Zweiter Sonntag nach Weihnachten, 5. Jänner 2020
Lob Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes Manche bringen nie einen Ton heraus, manche immerhin eine Floskel. Macht’s nicht wirklich besser. Gelobt wird aus Höflichkeit. Gedankenlose Höflichkeit: die faule Frucht der guten Erziehung. Oder es wird gelobt, weil es nützlich ist: Lob motiviert Angestellte und Ehrenamtliche. Vielleicht auch Vorgesetzte. Lob, das nicht viel taugt, reicht immer noch zur Schmeichelei. Wer heute etwas erreichen will, muss loben. Früher wurden Kinder vor allem getadelt, heute werden sie vor allem gelobt. Schaden richtet beides an. Und weil alle das alles wissen, wird das Lob nicht ernst genommen. Lob ist irgendwie unseriös, keine solide Sache. Dabei sagt der Glaube: Das Lob ist der Sinn des Lebens. Und da kommt die Kirche heute über ein gedankenlos geschmettertes „Großer Gott, wir loben dich“ nicht hinaus. Die meisten wissen gar nicht, dass es irgendwo, irgendwo an den Rändern der Kirche noch Klöster gibt, die tatsächlich nichts anderes tun als Gott zu loben. Gemeinschaften, in denen alles zum Lob wird: die Liturgie, das Essen, schweigend im Refektorium, die Arbeit auf dem Feld, der Tag, die Nacht, der frühe Morgen, die Blume an Altar, der Gesang, das Decken des Tisches, die Verbeugung vor dem anderen: jede Geste ein Lob. Den Leuten erscheint das übertrieben. Man hat doch auch noch anderes zu tun! Sie hören einfach nicht zu. Es geht darum, das Viele, das man den Tag über tut, nicht irgendwie zu tun und schon gar nicht aus niedrigen Motiven, sondern zum Lob Gottes. „Alles (!) zur größeren Ehre Gottes!“, ruft ein Heiliger. Und die Malteser? Die wollen handeln „zur größeren Ehre Gottes, für den Frieden in der Welt und zum Wohl unseres Ordens“. Da ist kein Entweder-oder, sondern eine Einheit. Der Frieden in dieser Welt und das Lob Gottes sind eins. Es gibt noch Orte, wo wörtlich genommen wird, was die Liturgie sagt. „Durch ihn“ – Christus – „und mit ihm und in ihm ist dir, Gott… alle Herrlichkeit und Ehre, jetzt und in Ewigkeit. Amen.“ Das Große Lob der Messe. Es gibt noch Menschen, die ernstnehmen, was in der Bibel steht (und uns heute vorgetragen wurde). Erster Satz der Lesung: „Gepriesen sei Gott!“ Er hat uns dazu bestimmt, „ihm zu gehören, zum Lob seiner göttlichen Gnade.“ Das ist das Ziel. Wir beginnen den Weg dorthin mit der Bitte. Normalerweise bitten wir zuerst um Gesundheit, für uns und für die, die wir lieben. Und um Frieden oder Erleuchtung oder ein Auskommen. Eines Tages geht uns dann auf, dass Gesundheit nicht das Wichtigste ist. Gesund zu sein, aber im Herzen Hass zu tragen: Was für ein Leben wäre das? Das Wichtigste ist bei Gott zu sein. Von der Bitte geht es, wenn ein Funken Anstand im Leib ist, zum Dank. Dankbarkeit: Da realisiert einer, dass ihm etwas geschenkt wurde und äußert Dank, in Gesten oder Worten. Der Dank und dass er geäußert wird, ist wichtig für beide, den Empfangenden wie den Gebenden. Jesus selbst dankt. Er „nahm das Brot, sagte dir Lob und Dank“, heißt es kurz vor der Wandlung. Ist es vorstellbar, dass er das gedankenlos tut? Das Leben Jesu kennt keine leeren Gesten. Bitte, Dank – und schließlich das Lob. Das Fremdeste und das Schönste zugleich: Weil es