Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Christmette 2019

24/12/2019 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Um Sie herum ist ziemlich viel Liebe. Väter lieben ihre Söhne. Männer ihre Frauen. Freunde lieben ihre Freunde. Manche Menschen lieben Gott, andere ihren Garten oder ihren alten Hund. Liebe ist wirklich überall. Hier z. B. haben sich ziemlich viele Menschen zusammengetan, um anderen Menschen – Ihnen – eine Freude zu machen. Sie geben Zeit, Mühe, Fantasie, Können – und am Ende haben Sie eine wunderschöne Christmette.

Die Nachrichten und manchmal das Leben erzählen Ihnen: Vergiss die Liebe! Ein romantisches Hirngespinst, ein Gut-Menschen-Ding. Aber es stimmt nicht, was Sie da hören. Überall in dieser Welt ist Liebe. Und trotzdem würde keiner sagen: genug davon. Sie alle würden sagen: Es könnte noch mehr Liebe sein.

Und nun frage ich Sie etwas: Was wünschen Sie sich von dieser Stunde hier? Ich denke, Sie wünschen sich ein wenig Frieden, keinen Stress. Große Veränderungen müssen heute Nacht nicht sein. Eine irgendwie erhebende und erholsame Stunde, das wäre schön. Aber Sie sind misstrauisch. Ich weiß, dass viele die Christmette lieben und trotzdem denken: Die Kirche belügt die Menschen. Oder, nicht ganz so hart: Die Kirche redet schön daher, aber mit dem echten Leben hat sie nichts zu tun. Da heißt es: „Heute ist euch der Retter geboren.“ – „Friede auf Erden den Menschen guten Willens.“ Was soll das bedeuten: gerettet? Wer wird vor was gerettet? Und wo bitte ist Frieden? Warum ist die Welt nicht erlöst? Vorsichtiger gefragt, warum sieht man nicht, dass sie erlöst ist? Warum wird sie einfach nicht besser, – obwohl das Evangelium seit mehr als 2000 Jahren gepredigt wird? Wer ist schuld? Gott? Oder die Menschen? Oder böse Mächte? Antwort: Es liegt an Ihnen. An mir. Gott hat sein Möglichstes getan. Er wurde verlassen und hat verziehen; er hat den ersten Schritt gemacht, immer wieder; er ist Mensch geworden, hat gelehrt, was gut ist, wurde gekreuzigt, hat eine große Gemeinschaft gegründet, Heilige gemacht… Wenn es nicht funktioniert, liegt es nicht an Gott. Es liegt an mir und an Ihnen, und wir könnten es ändern. Wie wir das Klima ändern könnten und die neue Völkerwanderung, den Niedergang der Gesellschaft und sogar den Untergang Venedigs, falls der wen interessiert. An zu wenig Liebe ist eindeutig nicht Gott schuld. Sie strengen sich an, Sie haben guten Willen und ein schlechtes Gewissen, aber es funktioniert nicht. Noch mehr Anstrengung ist der falsche Weg. Maria und Joseph sind keine moralischen Menschen, die sich Mühe geben. Sie sind einfach wirklich gläubig. Und deswegen gut.

Gott macht es überhaupt erst möglich, dass die Welt besser wird; dass es gut ausgehen kann. Ohne Christus wäre alles umsonst. Wir würden leben, die einen glücklich, die anderen unglücklich, und das wär ‘s gewesen. Das Leben ist nicht gerecht, Sie wissen das. Aber ohne Christus gäbe es auch keine Aussicht auf Gerechtigkeit. Ohne Christus gäbe es kein Bleiben und Dauern, alles wäre nur vergänglich. Es gäbe keine Erfüllung; alles wäre nur halb. Das meiste, was wir sind und können, bliebe ungenutzt. So wäre es ohne Gott. Doch in der Weihnachtsnacht beginnt das Reich Gottes. Das Reich Gottes ist Gerechtigkeit. Bleiben, statt Vergehen. Erfüllung. Eine Explosion an Möglichkeiten. Völlig neue Dimensionen. Herrlichkeit. Sie ahnen es; nichts davon ist Ihnen fremd. Sie glauben nur nicht wirklich daran. Warum?

