Montag der 11. Woche im Jahreskreis. Andacht Aidsdienst Malteser, 17. Juni 2019
Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes „Als Mitarbeiter Gottes ermahnen wir euch, dass ihr seine Gnade nicht vergeblich empfangt.“ Mühsamer Einstieg, oder? Bin ich ein „Mitarbeiter Gottes“? Darf ich Sie ermahnen, würden Sie das wirklich erlauben? Und was soll das mit der vergeblich empfangenen Gnade? „Gnade“ bedeutet: Gott hilft Menschen, innerlich. Was geschieht in Ihrem Inneren? Spüren Sie, dass Gott Ihnen hilft? Haben Sie schon einmal bemerkt, dass Gott Ihnen helfen will und haben die Hilfe ausgeschlagen? Die Vergeblichkeit der Gnade, die viele vergeudete Gnade in meinem Leben: Das ist meine größte Angst und meine größte Schande. Doch das teilen Sie nicht; damit bin ich allein. Wenn Sie sich jetzt verwirrt fühlen, vor den Kopf gestoßen, ratlos, dann geht es Ihnen genauso wie dem, der da an die Christen in Korinth schreibt. Paulus hetzt durch seine eigenen Gedanken, hierhin, dorthin; er sucht einen Weg durch lauter Gegensätze. Und genau an diesem Punkt kommen wir zusammen, Sie, der Apostel, ich: Wir sind im Wirbel, alle. Oder würden Sie wirklich sagen: Ich bin im Frieden? Ämter, Ärzte, Besuche, Termine… Politik, Wirtschaft, Klima… die Vergangenheit, die Zukunft: Die Welt tut alles, um Sie herumzustoßen. Und am Ende des Tages sind sie müde und erschöpft. „Wie Schafe, die keinen Hirten haben.“ Erinnern Sie sich, dass Jesus das einmal so sagt? Ein Wirbel, das ist das Leben. Und keiner bekommt es in den Griff. Immer nur für einen Moment. Kaum ist das eine bestanden, kommt das nächste Problem. Es zerrt in alle Richtungen. Nach links, nach rechts, zu tief, zu hoch… Das Leben ist nicht aus einem Guss. Man kann es also gar nicht auf den Punkt bringen. Wissen Sie, was Sie in Wahrheit sind? Seeleute. Wir Christen sind Seeleute, die das Ruder halten und hoffen, den Stern da droben nicht aus den Augen zu verlieren. Und die anderen unter Deck schlafen oder jammern, und wir haben Verantwortung für sie. Paulus‘ Brief an die Gemeinde von Korinth ist an dieser Stelle eine wilde Mischung von Gedanken: Ordnung schaffen unmöglich. Also nehme ich heraus, was zu Ihnen passt. „In Angst“, heißt es da. Angst kennen Sie. Sie kennen auch „Zeiten der Unruhe“. Und „durchwachte Nächte“. Vielleicht kennen Sie auch „üble Nachrede“. – „Wir sind wie Sterbende“, schreibt Paulus. Am Ende. Es reicht. Es ist gut. Zu Tode erschöpft, so fühlt man sich manchmal. „Doch seht: Wir leben!“ Ich versuche herauszufinden, um was es Paulus eigentlich geht und finde diese Antwort: Standhaftigkeit. Im Wirbel des Lebens, in Ratlosigkeit, in Erschöpfung, in zu vielen Fragen hilft manchmal nur dieses: standhaft zu bleiben. Aufrecht. Ruhig. Tapfer. Sich stellen. – Sind Menschen nicht schön, wenn sie das tun? Wir meinen immer, Menschen auf Instagram seien schön und die in der Werbung und die im Kino. Ja, auf den allerersten Blick. Der vergeht wie eine zu kurze Melodie. Und dann merkt man: Wirklich schön sind die Standhaften. Die „mit den Waffen der Gerechtigkeit in der Rechten und in der Linken“. So beschreibt sie Paulus. Muss nicht jedem gefallen, hat aber was. „Jetzt ist sie da, die Zeit der Gnade. Jetzt ist er da, der Tag der Rettung“, schreibt er. Das ist das Jetzt der Standhaften. Viel besser als sich zu verlieren in Erinnerungen, im Bedauern, im schlechten Gewissen oder in einer Hoffnung, der nicht mehr einfällt als irgendwelche Pläne zu machen. Stattdessen: Jetzt, genau in diesem Augenblick. Da stehe ich und tue, was zu tun ist. Denn „wir sind arm und machen doch viele reich; wir haben nichts und haben doch alles.“ Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.