nichts „bringt“, und weil man, um den anderen loben zu können, ihn anschauen muss – und von sich selbst wegschauen. Ich lobe und tue nichts anderes mehr. Das geht, wenn es nichts mehr zu bitten und nichts mehr zu fürchten gibt, wenn ich mich ganz vergessen kann. Mich, das, was ich brauche, das, was ich empfange. Lob sieht nur noch den anderen. Und weil Gott unendlich ist, ist auch sein Lob unendlich. Nie genug, nie langweilig. Vielleicht kann Gott loben nur der, der über Gott nachgedacht hat und ahnt, was es heißt, wenn Johannes schreibt: „Wir haben seine Herrlichkeit geschaut.“ Die Kirchenleute hier wollen Menschen gewinnen, „beheimaten“, Strategien finden, wie es weitergehen kann. Dazu wird alles durchdacht, wird die Sprache kontrolliert. Was man denkt und sogar was man anhat, muss Erwartungen entsprechen. Für das göttlich Fremde, für das, was alles übersteigt und sprengt, ist kein Platz. Wer Gott lobt, wird hingerissen von Gott. Hingerissen ist in der Kirche von heute niemand. Man ist nur für oder gegen und will wissen, wer wann wo Bischof wird und ob Frauen geweiht werden. Das Lob Gottes? Spinnerei. Das Lob sprengt Grenzen; das Lob sammelt. Die Toten und die Lebenden, die Engel und die Mächte, die Kräfte der Seele und die des Fleisches: Alles schaut auf Gott. Wie auf eine ungewisse, nächtliche Landschaft, tief und schön. Das Lob entdeckt die Heiligkeit Gottes. Der Heilige Gott, den die Engel loben ohne Ende, ist noch viel mehr als der „liebe Gott“, der Vater, der Richter, der Schöpfer… Der Hochgelobte ist wie der Weltraum, unendlich, unerkundbar, ohne Dauer, ohne Anfang und ohne Ende, ohne Grund und ohne Ziel, von niemandem gewollt, einfach da wie die ersten Schwalben im Frühjahr. Staunen und Lob. Hebt da einer ab? Nein. Wer Gott lobt, der begegnet auch der Schöpfung. Man kann nicht Gott loben und die Menschen verachten. Das Lob Gottes verändert unsere Beziehungen. Ich sehe den vor mir anders: „wunderbar erschaffen und noch wunderbarer wiederhergestellt“ (Präfation). Und es fügt sich die Große Gemeinschaft. Alle die, die wissen: „Wir werden dich, unseren Gott, schauen, wie du bist, dir ähnlich sein auf ewig und dein Lob singen ohne Ende.“ FÜRBITTEN Wir haben „Gemeinschaft mit Christus im Himmel“. Also beten wir zusammen mit Ihm. Öffne uns die Augen. Mache unsere Dunkelheiten hell. Gib den Mächtigen der Welt Weisheit in diesen Tagen. Heiliger Geist, gib uns Weisheit. Damit wir erkennen, was um uns herum ist, was die Dinge bedeuten und was wir tun sollen. Wir beten um die Weisheit, die Gott erkennt. Wir sind auserwählt. In der Taufe aus Gott geboren. Lass uns unsere Berufung erkennen. Gib, dass wir sie nicht verderben. Mache uns dankbar. Gib, dass wir dich loben ohne Ende und ohne Grenze. Alles ist durch Christus geworden. Wir beten, dass alle Menschen Christus erkennen. Johannes legte Zeugnis ab für Christus. Gib uns im Alltag Kraft zum Zeugnis für Christus. [Nur in Mailberg] Wir beten im zweiten Monat der Großen Novene für unser Vikariat. – Siehe Heft Wir beten zusammen mit dem Papst, dass Christen, Angehörige anderer Religionen und alle Menschen guten Willens sich für Frieden und Gerechtigkeit in der Welt einsetzen. Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.