Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Vierter Advent (C), 23. Dezember 2018

23/12/2018 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Hl. Geistes

Endspurt. Was ist das Ziel? Alles zu erledigen? Machen – um des Machens willen? Es ist ja eine eigentümliche Befriedigung, ganz viel erledigt zu haben… Was ist das Ziel? Dass es so schön wie möglich wird? Oder so wie früher? Oder dass möglichst viele Menschen um uns herum glücklich werden – und zufrieden sind mit uns?

Die Hl. Schrift sagt nichts über die Vorbereitungen. Sie bringt einen ganz anderen Aspekt ins Spiel: das Warten. Wir tun und machen, die Menschen in der Bibel warten. Wir werden erschöpft in den Sessel sinken, – die Menschen in der Bibel werden lächeln. Und im Herzen bewegen, was geschehen ist.

Eines ist klar: Wer nur vorbereitet hat ohne zu warten, der wird nicht feiern können. Wie soll sich einer freuen, der nichts erwartet? Oder das Falsche? Wenn ich von Weihnachten nur romantische Gefühle erwarte oder noch mehr Besitz oder Frieden in der Familie: Kann das überhaupt gut gehen? Wird diese Stadt in drei Tagen lächeln und in ihrem Herzen bewegen, was geschehen ist?

Maria hat gewartet, neun Monate lang. Und mit ihr wartet Josef auf dieses Kind. Die Juden warten, seit Jahrhunderten. Sie erwarten den Messias. Jene geheimnisvolle Gestalt, die das Land befreit und die Menschen zu Gott zurückführt. Die alles gut macht. Die Weisen aus dem Morgenland warten. Sie schauen zum Himmel und warten auf ein Zeichen. Der Stern soll ihnen den Weg weisen. Ein Zeichen von oben. Und alle diese Menschen können nicht viel tun (vielleicht sind unsere Alten und unsere Kranken ihnen an nächsten, denn auch sie können nicht viel tun). Das ist der Unterschied zwischen den Menschen der Bibel und uns: Wir können wahnsinnig viel tun – ohne zu wissen, auf was wir warten n unserem Leben.

Die in der Bibel warten auf ein Kind, einen anderen Menschen, eine Rettung, Erlösung. Und Sie, worauf warten Sie? Vielleicht wäre dies das Erste: realisieren, dass ich warte. „Ich warte.“ Realisieren, dass Warten zum Leben gehört und genauso wertvoll ist wie das Tun.

Kinder warten – dass sie endlich groß sind.

Wer keine Arbeit hat, wartet darauf, dass er wieder gebraucht wird.

Verliebte warten auf einander. So sehr, wie man nur warten kann.

Wer etwas falsch gemacht hat, wartet, dass man ihm vergibt.

Wer vor einer großen Entscheidung steht, wartet, dass ihm von irgendwoher ein Rat, eine Idee kommt.

Wer krank ist, wartet: endlich gesund werden!

Und es gibt die vielen, die darauf warten, endlich sterben zu können.

Wer nichts mehr erwartet, der ist innerlich tot.

Auf was warte ich? Und warum fällt das Warten so schwer? Wahrscheinlich fallen die Antworten sehr verschieden aus. Warte ich an Weihnachten nur darauf, dass es vorbei ist? Oder warte ich gar nicht mehr, weil eh alles schlimm ist und schlimm bleiben wird?

Wir warten, auf so viele verschiedene Dinge. Und was wird uns gegeben? Zuerst nicht mehr als ein Baby im Stall, vor langer Zeit, weit weg. Das ist nicht leicht zu verstehen. Da ist die Enttäuschung ganz nahe.

Nicht umsonst ist es Nacht, als Jesus zur Welt kommt. Nacht heißt: Dunkel. Eine Zeit, in der man nur schlecht sieht. Nicht umsonst ist das Zeichen so bescheiden: eine Frau, ein Mann, im Stall, in der Nacht. Und ein Kind. Das sind Zeichen, die keinen zwingen. Zeichen, das man so oder so verstehen kann: als etwas ganz Alltägliches oder als die einzige Antwort auf alles Warten der Menschen. Die Einkaufsstraßen zwingen uns, die Familie zwingt uns. Gott zwingt keinen. Gott fragt nur: Vertraust du? Vertraust du dem Kind? Glaubst du, dass dieses Kind die Antwort ist? Ja? Dann warte, ganz ruhig.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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