13. Sonntag im Jahreskreis, 30. Juni 2019 (Taufe)
Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes Die Bibel, dieses alte, fromme Buch hat nichts mit dem Leben von heute zu tun. Vielen denken ernsthaft so. Wirklich? Ist da nicht z. B. in der Lesung ein Mann, der arbeitet, hart arbeitet und es zu etwas gebracht hat? Es heißt: Elischa arbeitete „mit zwölf Gespannen und war selbst am zwölften“. Und Gott nimmt sich diesen Menschen. Das gibt es. Oder glauben Sie wirklich, Gott beobachtet uns bloß? Gott habe keinen Plan? Gott nimmt sich Menschen. Damals Elischa, heute jemanden in Wien. Aber Gott macht es anders als die Mächtigen dieser Welt. Die bezahlen für Leistung, bestimmen, wo ’s lang geht, machen Geschäfte, haben Partner, Kunden und Verbindungen. Gott und Jesus und Christen machen es anders. Wenn Sie Christen sein wollen, muss es ein paar Dinge geben, die Sie anders machen als die Leute. Christen müssen sich unterscheiden – und auszeichnen! Elischa muss fort, er muss ein Prophet werden (Taufe). Aber zuerst gibt er noch ein Abschiedsfest für seine Leute. Ist das nicht sehr menschlich? Man kann das Göttliche und das Menschliche verbinden! Die Jünger im heutigen Evangelium sind empört, weil Jesus Unrecht geschieht und wollen Rache. Jesus weist sie zurecht: kein Feuer vom Himmel auf das verstockte Dorf. Keine Strafe! – Das Feuer, das Jesus vom Himmel sendet, ist der Heilige Geist (Gaben). Die Mächtigen in dieser Welt binden Menschen an sich. Gott nimmt sich Menschen, – und macht sie frei („damit wir frei sind, hat uns Christus befreit.“ Gal 5,1). Sie haben das Evangelium gehört; gehört, wie Jesus redet. „Lass die Toten ihre Toten begraben.“ – „Keiner, der zurückblickt, taugt für das Reich Gottes.“ – „Der Menschensohn hat nichts, wohin er sein Haupt legen kann.“ Sie erschrecken, Sie wollen diesen Jesus gar nicht kennen. Aber schauen Sie doch einmal, einmal!, genau hin. Hat er nicht Recht? Die Familie kann ein Gefängnis sein; der Besitz kann zur Last werden; die Vergangenheit kann uns so binden, dass wir uns nicht mehr rühren können. Wer sich auf diesen Jesus einlässt, wird frei. Fragt sich nur, ob Sie frei sein wollen… Die meisten wollen nicht frei sein, sondern einfach sein wie die anderen… Freiheit bedeutet nicht: Ich mache, was ich will. Freiheit ist nicht einfach da und funktioniert. Man muss Freiheit lernen. „Bleibt also fest“, schreibt Paulus. Wer frei ist, hat eine klare Linie. „Dient einander in Liebe“, heißt es. So kann man eine Beziehung oder eine Pfarre auch sehen: Menschen, die einander in Liebe dienen. – „Wenn ihr aber einander beißt und fresst, passt auf, dass nicht einer vom anderen verschlungen wird“ (Gal 5,15). Lebt, „wie es dem Geist entspricht.“ Paulus meint nicht Bildung und Wissen. Jeder hier kann geistig leben. Wer nicht geistig lebt, sondern „fleischlich“, hat etwas Dumpfes, Getriebenes, Niederes. Wer geistig lebt, ist klar, entscheidet souverän, strebt nach dem Höheren (und damit meine ich nicht höhere Kreise). Wer geistig lebt, lässt sich vom Geist führen. Ein schönes Lebensprogramm. Ich wüßte nach wie vor nicht, wer ein besseres und realistischeres zu bieten hätte… Ihr Leben braucht eine Form. Sonst zerrinnt es und am Ende ist es leer und müde. Also, wie wollen Sie Ihr Leben gestalten? Nur Arbeit, manchmal Urlaub? Nur das tun, was alle tun? Die Taufe hat Ihrem Leben eine Form gegeben. Erstkommunion, Firmung, Hochzeit und Beerdigung, das sind nur die alleräußersten Eckdaten. In Wahrheit gibt die Taufe Höhe und Tiefe und Weite. Die Taufe eröffnet so viele Ideen, gibt so viel Kraft. – Wer Kirche nur als Zumutung empfindet, wird das freilich nie checken. Die Taufe verbindet uns mit anderen. Sie müssen doch herausfinden, was Sie mit anderen verbindet. Geschichte? Geschäfte? Gebräuche? Oder der Glaube? Die Taufe gibt Ihrem Leben eine Form – und Freiheit. Sie sollen nicht bloß zuschauen, wie Ihr Leben von anderen geschrieben wird. Staat, Medien, Klerus, Wirtschaft werden versuchen, Ihnen Ihr Leben vor-zuschreiben. Alle haben Interessen, aber kein Wohlwollen. Sie sollen selbst Autoren Ihres Lebens werden. Gott ist der Einzige, der sie hält und zugleich frei macht. Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.