Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

Aktuelles

31. Dezember 2018, Fest des hl. Sylvester

31/12/2018 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

„Verloren gegangen.“ Wird Sie einer suchen gehen?

„Vertrieben.“ Wollen Sie zurückkehren? Wohin?

„Verletzt.“ Wo ist der Schmerz? Noch ganz nahe? Oder schon fern?

„Schwach.“ Woher kommt Ihnen Kraft? Und wenn Sie kräftig sind, wer beschützt Sie vor dem Blödsinn, den Sie anrichten? Wer bleibt dann bei Ihnen?

Und, letzte Frage: Wie muss man sein, am letzten Tag des Jahres? Nüchtern-realistisch? Optimistisch? Erfolgreich? Erschöpft? Stolz? Schön, wenn die anderen hinsehen?

Wir brauchen ein paar Maßstäbe. Aber diese? Wir brauchen ein paar Zeiteinteilungen, aber brauchen Christen Jahresenden und Jahresanfänge? In dieser Welt? Diese Maßstäbe sind wie Holzbeine: nur Ersatz.

Die Zeit: ein Abgrund, in dem Länder und Städte verschwinden und unzählig viele Menschen, die wir niemals sehen. Oder nie wieder sehen werden. Die Welt: täglich entstehend, täglich sterbend; sie scheint ohne Sinn und Richtung. Die Welt, die so viel Leben enthält, so viel Eröffnung, Entwicklung und Abschluss. Alles Leben, dem wir begegnen. Dieses Leben bleibt erhalten nur in unserem Innern. Was in uns ist, ist das Einzige, was wir festhalten können. Vor dieser Realität relativiert sich so viel. Unsere flüchtigen Befindlichkeiten, unsere Maßstäbe und Uhren und Kalender, die Welt und die Zeit: Wie, wenn das alles egal wäre? Hier, in dieser kleinen Kirche, heute, wo zunächst nichts ansteht als ein Fest, alles andere erst übermorgen wieder: Können wir uns da nicht an der Hand nehmen, gegenseitig, höflich, und einen Schritt wagen? Noch einen Schritt machen? Den Schritt hinter unsere Werte und Bewertungen?

Was wird dort sein? Vielleicht einer, der alle Vorstellungen sprengt, auflöst, zerschlägt, wegküsst. Je nach dem. Aber nein. Denn Sie wollen Gott kontrollieren. Es gibt ihn, es gibt ihn nicht: die ersten Lehrsätze der Kontrolle. Zwischen Ihnen und Gott sind Sie es, die die Regeln machen. Sie beten, Sie gehen zur Messe, Sie denken, Sie bewerten. Und Gott, was meinen Sie, tut er? Mit Gott zu leben, ohne Regeln: für die allermeisten unerträglich. Für die meisten ist Liebe: Geben und Nehmen. Liebe sind zwei: einer, der gut dasteht und ein anderer, der gut dasteht. So stehen sie dann nebeneinander. Das ist gemachte Liebe, nicht die Liebe selbst. Nicht die reine Liebe.

Sie sehen die Welt und Ihr Leben und sagen: Gott ist schuld. Wirklich? Sind Sie wirklich sicher, dass Gott schuld ist an dieser Welt? Sie sehen die Welt und sagen: Gott handelt nicht! Ich sage: Beweisen Sie es! Denken Sie nach. Ihr Leben, die Spuren darin, die Wege, die Zeichen, die Begegnungen… Wissen Sie, wie Sie ins neue Jahr gehen könnten? Nicht mit albernen Vorsätzen, nein: mit einem fröhlichen Verdacht. Mit dem Verdacht, dass Gott handelt. An Ihnen.

Definition Gottes: der, den die Welt nicht will (cf. Joh 1).

„Ich hole sie zurück von all den Orten, wohin sie sich am dunklen, düsteren Tag zerstreut haben.“ Das hört der Prophet. In dieser Welt ist es immer dunkel, irgendwo. Ganz hell war es nur im Paradies. „Ich habe mich verirrt“, sagte der König. „Das tun alle Menschen“, antwortete der Narr. Und so treiben wir. Einmal im Hellen, einmal im Dunklen. Hierhin, dorthin. Fort. Manche treiben – und rühren an den Stein, der die Kirche ist. Hart fühlt sie sich an. Im Dunkel steht die Kirche. Kaum erkennbar. An ihren Rändern selbst finster und übelriechend. Aber je mehr es ins Innere geht, dahin, wo Christus ist, umso heller wird es. Das Evangelium ist hell. Die Sakramente sind milde und einfach.

Manchmal spricht Gott.

„Ich hole sie zurück von all den Orten, wohin sie sich zerstreut haben; ich bringe sie in ihr Land.“ Heim.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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