Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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19. Sonntag i. J., 11. August 2019

11/08/2019 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Ganz wichtig: Die Lesungen und das Evangelium sind für uns gedacht. Wir beugen uns hier nicht über alte Bücher, zwischen neugierig und gelangweilt, sondern wir hören. Es spricht einer mit uns: „Fürchtet euch nicht!“

Es ist sehr selten, dass einer sagt: „Ich fürchte mich; ich habe Angst.“ Die meisten schämen sich, das zuzugeben. Aber man spürt die Angst der Menschen. Hier ist einer, der uns kennt. Jesus sagt uns auf den Kopf zu: „Fürchte dich nicht, du kleine Herde!“ Wir sind eine kleine Herde; da gibt es nichts zu rütteln. Die, die wirklich glauben, die im Glauben wachsen, den Glauben praktizieren, öffentlich bekennen, die sind eine kleine Herde. Eine Minderheit. Und es ist, wie wenn Gespenster im Raum stünden, die fragen: „Werdet ihr bald noch weniger sein? Wird diese kleine Herde hier noch kleiner werden? Verschwindet sie ganz?“ Die anderen, die, die uns sagen: „Ihr werdet durchhalten, ihr werdet sogar wachsen!“, die sind kaum zu hören.

„Fürchte dich nicht, du kleine Herde!“ Jetzt wissen wir, wie es um uns bestellt ist. Wir sind eine Minderheit und haben Angst. Und jetzt? Etwas tun! Was? Auch das sagt er uns klar: „Verkauft eure Habe!“ Jetzt erschrecken alle, die ein Haus haben oder Aktien… Verkaufen heißt zuallererst: etwas hergeben. Was man verkauft hat, gehört einem nicht mehr; es ist jetzt für andere. „Gebt etwas her!“ Das ist der erste Schritt.

Was haben wir denn? Was ist die Habe dieser kleinen Kirche? Wir haben einen schönen Raum, eine umsichtige Organisation, wir haben liebe alte Bräuche, wir haben unsere Zeit, wir haben die Hilfsbereitschaft vieler Menschen; wir haben Erinnerungen und Hoffnungen; wir haben die beste Geschichte der Welt: die Bibel. Wir haben gar nicht wenig! Wir können eine ganze Menge hergeben. Einfach, weil er es sagt. Was er uns da sagt, geht gegen Trägheit, gegen Schüchternheit, Kleinglauben, für Einsatz, Stolz und Mut. Erstens: Tut etwas! Zweitens: Gebt etwas her! Und damit kommen die anderen ins Blickfeld. Denn wer etwas hergibt, der gibt es einem anderen.

Wir sind gewohnt, innen zu denken: an uns, von uns aus, über uns. Wir bleiben innen, unter uns, in Gedanken und in Taten. Jetzt aber gilt: Schaut hinaus, auf die anderen, die Armen. „Verkauft euren Besitz und gebt Almosen!“

Wen würden Sie „arm“ nennen? Die, die kein Geld haben. Aber sind arm nicht auch die, die keine Bildung haben, keine Lobby, keine Krankenhäuser (und erst recht keine Rehab)? Doch diese Überlegungen führen in letztlich in die Irre. Denn Jesus ist kein Sozialist, kein Kommunist, kein Sozialarbeiter, keine milde Kranken- und Schulschwester wie in alten Filmen. Er ist der Erlöser der Menschheit. Der allen Menschen sagt: „Kümmert Euch um die Armen, weil ihr sonst nicht in den Himmel kommen werdet!“ – Aber Jesus denkt nicht nur an die Armen. Jedes seiner Worte gilt immer allen Menschen. Er denkt an ihre Seele. An ihre Ewigkeit. Und vor diesem Hintergrund wird klar: Geben sollen wir nicht nur denen, die kein Geld haben und keine Schulen. Nein, allen. Auch denen, die nicht an ihn glauben. Und die, die Quatsch glauben. Denn natürlich kann man Quatsch glauben. Siehe die Azteken, bevor die Spanier kamen (…). Siehe die, die Plakate aufhängen, auf denen steht: „Wir begegnen Buddha und Jesus und singen ihre Namen. Kreistänze helfen, auch den Körper in die Meditation einzubeziehen und im Einklang von Körper und Seele tiefen Frieden zu erfahren.“ Aber solchen Frieden hat Jesus nie versprochen. Vor Christus ist die Esoterik- und Wellnesswelt Quatsch. Vor Christus ist die Kirche kein Verein zur Bedienung religiöser Bedürfnisse. Die Kirche, das ist das Volk Gottes, für das Jesus gestorben ist. Arm sind die, die nicht glauben. Denen sollen wir geben, was wir haben.

Aber Sie haben Bedenken. Sie fürchten sich, ich weiß das (Strukturreform). Woher kommt die Angst? Oft aus dem Nichtstun und der Phantasie. Sie tun alle viel im Leben, – aber vor Gott, da tun Sie wenig. Also handeln! Aufhören mit dem Phantasieren, anfangen zu glauben und zu beten. – Der Rest liegt am Herrn. Der Herr, das ist der, der bestimmt. Was bestimmt Christus in dieser Kirche?

Im Evangelium bestimmt Christus den Moment. Ihm den Moment zu überlassen: Wer das tut, ist wie einer der auszieht, ohne zu wissen, wo er ankommen wird; wie einer, der warten kann; wie einer, der sich nicht fürchtet (s. 2. Lesung).

Der Moment, das kann die erste oder die zweite Nachtwache sein. Oder die dritte, kurz bevor der Letzte Tag anbricht. Alles seine Sache. Unsere Sache ist dies: „Behaltet den Gürtel an und lasst die Lampen brennen. Verkauft und gebt!“ Darauf kommt es an: Dass wir nicht zu Sicherheit alles behalten, was wir haben, sondern es einsetzen für die, die nicht glauben.

Was haben Sie hier zu geben? Fähigkeiten, Erfahrungen, gewiss. Aber das reicht nicht. Das wird die Welt nicht verändern. Sie können viel, Sie haben viel zu geben, aber den Glauben, die Liebe und die Hoffnung, die müssen Sie zuerst empfangen. Und dann weitergeben, den „Schatz im Himmel“. Das Weitergeben der Gnade, denen, die nicht glauben.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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