Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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22. Sonntag im Jahreskreis (A), 3. September 2017

03/09/2017 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

„Komm!“ Das ist das allererste Wort an Petrus. Jesus will ihn zum Menschenfischer machen. So beginnt ihre Geschichte. „Komm!“, wird Jesus wieder sagen auf dem See, und Petrus wird aus dem Boot steigen, auf den Wellen hingehen zu ihm. Da verlässt ihn der Glaube: „Herr, rette mich!“ – „Kleingläubiger!“, nennt ihn Jesus. Wenig später das Bekenntnis des Petrus: „Du bist der Sohn des lebendigen Gottes!“ Und die Verheißung Jesu: „Du bist Petrus, der Fels…“ Dann kommt jene kalte Nacht, in der Petrus sagt: „Ich kenne diesen Mann nicht!“ Und schließlich, am Ende, hat er ihn geliebt. „Herr, du weißt, dass ich dich liebe.“ – „Weide meine Schafe.“ Das ist das letzte Wort. Was haben diese beiden Menschen mit einander? Tiefes, fragloses Einverständnis ist es lange nicht. Petrus muss lernen.

Jesus beruft Petrus. Petrus führt Jesus in Versuchung. Wie der Teufel in der Wüste. „Das soll Gott verhüten, Herr! Das darf nicht mit dir geschehen!“ – „Jesus aber wandte sich um und sagte zu Petrus: Hau ab!“ Auf welcher Seite stehen Sie? Für Jesus oder für Petrus? Was hätten Sie getan? Jesus spricht von seinem Leiden und Tod. Hätten Sie ihm gesagt: Ja, das ist der Weg, den du gehen musst: Leide! Stirb! Oder hätten Sie nicht genau wie Petrus geredet? Versuchung bedeutet: einen Menschen von Gott abbringen. Genau das versucht Petrus. Er will, dass Jesus ein ganz normales Leben führen kann; glücklich sein, bleiben kann, nicht verfolgt wird, nicht leiden muss, nicht sterben muss. „Weg mit dir, Satan!“ War Petrus wirklich teuflisch in diesem Moment? Der Teufel ist der, der Gottes Plan verhindern will. Streben nach Gesundheit und nicht nach Schmerz, nach Ansehen bei den anderen, nach Selbstverwirklichung statt Hingabe, nach Vitalität… Ist das alles anti-göttlich? Petrus wünscht sich, was wir uns alle wünschen, für uns selbst und noch mehr für die, die wir lieben. Und als er das ausspricht, als er sich zum Sprecher aller Menschen macht, da fährt Jesus ihn an: „Hau ab!“ Wie verdreht ist das Christentum? Kann das Christentum Menschen nicht einfach leben lassen, wie sie leben wollen? Wie kann einer diesen Jesus gut finden?

„Du denkst nicht, was Gott will, sondern was die Menschen wollen.“ Alle drei Texte dieses Sonntags sehen die Welt im Gegensatz zu Gott. „Denn das Wort des Herrn bringt mir nur Spott“, klagt Isaias. Paulus fordert: „Gleicht euch nicht dieser Welt an!“ Ist die Welt schlecht? Ein Blick in die Nachrichten, die Geschichtsbücher, in die vielen Leben, die wir kennen… und die Antwort wäre klar. Aber wir würden so gerne im Frieden leben mit dieser Welt. Wir wären so gern wie die anderen. Allenfalls ein bisschen anders, ein bisschen besser. Aber nicht total anders, nicht heilig. Wir wollen, dass das meiste bleibt, wie es ist. Petrus, das ist die Welt, Jesus, das ist Gott. Wo wird Petrus am Ende seines Lebens stehen? Auf welcher Seite?

Im Evangelium heißt es: „Wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen.“ Das Leben gewinnen. Pro Leben also, nicht anti Leben. Gott will sehr wohl, dass wir uns selbst finden, glücklich sind, leben. Aber nicht ohne ihn. Weil das nicht geht. Oder können Sie sich einen Menschen denken, der ohne das Gute, Schöne, Wahre, ohne die Liebe, die Hingabe glücklich wird?

Petrus bezieht Gott nicht in das Leben ein. Er reserviert Gott bestimmte Bereiche, – wie fromme Leute das gerne tun. Aber er und sie teilen nicht ihr ganzes Leben mit Gott. Jesus tut genau das.

Wir sind nicht unschuldig; wir sind egozentrisch; wir wollen alles, jetzt, hier, nicht in der Ewigkeit. Wie Petrus. Wir sind: jetzt, sofort! Gott ist: Zeit. Wir haben nicht das Zeug dazu, die Mitte des Universums zu sein. Es braucht einen anderen Pol. Es braucht einen Widerstand gegen den ganz normalen Egoismus. Hier liegt der Konflikt zwischen Jesus und Petrus. Petrus will leben, will Jesus behalten, ein bisschen berühmt werden vielleicht; was die Welt eben so will – und womit sie offenkundig nicht glücklich wird. Jesus will Gott. Wer ist der glücklichere, der freiere von den beiden?

Das Leiden ist ein Übel. Aber das Leiden derer, die zu Gott gehören, kann ein Segen werden für sie und andere. Lust, Eifer, Genießen, Kampfgeist, Fortlebenwollen… alles gut! Aber wer seine Vitalität auslebt ohne Gott, ohne Beziehung, ohne Grenze, der wird nicht froh. Wir Christen wollen unsere Vitalität, unser Streben nach Gesundheit, Ansehen, Selbstverwirklichung, unser Mannsein und Frausein in Beziehung zu Gott zu bringen. Zu Gott, der nicht nur fordert, sondern auch hilft.

Es geht nicht um einen ewigen Verzicht. Wir wurden doch von Gott nicht erschaffen, um uns dann wieder zum Verschwinden zu bringen in ewiger Entsagung. Es geht um die Ausrichtung. Wer nach Gott handelt, der kommt zum Ziel: zum Leben. Aber auf anderen Wegen. Sich Verschenken, Aushalten, Ertragen, Dienen. Glücklich ist man, wenn man nicht gierig, ungeduldig neben sich steht; sich selbst gewinnt man, indem man von sich selbst absieht.  Petrus will bleiben, festhalten; Jesus ist bereit zu verlieren. Das macht ihn frei. Er ist der Mensch, der nicht mehr festgelegt ist auf das, was man angeblich tun muss. Er kommt heraus – aus all dem, was Petrus fürchtet. Jesus kommt heraus. Aus allen Grenzen, Sackgassen und aus jedem Grab. Weil er Gott vertraut.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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