Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Freitag der 5. Woche im Jahreskreis, 15. Februar 2019 – Promesse des Ordensritters DDr. Johannes Ritter von Brücke

15/02/2019 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes.

Ein Verbot. Eine Versuchung. Ein Verbrechen (denn jede Sünde ist ein Verbrechen, was sonst?). Ein Genuss, der vergeht. Und eine Erkenntnis. Das ist die Geschichte des Paradieses.

Und ihr Ende? Krankheit. Der Mensch, so wie ihn Gott erschaffen hatte, war gesund. Er war „sehr gut“. Als er das Paradies verliert, wird er krank. Krank in seiner Seele.

Wir sind, ohne die Gnade, ohne Gott, kranke Seelen. Alle. Wie Taubstumme: Gott spricht in unserem Herzen, doch wir hören ihn nicht. Wir können nicht reden: nicht das Richtige zur richtigen Zeit; nicht, was Gott uns eingibt; nur Eigenes.

Und deswegen gibt es das Ordensleben der Christen. Zur Heilung.

Jesus heilt nicht alle. Nur manche. Jesus heilt wenige, damit alle etwas verstehen (das ist der Zweck des Wunders). Jesus heilt den Taubstummen – uns lässt er die anderen Kranken.

Heilung also und Ende? Nein. Anfang.

Wir sind geneigt, das Evangelium für abgeschlossen zu halten, sobald der Mann geheilt ist. Dabei ist das Gegenteil wahr: Diese Heilung ist erst der Anfang. Das Ordensleben ist ein Anfang, wie die Zehn Gebote, wie das Evangelium selbst. Promesse ist, pardon, für Anfänger.

Der Geheilte muss ja weiterleben. Nicht irgendwie, nicht vegetieren: Leben! Leben auf das Leben zu. Wir stecken alle in einem großen Projekt, wir sind auf einem Weg. Wohin? Zum Reich Gottes. Das schon mitten unter uns ist. Und Sie, hochverehrter und lieber Bruder, machen sich das heute klar. Sich und uns.

In welcher Spannung auf das Ziel zu wir stehen, wird jedem klar, der ernstlich versucht, nach den Geboten, nach dem Evangelium, nach den Gelübden zu leben. Er merkt: Das geht ja gar nicht. Unser Versagen (und Sie werden versagen, wie jeder Ordensmensch, jeder Priester, jeder Christ versagt vor dem Ideal), unser Versagen stößt die Tür auf.

Was Ihnen jetzt vielleicht extravagant erscheint, ist Lehre Ihrer Kirche von Paulus herauf bis heute: Ohne Gnade – nichts. Und bis heute glaubt das kaum einer wirklich. Wir halten Sätze für wahr, wir machen – und meinen, das schon sei der Glaube. Wir meinen, wir könnten das Herz außen vor halten. Vielleicht weil es so weniger weh tut.

Wir alle hier beten immer wieder: „Sprich nur ein Wort, und meine Seele wird gesund.“ Also ist die Seele krank, nicht wahr?

Sie nehmen sich vor, für die Kranken zu sorgen. Und jetzt geht uns auf: Das bedeutet Sorge für alle. Auch für uns selbst. Denn alle sind krank ohne die Gnade (und vielleicht ist, sich selbst krank zu wissen die beste Weise, einem Kranken nahe zu sein. Neben ihm, nicht über ihm).

Ich habe mich dazu entschieden, heute mit Ihnen das Fest des hl. Claude de La Colombière zu feiern, obgleich der liturgische Kalender uns nicht dazu verpflichtet. Der Heilige, der am 15. Februar 1682 starb, war ein Ordensmann, er hat Gelübde abgelegt:  Erster Punkt, der für uns wichtig ist.

Und Pater de La Colombière wurde in der Kirche berühmt für seine Verehrung des Herzens Jesu. Die ist aus der Mode gekommen, ist vielleicht auch Geschmackssache. Aber heute, hier ist sie wichtig. Denn der Heilige des Tages macht uns darauf aufmerksam, dass es ohne Herz nicht geht.

Die Verehrung des Herzens Jesu ist irrelevant, wenn aus ihr nicht die Verehrung für unser eigenes Herz folgt. In dem Gott wohnt. In dem Gott durch die Gnade wirkt. Entdecken Sie Ihr Herz! Leben sie mehr und mehr, nicht irgendwo, nicht irgendwie: in Ihrem Herzen.

Denn Sie sind nicht Angestellte Gottes, erst recht nicht Beobachter Gottes oder Handelspartner. Das alles wäre nur Natur, eng, brüchig, müde, kühl, nützlich, vernünftig. Doch die Gnade will Sie zu Freunden Gottes machen. Sie teilhaben lassen an seinem Leben.

Warum verschließen Sie sich diesem Gedanken?

„Seht, wie groß die Liebe ist, die der Vater uns geschenkt hat.“ Wir sind Kinder Gottes. Wir werden Gott ähnlich sein (cf. 1 Joh 3).

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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