29. Sonntag des Jahreskreises (C), 20. Oktober 2019 (Kirchweih)
Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes Sehenswürdigkeit. Versammlungsort. Kraftort. Kampfplatz. Festsaal: die Kirche. Ich weiß: Sie kommen in die Kirche, um einmal nicht kämpfen zu müssen. Um Ruhe zu finden, Kraft; auch um nicht allein zu sein. Aber die Lesung aus dem Alten Testament bringt mich auf eine Idee: Diese Kirche ist auch ein Kampfplatz. „Als Amalek kam und in Refidim den Kampf mit Israel suchte, sagte Mose zu Josua: Wähl uns Männer aus, zieh in den Kampf!“ – Dieser Feind will Israel ausradieren; es geht um Leben und Tod (meinen Sie wirklich, so etwas sei selten?). So kommt es also, dass die einen Männer kämpfen und die anderen Männer beten. Kampf und Gebet gehören zusammen. Josua kämpft mit Waffen, Mose mit dem Gebet. „Solange Mose seine Hand erhoben hielt, war Israel stärker.“ Mose betet mit Leib und Seele, buchstäblich. Zwei Männer müssen ihn unterstützen: „Aaron und Hur stützten seine Arme.“ Sie müssen ihm helfen, weil das Gebet alle Kraft braucht. Wir feiern heute den Weihetag unserer Kirche. Damals ein großes Fest. Kein Kindergartenfest, kein Oktoberfest… ein Fest eher wie ein Turnier. Wie heiliger Kampf. Oder eine Hochzeit. Der Bischof, der dazu nach Mailberg gekommen war, weihte diese Kirche unter langen Gebeten. Vielleicht hatten er und seine Priester vorher gefastet, die Nacht durchgebetet. Um diesen Platz den feindlichen Geistern entreißen zu können, mit göttlicher Hilfe. Gewiss standen die Ordensritter dabei und die Mailberger Bauern und Handwerker, und vielleicht waren sich alle gut und einig. Dann kam der Moment, wo der Bischof den neuen Altar mit heiligem Öl übergoss und es anzündete. Feuerflammen stiegen hinauf zum Gewölbe und in den Himmel darüber. Das Feuer des Gebetes, des Heiligen Geistes, das Feuer heiliger, reiner Liebe. Das Gebet ist kein Plaudern; es ist Rufen. Kein Streicheln: Kämpfen. Denn hier ist nicht alles rein und freundlich und gemütlich, weder in uns noch zwischen uns. Das Böse drängt heran (Anfechtungen bei der hl. Wandlung). Deswegen kämpft Jesus in der Wüste mit dem Versucher; spricht Paulus vom „guten Kampf“, den er gekämpft hat und die hl. Theresia von Avila von der „inneren Burg“. Deswegen gibt es Ritter-Orden. Und Sie wissen selbst: Schon die Liebe ist Kampf. Sex ist Kampf. Die Geburt eines Kindes ist Kampf – und dann großes Glück. Hier geht es um etwas. Etwas Großes: das Reich Gottes. Die Ewige Seligkeit. Die keiner von uns sicher hat; die in Gefahr ist. „Wenn aber der Menschensohn kommt, wird er dann auf der Erde noch Glauben finden?“ – Fragen Sie sich deswegen an diesem Festtag: Zu was ist die Pfarre da? Antwort: Um Menschen zu Gott zu führen. Und das heißt nichts anderes als: Menschen zu retten. Denn ein Mensch ohne Gott ist verloren. Dazu sendet Jesus seine Jünger. Dazu gibt es Kirchen. Hier in der Kirche geht es deswegen um andere Dimensionen, ein anderes Verhalten, andere Worte als draußen. Die Kirche ist kein Wohnzimmer und kein Gasthaus. Sie ist ein Ort, der schützt. Der stärkt. Damit wir unsere Verantwortung tragen können. – Sie haben z. B. einen Freund, der krank ist. Da geht es um den Mut hinzugehen. Darum, das richtige Wort zu finden und vor dem richtigen Wort auch den richtigen Blick. Was wir hier tun, hat Auswirkungen auf andere. Wir sind imstande, in anderen den Glauben zu zerstören. In diesem Sinn sind Kirchen Kampforte. Starke Orte. Hier kämpft das Reich Gottes gegen die Welt. Ernst gegen Gleichgültigkeit. Glückliche Verschwendung gegen enge Gier. Sammlung gegen Zerstreuung. Tiefes, uraltes Wissen gegen Dummheit. Glaube gegen Angst. Hier ist erkämpfte Hoffnung. Der Glaube ist nicht einfach eine Gewohnheit. Irgendwann im Leben ist der Glaube eine Entscheidung. Wie entscheidet man sich in den großen Fragen des Lebens? Ziehen wir zusammen? Wollen wir Kinder haben? Bauen wir? Solches überlegen Sie doch in Ruhe; Sie informieren sich. Sie entscheiden nicht aus einer Laune heraus. So auch im Glauben. Oder wollen Sie sein wie jener Mann, der sich gelegentlich einmal Gedanken macht über den Glauben, zwei, drei Mal im Jahr das Evangelium hört – und eines Tages sein Urteil spricht über Christus? Über Christus! „Ich glaube nicht an ihn. Es gibt ja so viele Religionen.“ Und so verschwindet das Christentum aus seiner Seele. Jeden Liefervertrag, jede größere Anschaffung würde der Mann gründlicher überlegen. – „Denn du kennst von Kindheit an die heiligen Schriften, die dir Weisheit verleihen können, damit du durch den Glauben an Christus Jesus gerettet wirst.“ Die Heilige Schrift kennenlernen, nachdenken über Christus und die Kirche und zwar immer wieder: Das ist die Praxis des Glaubens. Das geschieht hier, in diesem geweihten Haus: Kampfplatz. Hier kämpft jeder um seinen Glauben und den der anderen. Christus kämpft nicht mehr mit dem Schwert. Er kämpft mit ausgebreiteten Armen, am Kreuz. Er hat andere Waffen, andere Ziele als die Welt. Aber es ist ein Kampf. Der dauert vom Letzten Abendmahl bis zu dem Tag, an dem Christus wiederkommt. Bis zum großen Fest. Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.