wird gestaltet und geführt, ohne dass wir es auch nur ahnen müssen. Es geschieht einfach. Vielleicht kommt daher die Ruhe dieses Evangeliums. Spüren Sie die auch? Trotz der Wege darin, trotz der Entscheidungen (die ja gewiss nicht fühllos waren…), trotz alldem ist es ruhig. Völlige Abwesenheit von Hass. Das ist um so spürbarer, als heute viele vieles hassen. In diesem Evangelium ist keine Hektik, kein Misstrauen, keine Panik. – Irgendwie ist ja die ganze Bibel, die wir heute in den Mittelpunkt der Gottesdienste stellen sollen, ein ruhiges Buch. Nicht die Ruhe der Kälte oder der Gleichgültigkeit, sondern die Ruhe der Gewissheit und Sammlung. Jene Gewissheit, die dir sagt: Du lebst ein echtes Leben, du hast Gefühle, du bist manchmal ratlos, ab und an machst du Fehler, sogar wissentlich. Aber du bist in der Hand Gottes, zusammen mit dieser ganzen Welt. – „Es sollte sich erfüllen.“ Das macht das Herz ruhig. Je nach Situation und Temperament nehmen wir das Leben schwer oder leicht. Wir finden das Leben banal und langweilig oder sehr aufregend. Aber was stimmt? Was ist die Wahrheit über das Leben? Vielleicht weder das eine noch das andere. Was wissen wir schon… Dieses Evangelium macht uns das Herz leichter: So wichtig sind wir und unsere Entscheidungen gar nicht. So wichtig sind die anderen und ihre Entscheidungen gar nicht. Ein Stärkerer entscheidet. Stärker als die Starken. Stark und gut. Dieses Evangelium macht uns das Leben leichter, aber auch wertvoll. Denn hinter den einfachen Dingen verbirgt sich eine große Geschichte. An ihr tun wir mit. Die vier Männer, von denen das Evangelium erzählt, treffen eine Entscheidung. Sie ist ernst, weitreichend, – aber wer hätte ahnen können, wie weitreichend? Es entsteht die Kirche! So ist es mit vielem in dieser Welt. Sie keltern einen Wein, – und eines Sonntagmorgens wird dieser Wein verwandelt in das Blut des Heilands. Sie gehen über die Straße und denken gar nicht daran, dass Sie in Ihrer Taufe gesalbt wurden mit dem Heiligen Geist, – und werden gleich ein Wort sagen, ein einziges Wort, das einen anderen Menschen hell macht, und seine Seele rettet. Das Evangelium bringt die ganz einfachen Dinge zusammen mit den ganz Großen. Jesus geht am See entlang: sehr einfach. Jesus heilt alle Krankheiten und Leiden: sehr groß. Wo er ist, wird die Welt gut. „Er heilte im Volk alle Krankheiten und Leiden.“ – Was heilen Sie? Was bewirken Sie – als Christen? Oder anders gefragt: Wann gelingt das Christentum? Wenn nicht nur geredet wird. Jesus redet, ja. Aber er heilt auch, er betet, leidet, berührt. Jesus handelt. Das Christentum funktioniert, weil es etwas ändert. Hier im Evangelium werden Menschen geheilt. Dort, wo es dunkel war, wird es hell. Dunkel und Licht: Ihr Christentum macht einen Unterschied. Das Christentum funktioniert, weil es nicht hockenbleibt. „Das Land Sebulon und das Land Naftali…“, das sind erste Hinweise auf Weite und Aufbruch. Und das Christentum funktioniert, weil sich Menschen zusammentun. Jesus bleibt nicht allein. Die zwei ersten Apostel finden Apostel drei und vier. Und so geht es weiter, bis hierher. Hier in Mailberg tun sich Menschen zusammen. Das Evangelium lehrt uns die Stille und das Warten, aber auch die Entscheidung und die Tat. – „Von da an begann Jesus zu verkünden.“ Und was? „Kehrt um!“ Das bedeutet: Trefft eine Entscheidung. Tut etwas. Die Dinge geschehen nicht automatisch oder blind. Alle Menschen in diesem Evangelium handeln. So ist der Mensch gedacht: Ruhig und handelnd. Geschöpf und Herr gleichzeitig. An Gott glauben, heißt nicht, alles gehen lassen. Der Glaube setzt die Gesetze des Lebens nicht außer Kraft. Als Gott Mensch wurde, nahm er auch die Regeln des Lebens hier an. Eine Lebensregel ist: Es braucht Konzentration und Entscheidung. Es braucht Ruhe und Lebendigkeit. Was bedeutet es für Sie, Christ zu sein? Halten Sie den Ball flach? Oder greifen Sie nach den Sternen? Welche Art Mensch sind Sie? Haben Sie Ehrgeiz im Beruf? Haben Sie Ehrgeiz im Glauben? Oder reicht für den Glauben der Hausverstand? Ziellose Menschen, gemütlich bescheidene, denen überall der Hausverstand reicht, sie können nicht das Ideal sein. – Ich will ja auch keine Politiker, die sich mit dem Hausverstand begnügen, sondern solche, die nachdenken, neue Wege suchen, um die Ecke schauen können. Oder nach oben. Gott hat sich den Menschen größer gedacht. Über den Hausverstand hinaus. Jesus, der Mensch, wie ihn Gott sieht, hat ein großes Ziel. Dafür setzt er etwas ein. Als die Männer ihm folgen, sind ihr Besitz, ihr Beruf, ihre Familie betroffen. Glaube bedeutet auch, etwas aushalten, etwas einsetzen. Ein Ideal kostet etwas. Der Mensch, der ein großes Ziel hat, der Christ, der führt, sich und andere. Nicht aus Machthunger, sondern aus Bildung, mit Kompetenz und Verantwortung. Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.