Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Vierter Sonntag der Osterzeit, 21. April 2018 – Durch ihn!

21/04/2018 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Sie reden, sie werden verhaftet, sie verteidigen sich, sie werden weiterziehen, werden streiten, predigen, sterben. Das alles machen sie – und sagen trotzdem: „durch ihn!“ Petrus und Johannes werden verhört, weil sie einen Gelähmten geheilt haben. Wie ging das?, wollen die Beamten wissen. Da stellt Petrus klar: „Durch ihn steht dieser Mann gesund vor euch!“ Durch Christus, nicht durch uns.

Auf was hätten die Apostel sich auch berufen können? Ihre Lehre war von ihm. Auch ihre Berufung und der Auftrag, den sie hatten. Durch ihn waren sie zusammengekommen. Es war sein Leiden gewesen, nicht ihres. Sie hatten nicht gelitten, sie waren davon gelaufen. Und die Auferstehung? Er war auferstanden, – sie konnten nur davon erzählen, aus zweiter Hand. Alle ihre Geschichten handelten von ihm. Wo also hätten sie sagen können: durch uns?

Bei uns hier ist es total umgekehrt. Es ist unsere Pfarre; die Malteserkirche gehört den Rittern; der Papst ist das Oberhaupt. Die Welt sieht uns (s. 2. Lesung), aber nicht Christus. In der zweiten Lesung heißt es: „Jetzt sind wir Kinder Gottes“, – kein Mensch hält uns für Kinder Gottes. Alle rufen „Franziskus!“, wo es doch heißt: „Denn es ist den Menschen kein anderer Name unter dem Himmel gegeben“ als dieser: Jesus Christus (s. 1. Lesung). Ist das gut so? Soll man es so lassen? Es ist, wie es ist?

Wenn wir den Glauben und die Kirche so leben: mein Glaube! meine Kirche!, dann entfernen wir uns von den Anfängen. Dann haben die Christen von heute mit den Christen von damals, mit den ersten, nicht mehr viel zu tun. Kann das gut gehen? Wo bleibt dann die Einheit der Kirche?

Noch mehr: Wir leben anders als wir reden. Im Credo sagen wir: „Wir glauben an den einen Herrn Jesus Christus… Durch ihn ist alles geschaffen… seiner Herrschaft wird kein Ende sein.“ Und in der Messe heißt es: „Durch ihn und mit ihm und in ihm…“ Was wir im Credo und der Messe sprechen, kommt aus den Evangelien und von den Heiligen, von den Märtyrern und Kirchenlehrern. Nur alte Worte? Oder der Weg, um die Rolle Christi klar zu kriegen?

Wenn wir hier (in Mailberg) sagen könnten „durch ihn!“, kämen die Dinge ins richtige Lot. Dann ginge uns allmählich auf, dass wir das Gute, das wir tun, mit ihm zusammen tun. Mit seiner Kraft. Dass er wirklich in unserer Seele lebt seit der Taufe. Wir würden beten nicht ohne ihn, sondern mit ihm. Wir könnten mit ihm stärker lieben als ohne ihn. Wenn wir leiden, dann mit ihm, weil unser Leid sonst steril bleibt und nichts anderes bringt als Bitterkeit. Die Frage ist also: allein? Oder mit Ihm, durch Ihn? Allein geht nicht gut. Ich will Ihnen erklären warum.

Der Mensch ist gut erschaffen. Gut und frei. Weil er frei war, konnte er sich auch gegen das Gute entscheiden. Wer sich gegen das Gute entscheidet, entscheidet sich gegen Gott. Wer das aber grundlegend tut, grundsätzlich, immer wieder, der verdirbt sich selbst – wie einer, der säuft oder lügt. Die Sünde trennt uns von Gottes Kraft. Sie hat unsere guten Anlagen verdorben. Wir fühlen uns mächtig, aber wir sind schwach. Allein bekommen wir nicht viel hin. Wirklich Gutes schaffen wir nur zusammen mit Gott. Gut ohne Gott, das geht nicht. Das Gute ist ja nicht irgendwo schwebend da, unabhängig von Gott. Nur das Böse, das tun wir alleine.

„Ohne mich könnt ihr nichts tun“, sagt Jesus. Das gibt erst einmal keiner zu. Jeder meint: Kann ich! Schaffe ich! Ich! Die Lehre des Evangeliums ist zuerst eine Demütigung, eine Kränkung.

Alles Gute tun wir zusammen mit Gott. Wenn man anfängt, darüber nachzudenken, dann kommt man darauf: Mit einem anderen zusammenzuwirken, das ist doch etwas Schönes! Mit Gott zusammen zu wirken, das gibt mir doch eine große Würde, einen ganz eigenen Glanz. Erinnern Sie sich an die Menschen, von denen Sie wirklich etwas gelernt haben. Die etwas konnten, die bei Ihnen waren und Sie dennoch frei ließen? Was ein Glück, wenn man im Leben einen echten Meister findet! Ist es so schlimm, einem anderen etwas zu verdanken? Ich finde nicht. Es geht schon an mit dem Leben selbst: Wir haben uns nicht selbst gemacht, wir wurden uns gegeben. Mein Ich ist nicht von mir, es ist mir gegeben. Auch eine gute Ehe mache ich nicht alleine, sondern mit meinem Partner. Und ein Dorf macht nicht einer allein, sondern alle zusammen.

„Durch ihn!“ Dieser Ruf der Apostel erlöst uns vom Egoismus. Gibt uns Mut, von uns selbst wegzugehen. Hin zu dem, der Macht hat. „Ich habe Macht, mein Leben zu geben, und ich habe Macht, es wieder zu nehmen“, sagt Jesus im Evangelium. Christus ist mehr als eine Zutat, mehr als ein Arbeitsinstrument. Ohne die Gnade, d. h. ohne ihn schaffen wir nichts von Bedeutung. Er erneuert uns grundlegend; er erleuchtet unseren Verstand und stärkt unseren Willen. So konnten die Apostel Wunder wirken.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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