Die Verbindung der Menschen zu Gott war total getrennt. Erst in dieser Nacht wurde sie wieder aufgenommen. Gott tut den ersten Schritt, nicht die Menschen. – Die Möglichkeiten umsetzen, die Gott geschaffen hat: Das ist jetzt unsere Sache. Gott wird keine Wunder wirken, um es uns leicht zu machen (blöd nur, dass genau das von ihm erwartet wird). Das Christentum verspricht nicht Entlastung, sondern Befähigung. Mündigkeit. Tat.

Sie leiden alle. Nicht nur unter Geldsorgen und Krankheiten. Auch unter Lügen, Neid, Egoismus, Untreue. Was bräuchte es, dass Ihre Welt besser würde? Menschen, die Sie nicht anlügen. Menschen, die Ihnen gönnen, was Sie haben. Menschen, die nicht nur an sich denken. Solche, die ihnen verzeihen. Gute Menschen. Dauerhaft gut, nicht nur manchmal gut; ganz gut, nicht nur teilweise gut. Es gibt solche Exemplare. Wenn ein günstiges Temperament zu günstigen Umständen kommt, wenn einer die richtigen Vorbilder hat, in friedlichen Zeiten lebt, in einem gewissen Wohlstand, dann kann er schon gut sein. Aber das ist selten. Wir träumen davon, gut zu sein oder fassen Vorsätze. Aber wir halten nicht durch; verlernen es mit der Zeit. Wie viele sind hier, die aufgegeben haben? Liebe ist überall, – aber zu wenig. Die Liebe ist zu schnell vorbei, und dann ist man wieder allein.

Ohne echten Glauben keine echte Liebe. Gott wurde Mensch, damit wir leichter an ihn glauben können. Und hier kommt der entscheidende Punkt. Was bewirkt echter Glaube? Eine innere Verbindung mit Gott. Göttliche Kraft strömt in den, der glaubt. Kraft, mit der wir mehr lieben können. – Wie, wenn die Paare hier sich nicht nur irgendwie, sondern mit göttlicher Liebe lieben würden? Also: nicht noch mehr Anstrengung, sondern echter Glaube! Gott wirkt in uns, wenn wir es zulassen. Warum sich so viele nie auf Gott einlassen, ist mir ein Rätsel.

Das Evangeliums will ihr Herz erreichen, nicht nur die Ohren. Die Sakramente könnten in Ihrem Inneren wirken, statt nur äußerliche Riten zu sein (Krankensalbung). Alles ist bereit. Der Anfang ist gemacht. Das Kind ist der Anfang. Aber Weihnachten wirkt nur dann, wenn Christus Ihnen nahekommt.

Deswegen bin ich Christ: Weil da ein ungeheures Potenzial an Leben ist – in einer Seele, die ganz erfüllt ist von Gott, die ganz und gar Liebe geworden ist!

Fürbitten

Wir beten still.

Herr,

Gib mir die Kraft zu schweigen, wenn die Verwandtschaft Blödsinn redet.

Man hat mich ungerecht behandelt. Gib mir die Großzügigkeit, den ersten Schritt zur Versöhnung zu machen.

Die Kinder nerven. Gib mir ruhige Liebe.

Meiner Familie und mir geht es gut. Erinnere mich an die Armen dieser Welt.

Die Mächtigen sind eitel oder egoistisch oder ratlos. Ändere sie.

Die Priester sind oberflächlich oder lieblos. Ändere sie.

Die Paare leben neben einander mehr. Überhäufe sie mit Liebe.

Die Welt macht mir Sorgen. Bewege meinen Verstand, mein Herz und den Verstand und das Herz vieler Menschen, damit sich etwas ändert.

Weihnachten stresst mich und macht mich ratlos. Mache meine Seele ganz still und klar und froh.

Zeige unseren Kranken etwas vom Sinn ihres Leidens.

Wir beten für unseren kranken Erzbischof und für die Zukunft unseres Vikariates. – [Olivaint, GL 6.5]

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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