Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Christtag 2017: Der Weg zum Vater

25/12/2017 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Wohin? Wohin mit Ihnen? Werden die Jahre immer mehr und das Leben immer weniger? Geht es so? Werden wir eines Tages aufgehen in der Natur, Teil werden der Energie, die das Universum hält? Werden Sie verrotten im Grab oder verglühen im Feuer und mehr nicht? Ihr Körper oder Sie? Ist das ein Unterschied? Was ist der Weg, den Sie vor sich haben? Sie wissen es nicht? Dabei reden Sie doch immer wieder davon! Sie sagen so oft: „Vater unser… Dein Reich komme!“ Ihr Weg führt in jenes Reich. An Weihnachten geht es um Wege.

„Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott.“ Vom Wort zu Gott und von Gott zum Wort: der Weg zwischen Gott-Vater und Gott-Sohn. „Das Wort ist Fleisch geworden.“ Vom Wort zum Fleisch, von Geist und Sinn zum Körper: der Weg von Gott zur Welt. Und dann? Der Weg der Welt heim zu Gott. Das ist Weihnachten: Der Weg nach Hause beginnt, der Weg zum Vater. Wir sind unterwegs zum Vater – seit der Geburt Jesu. Ohne Jesus gab es für die Menschen keine Möglichkeit, zu Gott zu finden.

„Ich gehe zum Vater. Zu meinem Vater und zu eurem Vater“, sagt Jesus einmal. Das genau ist auch gemeint, wenn es in der Messe heißt: „Durch ihn und mit ihm ist Dir, Vater, alle Herrlichkeit und Ehre“ und Sie alle antworten: „Ja! Amen!“ Sie sagen also: „Ja, ich bin mit Christus auf dem Weg zum Vater. Ich weiß, wo mein Leben hingeht, welchen Sinn mein Leben hat. 

Wie ist Ihr Leben derzeit? Zu eng oder zu weit? Sind Sie am Ersticken oder gehen Sie verloren? Ist Mailberg zu eng oder ein Dorf, das sich auflöst? Heute ist Heimatlosigkeit. Die Flüchtlinge und Auswanderer und Einwanderer erleben sie buchstäblich, wir anderen im übertragenen Sinn. Noch. Alles um uns verändert sich, wir erkennen unsere Heimat nicht wieder. Wir müssen in Österreich den richtigen Weg finden zwischen Halt und Weite. Weihnachten gibt uns nicht bloß heimatliche Bräuche. Das Fest gibt uns einen Platz: vor Gott. Eine Beziehung: zum Vater. Und es gibt uns Weite.

Schauen Sie auf den, um den es heute geht: auf den Vater. „Vater unser, der du bist im Himmel.“ Du bist, aber nicht hier. Du bist verborgen und trotzdem da, abwesend und anwesend zu gleich (wie jeder gute Vater, oder?).

Weihnachten sagt uns: Ihr habt eine Herkunft, also Heimat. Ihr seid Kinder jenes Vaters, und eure wahre Heimat ist bei ihm. Ihr habt auch ein Ziel, Ihn. Und wer ein Ziel hat, hat eine Aufgabe. Weihnachten gibt die innere Kraft, die Aufgabe zu erfüllen. Weihnachten bringt eine neue Energie in die Welt. „Und das Wort ist Fleisch geworden.“ Der Geist verwandelt das Fleisch; Sinn und Verstand treten zur Materie dazu. Seit Weihnachten ist die Welt der Dinge und der Körper geladen mit der Energie Gottes, dem Heiligen Geist.

Mailberg, Pfarre, Beziehungen, Liebe, Kirche, Gott: Überall braucht es einen Platz, Heimat, Geborgenheit, Vertrauen, – und gleichzeitig Raum. Wege. Wir müssen konkret sein, handfest, aber auch geistig, „unsichtbar“, „übernatürlich“. Wir müssen bleiben und ruhen, aber auch Wege gehen.

Dieses Kind dort wird zum Mann werden: An Jesus lernen wir Vertrauen und Gehorsam, stilles Bleiben, – und Aufbruch. „In der folgenden Zeit wanderte er von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf und verkündete das Evangelium vom Reich Gottes.“

Der einzige („ein-geborene“) Sohn Jesus kommt vom Vater her zu uns; er ist beim Vater, unablässig – und gleichzeitig bricht er auf, um uns zum Vater zu bringen. Das ist der Sinn von Weihnachten.

Die Welt sucht. So viele Kinder, die ohne Vater aufwachsen müssen, aus den verschiedensten Gründen; die Männer wissen nicht mehr recht, wie das geht: Mann sein und Vater sein; die Frauen suchen ihren Platz zwischen kompetent sein, begehrt werden, mütterlich sein. Und dann, eines Abends im Winter, steht die Welt – stehen Sie in Ihrer Kirche – und Weihnachten sagt Ihnen: Ihr habt einen Vater. Gott. Der mehr ist als Vater: auch Mutter. Weil er weiter ist als unsere engen Begriffe. Weihnachten sagt Ihnen: Ihr habt einen Platz – und ein Ziel. Also macht euch auf, geht Euren Weg. Ihr könnt es!

Die Welt sucht – und Sie haben den Weg gefunden: Christus. Es geht Ihnen gar nicht mehr auf, nicht wahr?, welche Sprengkraft dieser Gedanke hat. Ich sage Ihnen: Sie verpassen die Kraft! Sie sagen doch: „Vater unser“ – Sie sind also Menschen, die von sich behaupten, Gott sei ihr Vater! Und so ist es, Sie sagen die Wahrheit! „O dass mein Sinn ein Abgrund wär und meine Seel ein weites Meer, dass ich dich möchte fassen!“ Dich, Gott.

„Segne mich, damit ich wurzle im Vater,

blühe im Sohn,

wachse im Heiligen Geist“ (Theresia von Avila).

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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