Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Christkönig. 24. November 2019

24/11/2019 


Christkönig. 24. November 2019 – „Und sie salbten David zum König über Israel.“

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes 

Die Salbung. Das Heilige Öl berührt die Hände. Dann die Brust. Das Haupt. In diesem Moment wird der Mensch verwandelt. Er tritt in Verbindung mit dem Göttlichen, wird für immer verändert. Nun erst trägt er die Krone zu Recht, die ihm der Priester aufs Haupt drücken wird: der König!

Sie wurden gesalbt. Fragen Sie Ihre Eltern, Ihre Paten: Zeugen des heiligen Aktes. Sie wurden gesalbt, um wie Christus Priester zu werden oder Priesterin, Prophet und König und Königin. Vergessen Sie das nie! Und so wie David dreimal gesalbt wurde, so wurden Sie noch einmal gesalbt bei Ihrer Firmung. So wird vielleicht eines Tages einer aus Mailberg gesalbt, um Priester des Altars zu sein. Und so Gott will, werden Sie noch öfter vom heiligen Öl berührt: wenn Sie krank sind und Stärke brauchen. Das Heilige überträgt Schutz, Würde, Stärke. Das Fest Christkönig steht heute gegen das herzlose Zertrampeln der Sicherheit, unserer Würde und Träume. Gottes geheimnisvolle Sendung. Gott sendet Gnade auf diese Erde und erhebt die Menschen. Das Königtum ist nicht der Ruf eines Parlamentes, schon gar nicht der Presse. Es ist ein Ruf Gottes.

Die Salbung Jesu geschieht bei seiner Taufe im Jordan. Er wird gesalbt mit Heiligem Geist. „Das ist mein geliebter Sohn“, ruft die Stimme aus dem Himmel. Heilig wird nicht Jesus, heilig wird das Wasser: für unsere Taufe. Im Wasser wird Jesus zum König gesalbt. Drei Jahre später hängen sie ein schäbiges Schild über ihm auf: „Rex Judaeorum“ – „Jesus von Nazareth, der König der Juden.“ Sie lachen. Sie meinen, ihn zu verspotten und sagen ahnungslos die Wahrheit: Er ist ein König – und nicht ein Macher, der bloß einen neuen Staat und eine neue Politik brächte, und alles wäre alt schon nach einem Jahr.

König ist der, der reglos und hilflos am Kreuz hängt. Und zwar genau jetzt. „Noch heute wirst du mit mir im Paradiese sein!“ Der letzte Satz Jesu an einen Menschen in seinem irdischen Leben. Was eine Macht! Die Macht des wahren Königs am wahren Menschen: an dem Menschen, der sein Leben lang gefehlt hat und am Ende den König bittet: „Denk an mich, wenn du in dein Reich kommst.“ Der andere Schächer ist der verworfene Mensch. Der Revolutionär, der für nichts kämpft, für keine Freiheit und keine Würde, der nur noch flucht. Und abbricht. 

Sein. – Uns geht auf: Der König ist der, der nichts tut. Politiker müssen tun, dazu sind sie da. Bauern bestellen das Land, Händler verkaufen, Ärzte heilen. Der König tut nicht, er ist. Er ist da.  Nichts tun, nicht machen können, nicht eingreifen, keine Partei nehmen, nicht mitstreiten, nur noch sein: Das ist vielleicht der härteste Job von allen. Ein Job, den Eltern kennen, deren Kinder heranwachsen; den Priester kennen, die nur reden können und sonst nichts tun können; ein Job, den Ärzte kennen, die nicht mehr helfen können; den Politiker kennen, vor denen verbohrte Menschen stehen. Sie alle können nichts tun. Solches Nichtstun braucht die ganze Energie. Unparteiisch zu sein, ist nicht menschlich; es ist über-menschlich. Die Leute wollen immer, dass du lächelst oder zustimmst oder ablehnst. Und in dem Moment, wo du das tust, hast du eine Position bezogen. Eine von vielen möglichen. Was ist dann gewonnen? Das ist das Einzige, was ein König nicht tun darf. Er darf nur sein – und warten. Er existiert. Das ist das Erste: existieren, sein. Gott existiert. Ob wir an ihn glauben oder nicht. Gott ist ganz gleich, was wir tun.

Bei Gott, bei Christus, beim König ist Tat nie Getue. Alles entspringt aus dem einfachen Sein. Alles, jede Geste hat Bedeutung – und wird überdies geformt am Auftrag. Den braucht es. Noch der wildeste, erste König braucht den Auftrag: vom Volk, von der Kirche – sonst ist er nichts als ein Usurpator und Tyrann. „König David schloss in Hebron mit ihnen einen Bund vor dem Herrn.“

Der Auftrag des Königs (des Priesters, des Vaters…): Hirte zu sein und Schutz, für die Witwen und Waisen und Armen; Nahrung zu geben, dem Leib und der Seele; das Schwert zu führen für die Gerechtigkeit. Und am Ende das Reich zu übergeben an den Vater. Das Tun ist immer das Zweite. Vorläufig, begrenzt, vorübergehend. Es geht nicht um unser Tun, sondern darum, dass wir sind. Und dass Gott ist. 

Christus. – „Er ist das Haupt des Leibes, der Leib aber ist die Kirche. So hat er in allem den Vorrang.“ Christus, der König. Reglos am Kreuz. Lebendigste, dichteste, treueste Liebe: still. Um alles zu versöhnen. Menschen, Himmel, Erde.

Sie haben vorhin, nach der Lesung, den 110. Psalm gebetet, an dessen Ende es heißt: „Er trinkt aus dem Bach am Weg; so kann er von neuem das Haupt erheben.“ Mein Lieblingsvers, ohne dass ich sagen könnte, warum. Der Weg. Die Beugung. Der Trunk. Das erhobene Haupt. Das Leben, durch das wir gehen und das uns beugt, oft ganz hinunter. Das frische Wasser, das plötzlich am Weg fließt. Die Gnade vom Himmel droben. Und dann: das erhobene Haupt. Heute ist das Fest des erhobenen Hauptes.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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