Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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17. Sonntag im Jahreskreis (B), 29. Juli 2018

29/07/2018 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Das ging schief. Ein Wunder, das nicht funktioniert. „Als die Menschen das Zeichen sahen, sagten sie: Das ist wirklich der Prophet, der in die Welt kommen soll. Da erkannte Jesus, dass sie kommen würden, um ihn in ihre Gewalt zu bringen und zum König zu machen.“ Die Leute erleben ein Wunder, sie erkennen das Zeichen, – aber sie ziehen die falschen Schlüsse. Alles, was den Leuten einfällt, ist etwas mit Gewalt, Politik, Machen und Macht. Das gilt für jedes Büro und für so viele Beziehungen. Unter den Staaten sowieso.

Um alles das geht es Jesus aber nicht. „Da zog er sich wieder auf den Berg zurück, er allein.“ Das Wunder hat nicht funktioniert. Der Graben zwischen Jesus und den Menschen bleibt. Doch das Wunder ist in der Welt, für immer. Vielleicht kommt es darauf an: dass nie mehr vergessen wird, was die Evangelien berichten.

Dieses Evangelium ist überhaupt eine schiefe Geschichte. Da sind viele Leute. Sie sind wegen Jesus da, sie sind neugierig auf ihn, wollen hören, was er sagt. Von irgendeiner Not steht da nichts. Jesus gibt ihnen allen zu essen, aber nicht, weil sie sonst verhungert wären. In diesem Evangelium geht es nicht um Hunger, nicht um die Art Not, die uns in täglich in die Augen fällt. Bis heute lässt Jesus diese Welt, wie sie ist; jedenfalls sieht es für die meisten so aus. Jesus lässt der Welt den Hunger, die Armen, die Krankheiten; er lässt ihr Waldbrände und Politiker und die Sommerferien. Vielleicht geht es ihm um etwas ganz anderes.

Seinen Jüngern stellt er Fragen. Er gibt ihnen auf zu denken, – und diese Männer denken in die ganz falsche Richtung. Sie checken die Situation, sie rechnen nach, überlegen Strategien, verlieren den Mut. „Brot für 200 Denare reicht nicht aus“, „fünf Brote, zwei Fische“, das ist doch nichts für so viele! Etwas wirklich Neues fällt ihnen nicht ein. Sie verlassen sich nur auf ihre Erfahrungen. Sie wagen nichts. Es fehlt nicht viel, und die Kirche heute ist ganz genauso.

Der Mann, der auch nach 2000 Jahren wirkt, als sei er gerade vom Himmel gefallen, ganz neu, Jesus macht aus nichts ganz viel. Das Unwahrscheinliche, die Erfahrung halten ihn keine Sekunde auf. Da reichen fünf Brote plötzlich für 5000 Menschen. Vom Nichts geht es zur Fülle. Die Fülle ist eines der großen Themen dieses Sonntags.

Selbst wenn wir es ihm nicht nachmachen können: Wir haben es gesehen und können es nicht mehr vergessen. Das ist es: Stellen Sie diese Worte in Ihr Leben, damit sie darin wirken und sehen Sie, was passiert. Könnte es nicht sein, dass da plötzlich Möglichkeiten sind, Blinkwinkel, Realitäten, an die Sie vorher noch nie gedacht hatten?

Um was geht es Jesus wirklich? Immer und immer wieder ist das zu fragen. Heute verstehen wir: nicht bloß um das Aufsprengen von Denkgewohnheiten und alten Lebensmustern. Das Ende des Evangeliums deutet an, worum es geht: Dass die Menschen ihn erkennen. Dazu sollte das Wunder dienen. Jesus will erkannt werden als der, der er ist. Nicht Ernährer, nicht König, nicht Problemlöser, sondern: die Gabe des Vaters an die Menschen. Jesus ist die Gabe Gottes an den Menschen: Sehen Sie ihn einmal so.

Sieben Zeichen führt der Evangelist Johannes an, verbindet sie mit sieben Ich-bin-Worten. „Ich bin das Brot des Lebens“ – „Ich bin der Gute Hirt“ – „Ich bin das Licht der Welt“ … Jesus erklärt sich. Das tut, wer verstanden werden will. Sie wissen das, weil auch Sie sich das wünschen: verstanden zu werden, wirklich erkannt zu werden. Dazu geschah das Wunder der Brotvermehrung, das Wunder der Fülle: dass Jesus verstanden werde.

Doch Jesus bekommt nicht, was er will. Über König, Versorger, Problemlöser kommen die Leute nicht hinaus. Das Entscheidende wird nicht erkannt. Weiterhin halten die Leute Jesus für den Bringer irgendwelcher Gaben, den Erfüller irgendwelcher Wünsche. Dass er die Gabe selbst ist, dass Jesus alles bisher Dagewesene überbietet, noch viel mehr ist als das, was das Alte Testament ankündigt, dass er Gott ist, das bleibt ungedacht, abgetan. Und so bleibt die Welt, wie sie ist. Das Ziel des Wunders wäre der Glaube gewesen. Aber die Leute wollen nur irgendeine Tat, eine Lösung, eine Strategie.

Sie wissen, dass das nicht weit reicht. Wenn Sie mit einem Menschen nur deshalb zusammen sind, weil er eine Lösung ist, wenn Sie Kinder haben nur als Strategie der Lebensplanung, – was soll dabei entstehen? Wie anders wird das Leben, wenn Sie wirklich lieben und wirklich glauben!

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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