Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Ostermontag 2018

02/04/2018 


In Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Dumm gelaufen. Das war wohl nichts. Zwei Männer kommen zurück. Sie haben es hinter sich, das Abenteuer ihres Lebens. Was soll jetzt noch kommen? Nicht mehr viel. Sie hatten sich eingelassen auf den Mann aus Nazareth: kein Schmeichler, gewiss nicht, aber ein Guter. Mehr: einer mit echter, seltsamer Kraft. Irgendwie nicht von hier – und doch wahrer als alle anderen. Der Messias? War er die geheimnisvolle Gestalt, auf die ihr Volk wartete seit Jahrhunderten? Würde er die Wende bringen? Mit ihm unterwegs zu sein, war aufregend, verstörend, köstlich, gefährlich, toll. In seiner Nähe wurden sie ganz andere Menschen. Und dann: Verhaftung, kurzer Prozess, keine Gegenwehr, Hinrichtung. Aus. Alle davon, alle verlaufen, Ende eines Traumes. Also zurück ins alte Leben.

Wussten die beiden nicht, dass das gar nicht geht: zurück ins alte Leben? Wer einmal gegangen ist, kommt nie mehr ganz zurück. Wer sich einmal wirklich auf etwas eingelassen hat, wer einmal wirklich aufgebrochen ist, wird nie mehr der gleiche sein. Vielleicht wissen das alle, die nie im Leben aufbrechen…

Aber so weit sind sie nicht. Die beiden haben resigniert: zwei verwirrte, traurige, beschämte, ängstliche Männer… treffen auf einen, der nichts von alledem ist. Nicht verwirrt, sondern ganz klar. Nicht traurig, sondern ruhig, fast heiter. Unfassbar, aber nicht flüchtig. Kein Klugscheisser, sondern einer, der – sie spüren es – die Wahrheit sagt. Ganz gewiss nicht ängstlich. Irgendwie sehr weit. Sehr einfach. Wie nur ein König einfach sein kann. Und dieser Typ redet jetzt mit ihnen. Er wollte das. Er hat sie angesprochen. Seine Initiative. Und sie hören ihm zu. Sie könnten gar nicht anders.

Schritt für Schritt, Wort für Wort, verändert sich etwas. Was geschehen ist, was sie so durcheinander gebracht hat: in kaum einer Stunde sehen sie es ganz anders. Er überredet sie nicht, er bedrängt sie nicht.

Sie haben einen getroffen, der sie alles neu sehen lässt.

Jetzt wünschen sie sich, mit ihm zu bleiben. „Bleibe bei uns, denn es will Abend werden“, sagen sie ihm. Das heißt übersetzt: Lass uns nicht allein, allein mit uns selbst, allein in dieser Welt, in der alles zu Ende geht, die wir nicht verstehen, die uns Angst macht.

Was du uns sagst, macht uns auch Angst, aber anders. Wir wissen nicht, wie wir damit umgehen sollen, es ist so neu, so unfassbar, – aber wenn du bleibst, wird alles gut.

Da isst er mit ihnen. Es ist still, er nimmt ein Stück Brot, bricht es, teilt es mit ihnen. So einfach. Und in der Sekunde wissen sie: Es ist der Herr. „Dann sahen sie ihn nicht mehr“, heißt es im Evangelium.

Sie sind wieder allein, aber ganz anders als noch am Morgen dieses Tages: ganz und gar nicht mehr ratlos. Nicht mehr müde, keine Spur von Resignation mehr. Sie wissen nicht, was kommen wird, sie wissen nicht, was das alles zu bedeuten hat, aber sie wissen ganz klar: Wir müssen los, zu den anderen. Wir müssen erzählen.

Und wir? Gehen vielleicht auch so dahin wie die beiden resignierten Männer. Sehen auch keine große Zukunft. Sind auch ratlos und verwirrt. Würden wir den Moment erkennen, wenn Er sich zu uns gesellte? Das ist für mich die große Frage. Denn dass er es tut, dass er da ist, ist für mich klar.

Achten Sie auf Ihren Weg. Nehmen Sie wahr. Hören Sie zu. Und akzeptieren Sie, wenn er sich wieder entzieht. „Halt mich nicht fest!“, sagt der Auferstandene der Frau. Er sagt es allen. Lernen Sie, alleine weiterzugehen. Zu verstehen und zu glauben. Zu bitten und zu akzeptieren. Neu zu verstehen. Nicht zu resignieren. Zu den anderen zu reden.

Der Auferstandene sammelt keine Fans und baut uns kein Nest. Er schickt erwachsene Frauen und Männer ins Leben. Der Glaube an den Auferstandenen: führt ins Leben. Überlegen Sie, was Sie wirklich brauchen im Leben und in der Kirche. Das Leben und die Schrift ganz neu zu verstehen, die Erfahrung seiner Gegenwart, der endlich erlangte Glaube an die Auferstehung, dieses „Ja! Er lebt!“, das genügt. Das Emmaus-Evangelium ist eine Geschichte von Nähe und Entsagung. Vom Erwachsenwerden und vom Glauben. Das Abenteuer ihres Lebens war nicht, wie sie gedacht hatten. Es beginnt erst! „Noch in derselben Stunde brachen sie auf.“

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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