Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Christkönig 2017

26/11/2017 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Wer hat hier das Sagen? Ein 30-jähriger Berufsminister? Ein ehemaliger Zahn-Techniker? Ein früherer Kommunist? Irgendeine kaiserliche Hoheit? Oder ein blondierter Immobilienhai? Oder ein Fußballer im Ferrari? Eine Pop-Sängerin? Oder hat der Papst das Sagen? Wer bestimmt über Sie? Ihr Unterleib? Ihr Bauch? Ihre Bank? Die vierjährige Tochter? Die Chefin? Irgendwer hat immer das Sagen. Oder will es haben. Aber wer hat das letzte Wort? Anders gefragt: Wem hören wir wirklich zu? Wem folgen wir? Und ist es richtig, dass wir ihm folgen? In diese Lebensfragen hinein tönt die Antwort des Christkönig-Festes: Alles ist durch ihn geworden. Durch Jesus Christus. Alles hat durch ihn Bestand. Alles, was besteht, besteht in Christus. In Allem wirkt seine Kraft. Er ist das Herz des Alls. Die Einheit des Alls. Der Sinn des Alls. Das ist die Antwort des Christkönig-Festes: der absolute Vorrang Christi in der ganzen Schöpfung.

Aber funktioniert diese Antwort? Hilft sie Ihnen weiter? Nicht wirklich, oder? Als ein islamistischer Attentäter in Manchester 23 Menschen tötete – fast nur Jugendliche – und über 500 verletzte, da waren es, „nicht die Politiker, die Trost spendeten, oder Vertreter irgendwelcher Religionen. Die haben alle nicht viel auf die Reihe bekommen, als sie gebraucht wurden.“ Es war die Musik, ein Konzert, das den Menschen Trost spendete. So sieht es jedenfalls Liam Gallagher. Ich denke, er hat Recht. Die Musik hilft den Menschen viel mehr als die Religion. Und Fußball begeistert Menschen hundertmal mehr als die katholische Kirche samt ihrem Jesus. Es funktioniert also nicht. Aber sollte die Antwort von Christkönig nicht funktionieren, für Christen? Sie sind doch Christen, oder? Also ist ihnen Christus wichtig. Ist – Ihnen – Christus – wichtig?

Die Sätze des Glaubens sind unveränderbar, absolut. Aber verkehren Sie die Aussagen dieses Festes einmal in ihr Gegenteil, probehalber. Prüfen Sie, was funktioniert. Der Glaube sagt: Alles ist durch Christus geworden. – Sie sagen: Nichts ist durch Christus geworden. Nichts hat in ihm Bestand. Der Glaube sagt: Seine Kraft wirkt in allem. – Sie fragen: Seine Kraft? Christus ist nur eine Erinnerung. Denn er ist tot. Ertappen Sie sich jetzt selbst? Wer sagen würde: Jesus Christus ist nicht der Herr und war es nie und wird es nie sein. Jesus Christus ist irgendeiner, ein Mensch, nicht mehr. Wer das sagte, der wäre kein Christ mehr. Er wäre draußen.

Wie könnte dieses Fest gelingen? Wie könnte der Glauben funktionieren? Indem Sie Ihre Hoffnungen prüfen… Nein, stopp! Prüfen Sie zuerst: Wie nehme ich das Leben wahr? Was ist das Leben für mich? Ich höre hier so oft: „Man muss es nehmen wie es ist“, und frage mich: Ist das Lebensklugheit oder schon zynisch? Ist das Weisheit oder Kälte? Oder Verzweiflung? Haben Sie noch Hoffnungen? Gibt es die Chance, dass Christus irgendeine Ihrer Hoffnungen erfüllt? Hat Christus mit Ihren Lebenshoffnungen zu tun?

Ich glaube fest: Christus ist der Herr, er allein! Und doch sehe ich die Welt und fühle, wie schnell dieser Glaube überwältigt wäre von der Erfahrung. Aber der Heilige Geist hält dagegen. In meinem Herzen ist die Stimme, die sagt: Was du siehst und was du erfährst, ist nicht alles. Traue ihm. Traue Christus!

Dass er allein der Herr ist (wie Sie selbst im Gloria singen), das ist schwer zu glauben, ja. Aber Sie können die Anstrengung des Glaubens machen. Sie können sagen: „Ja, ich will glauben, weil es mir die Kirche aufträgt.“ Das können Sie sagen, jedes Mal, wenn Sie die Hostie sehen, bei jeder Taufe, bei jedem Verdruss in der Pfarre, beim Gedanken an Jesus aus Nazareth.

Dieses Fest, Christkönig, mag Sie vielleicht an die Grenzen Ihres Glaubens bringen. Sie werden hören: Christus ist der Herr. Der König. Nun können Sie abwinken: Glaube ich nicht! Sie können aber auch einsehen: „Herr“ und „König“, – es gibt keine besseren Namen für Christus. Manche in der Kirche wollen es besser machen und nennen Jesus nur noch „Bruder“ oder „Freund“. Was bringt das? Es mangelt uns nicht an Brüdern und Schwestern und Freunden. Aber diese Welt krankt daran, dass die Falschen die Herren sind: der Neid, die Gier, die Dummheit, das Unglück. Alles falsche Herren. Soll ein Unfall das letzte Wort zum Leben gewesen sein? Soll die Gier das Sagen haben? Deswegen ist in den Lesungen die Rede von den Verirrten, den Vertriebenen, den Verletzten, – weil es Menschen gibt, die wirklich eine neue Welt brauchen. Wir hier glauben vielleicht keine Verheißungen mehr, aber es gibt unzählige Menschen, für die Verheißungen wichtig sind. Christkönig verheißt die Heilung.

Der Glaube hält und bekennt, öffentlich: Christus hat das Sagen. Durch Jesus ist der Sinn des Ganzen sichtbar geworden. Sein Königtum ist schon da. Sichtbar wird es, wenn die Hinwendung des Alls zu Gott vollendet ist. Was ihm widersteht, wird unterworfen werden. In diesem Kampf stehen wir. In uns, in der Gesellschaft: Was Christus widersteht, muss unterworfen werden. Die Hartherzigkeit muss unterworfen werden durch die Werke der Barmherzigkeit. Wir arbeiten mit an der großen Heilung. Dann wird er als der Retter erkannt werden. Dann wird das Weltall erkennen: „Erster ist Christus.“

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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