Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

Aktuelles

Mittwoch der 10. Woche im Jahreskreis, 12. Juni 2019

12/06/2019 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes 

„Ich kann das nicht. Da bin ich gescheitert.“ Wie oft sagen Sie das? Bei welchen Gelegenheiten? Ich traue mich wetten: selten. Die meisten Leute verdrängen diese Erfahrung; sie ist ihnen peinlich.

Für die Bibel ist sie entscheidend. Kein Psychotrick, sondern heilsnotwendig. Warum? Die Erfahrung, es nicht zu können, den Anforderungen nicht gerecht zu werden, öffnet für Gott. Das bedeutet: Wer diese Erfahrung – Scheitern, Schwäche, Versagen – nicht machen will, wer sie vermeidet um jeden Preis, wer sich sein Leben schönredet, der verschließt sich gegen Gott. „Ich kann das! Wir schaffen das!“ Das ist modern, aber gefährlich. Die Erfahrung, Gott zu brauchen, ist nur für Kleingeister beschämend. Ein kluger, realistischer, vornehmer, gläubiger Mensch stellt das sehr nüchtern und dankbar fest: Ich kann das nicht, ich brauche die Hilfe Gottes. Ich brauche Gnade.

Konkret: Sie merken, dass Sie den Anforderungen des Betreuungsdienstes nicht gewachsen sind; denen des Evangeliums schon gar nicht. (Wer könnte von sich sagen: Ich lebe alles, was im Evangelium steht; ich kann das?). Sie schaffen es nicht, jeden Betreuten zu lieben; Sie lieben nur die Sympathischen oder nur die Vertrauten. Noch dazu haben Sie manchmal einfach keine Lust zu helfen. Sie sollten beten für Ihre Leute und tun es nicht. Und da ist der Malteser-Betreuungsdienst noch lange nicht Ihr ganzes Leben. Da ist noch Ihre Familie. Da sind die Freunde, der Beruf, da ist Ihr Land, die Welt und da sind auch noch einfach nur Sie selbst; nur Sie, abgesehen von allem anderen. Nicht einmal für sich selbst gelingt Ihnen alles.

Sie können es nicht: Was tun Sie? Viele lösen das Problem mit immer noch mehr Einsatz. Mit Anstrengung. Mit Gewalt also. Andere geben auf und tun gar nichts mehr. Geht ja eh nicht. Und wieder andere klammern sich an den „Buchstaben“. An Regeln, Vorschriften, Konventionen, Prinzipien … An den Buchstaben, der tötet: „Denn der Buchstabe tötet, der Geist aber macht lebendig.“

Die große Gefahr aller Werke: Sie geraten in die Hand von ängstlichen, stolzen Buchstaben-Menschen, die nicht loslassen können. Die dem Geist misstrauen. So werden Gemeinschaften eng, trocken; sie verdorren und sterben.

Buchstaben können Sie machen, sie brav abschreiben mit heraus gelegter Zunge und Schwitzhänden wie kleine Kinder in der ersten Klasse. Geist können Sie nicht machen. Nur empfangen. Durch Inspirationen, durch Bilder, durch echte Begegnungen, im Hinhören… Der Geist ist das Empfangene. Siehe Pfingsten!

„Doch wir sind dazu nicht von uns aus fähig… unsere Befähigung stammt vielmehr von Gott.“ Das Eingeständnis des eigenen Unvermögens und das Empfangen ist der einzige Weg zum echten Dienst – und zur Herrlichkeit.

„Dienst“ sagt Ihnen etwas, „Herrlichkeit“ sagt Ihnen nichts? Paulus sagt es sehr viel. Schon das ist ein Grund, sich auf eine Entdeckungsreise zu begeben. Sie bekennen doch selbst immer wieder: „Denn dein ist das Reich und die Herrlichkeit…“ Entdecken Sie diesen Schlüsselbegriff des Christentums! Fragen Sie sich: Was finde ich herrlich? Das ist ein guter Anfang.

Die Lesung endet mit dem Wort: „Die Herrlichkeit des Bleibenden wird es überstrahlen.“ Der Dienst an der Erlösung der Welt – Ihr Dienst – ist herrlich.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Souveräner Malteser-Ritter-Orden

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