25. Sonntag des Jahreskreises (C), 22. September 2019
Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes „Wann ist das Neumondfest vorbei und der Sabbat, dass wir Getreide verkaufen können?“ Der Prophet Amos schreibt das 750 Jahre vor Christus. Damals gab es also Leute, die am Sonntag nervös wurden, weil sie keine Geschäfte machen durften. Heute gibt es die FDP in Deutschland, die sagt: „Das allgemeine Verkaufsverbot an Sonntagen wollen wir aufheben. Jedes Geschäft soll selbst entscheiden können.“ Und es gibt Leute, die es nervt, dass Amazon oder Zalando am Sonntag nicht liefern. Und eine Menge Leute, die es nervt, dass sie am Sonntag in die Kirche gehen sollen. „Mein Bauch gehört mir und mein Sonntag auch. Beide gehen die Pfaffen nichts an.“ „Und Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ihn, weil er an ihm ruhte von all seinen Werken.“ Die Heilige Schrift. – Natürlich gibt es gute Gründe, am Sonntag nicht in die Kirche zu gehen: Krankheit, manche Arbeit, kleine Kinder, die versorgt werden müssen, kein Gottesdienst in vernünftiger Nähe… Aber keine Lust? Keine Zeit wegen Fußball? Der Pfarrer nervt? Sind das Gründe gegen Gott? „Du sollst den Sabbat heiligen!“ Das dritte Gebot. Darf Gott uns etwas gebieten? Wem gehorche ich? Der Polizei? Den Sitten? Dem Menschen, den ich liebe? Gehorche ich Gott? – Gott ist keine „höhere Macht“ oder „Energie“. Er ist Person. Und Sie sind Personen. D. h. eigenständig, mit eigener Würde, egal, wer Sie sind und was Sie tun. Weil Sie Person sind, haben Sie Rechte. Auch Gott hat Rechte. Das Recht auf Beachtung z. B. Am Sonntag beachten wir Gott. Und damit geht es uns gut. Gott fordert, er verspricht aber auch. „Wenn ihr euch an die Gebote haltet, dann wird es euch gut gehen.“ Viele definieren sich über ihre Arbeit; ihre Zeit gehört zuerst dem Beruf; sie haben gar keine Idee mehr, was das Leben noch sein könnte. Da sind die Sonntage Pausen. Sie machen den Horizont weit, bringen etwas ins Lot. – Das III. Gebot war revolutionär: Da glaubt ein Volk an einen Gott, der allen, auch den Sklaven und Fremden einen Ruhetag schenkt, zum Aufatmen! Gott gebietet – und schenkt den Menschen Freiheit und Ruhe. Auch denen, die sich das nicht einfach nehmen können. Auch dem Paketboten. „Sechs Tage sollst du ein Ackerer sein oder ein Pflugmacher oder ein Schreiner, aber an meinem Tag sollst du gar nichts sein, nur ein Mensch und deine Augen aufschlagen zum Unsichtbaren“ (Th. Mann). – Der Sonntag ist eine göttliche Erinnerung daran, dass Arbeit nicht alles ist. Einmal in der Woche gibt der Mensch Gott etwas zurück: Zeit. Die eine Stunde Messe am Sonntag stellt klar: Die Zeit ist mir geschenkt. Ich kann die Sorge um mein Leben einmal sein lassen. Gott wird mir ja geben, was ich zum Leben brauche. Deswegen beten wir ja: „Unser tägliches Brot gib uns heute.“ Wer so betet, vertraut Gott. Der Sonntag ist eine bewusste Zeitverschwendung. Pause für alles, was ich jetzt nicht lösen kann. Zur Ruhe kommen, Gemeinschaft erleben: so wichtig in einer Welt, in der immer mehr Menschen einsam sind! Der Sonntag ist eine Begegnung mit der Stille, der Leere, dem Spiel, mit dem, was nicht nur nützlich ist… So muss auch die Messe sein. Wer in die Kirche geht, begegnet anderen Menschen. Auch vertratschten Betschwestern, heuchlerischen Politikern, selbstverliebten Geistlichen, nervigen Kindern. Die einfachste Lösung: Nicht in die Messe gehen. Man kann aber auch trotzdem kommen. Weil man weiß: Um den Pfarrer geht es nicht, auch nicht um die Leute. Es geht um das Evangelium, um die Kommunion, um die Pfarrgemeinde. Man kann sich den Pfarrer wegdenken und sich auf das Wesentliche konzentrieren; sich sagen: Die anderen brauchen mich, damit sie nicht mutlos werden. Jeder, der am Sonntag kommt, eine Ermutigung für die anderen. „Bis ans Ende der Zeiten versammelst du dir ein Volk, damit deinem Namen das reine Opfer dargebracht werde.“ Sie haben das so oft gehört! Diese Worte aus dem III. Hochgebet bedeuten: Gott ist es, der Menschen versammelt. Menschen seiner Wahl, nicht unserer. Damit diese Menschen ein Volk werden. Konkret bedeutet das: Sie gehen Gottes wegen in die Kirche. Nicht um dort Freunde zu treffen, nicht weil Sie Fans eines Geistlichen sind, nicht weil eine Mozart-Messe gespielt wird. Sie gehen um Gottes willen da hin, um mit den anderen Menschen dort ein Volk zu werden. Das heilige Volk Gottes. Das geht nun einmal nur in der Kirche und nicht im Wald. Viele Menschen sind heute überzeugt: Unsere Welt braucht mehr Nachhaltigkeit, mehr Verantwortung, mehr Verbindlichkeit. Alles das ist der Sonntag! Der Sonntag steht für eine Gesellschaft, in der nicht nur das Geld zählt, sondern auch die Gemeinschaft; Muße und nicht nur Leistung. Der Sonntag steht dafür, dass die Arbeit ein Auftrag ist, auch eine Buße, aber kein Götze. Für eine Gesellschaft, in der Menschen, Tiere, Natur geachtet werden, nicht ausgenutzt. Deswegen der Sonntag. Der eigentliche Grund aber, weswegen wir Christen den Sonntag feiern, ist die Auferstehung. Die Auferstehung ist die Mitte unseres Glaubens. „Deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit.“ – Jeder Sonntag ist ein Hinweis auf das Kommende. Eine Vision. Vision der Auferstehung, Vision des Reiches Gottes, des herrlichen Glanzes. Sehen Sie es einmal so. Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.