Pfingsten 2017
Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes Elf Menschen in einem Raum. Was hält die zusammen? Furcht und verschlossene Türen. Und was hält uns zusammen? Mailberg oder der Orden, Heimat oder Versprechen, Gewohnheit, Aufgaben, also Disziplin? Manchmal Sympathie? Allerlei, vielerlei: Deswegen also sind Menschen beisammen… Genau so sehen unsere Gemeinschaften auch aus. In Wahrheit sind sie gar keine Gemeinschaften, bestenfalls Gesellschaften. Ansammlungen. Die Bindung ist dünn, die Gründe sind beliebig. Kirche kann das nicht sein. Jeder spürt es: Kirche – die eine, heilige, katholische, apostolische Kirche – muss mehr sein. Mehr als eine Ansammlung. Was hält die Kirche zusammen? Wahrheit. Was bringt die Kirche beinahe zum Zerbrechen? Lüge. Lüge und Ketzerei. – Ketzerei, das sind nicht Zweifel oder Fragen. Die Jünger hatten Zweifel, aber sie waren keine Ketzer… Ketzerei, das ist bewusste, planmäßige, hartnäckige Zerstörung. Ketzerei ist der gewollte Angriff auf die Wahrheit. Lüge ist der Angriff auf das Vertrauen. Ohne Vertrauen gibt es aber keine Gemeinschaft. Deswegen sind „alternative Fakten“ so gefährlich (wie können manche Benedikt XVI. dafür loben, dass er die „Diktatur des Relativismus“ verurteilt hat und gleichzeitig Politikern nachlaufen, die die schamlose Lüge zum bevorzugten Instrument der Macht machen?). Wenn Sie anfangen, die Lüge gut zu heißen, haben Sie eingewilligt in den Zerfall der Familie, des Staates und der Menschengemeinschaft. Was hält die Kirche zusammen? Das war die Frage. Die Antwort: „Wahrheit.“ Keine Gemeinschaft kann sein ohne Wahrheit (eine Versammlung von Lügnern mag alles sein, Club, Stammtisch, Verein, Bande…, aber nicht Gemeinschaft). Wahrheit also. Und wie heißt der Hl. Geist im Evangelium? „Der Geist der Wahrheit.“ Die Kirche wird zusammengehalten vom Hl. Geist! Das Wichtigste an Pfingsten: zu verstehen: Der Hl. Geist ist nicht eine Behauptung, nicht eine Idee, kein frommes Wort. Der Hl. Geist ist eine Realität. Wie die Schwerkraft. Wie das Erdinnere. Wie ein Tanz, wie ein Lied. Mit dem Unterschied, dass alles das Geschöpfe sind, der Geist aber der Schöpfer. Der Hl. Geist ist unerschaffen und erschafft. Er ist ohne Anfang, ohne Ende. Der Hl. Geist ist Macht. Die Wirklichkeit des Hl. Geistes zu erkennen, das wäre das Allererste. Schwierig ist das, weil der Hl. Geist nicht auf den Körper und nicht auf die Gefühle wirkt. Geist wirkt auf Geist. Der Hl. Geist ist also nicht zu sehen, nicht zu fassen, nicht zu spüren. Wir verkennen die Wirklichkeit des Hl. Geistes aber auch deswegen, weil wir uns ihm verweigern. Das nennt man: Sünde. Sich gegen den Geist abschließen. „Empfangt den Hl. Geist. Allen, denen ihr die Sünden erlasst, sind sie erlassen…“ Da hört man das Evangelium des Pfingsttages und fragt sich: Was hat der Hl. Geist mit dem Sündenerlass zu tun? Dann aber wird es klar: Die Sünde hält den Hl. Geist auf. Das Gute, die Liebe, die er in uns wirken könnte, kommen nicht an, weil in unserem Herz ein Nein ist. Die Vergebung der Sünden ist die Bedingung dafür, dass der Hl. Geist in einem Menschen und in der ganzen Kirche wirken kann. Anders gesagt: Wer in der Sünde bleibt, wer nicht bereut, nicht bekennt, nicht büsst, der verhindert den Hl. Geist. Der verhindert Kirche. Der Hl. Geist ist also auch der Gehemmte. Der, der Welten erschuf, wird aufgehalten von einem einzigen Geschöpf, das ihm sagt: nein! Was wäre alles möglich, wenn wir sagten: ja! Die Schrift gibt uns Anhaltspunkte für das Wirken des Hl. Geistes. Zuallererst: Er ist eine Macht. Wir treffen im Leben auf verschiedene Mächte. Gegnerische, anonyme, brutale… Fragen Sie sich: Wo begegne ich der anderen, größeren, guten Macht? So kommen Sie auf die rechte Spur. Der Hl. Geist ist Schöpfermacht. Wo Menschen etwas schaffen, Gutes, Wahres, Schönes, ist der Hl. Geist am Werk. Der Hl. Geist ist Erhalter und Veränderer zugleich. Wenn die Kirche zugleich bewahrt und aufbricht, ist sie beim Hl. Geist. Der Hl. Geist die Feuer. Wo Kälte herrscht, fehlt er. Der Hl. Geist ist fruchtbar, bringt Leben hervor. Die Sünde zerstört Leben. Der Hl. Geist reinigt. In denen, die „reinen Herzens“ sind, ist der Hl. Geist. In den Intriganten nicht. Der Hl. Geist „führt uns in die Wahrheit“. Immer weiter, denn die Wahrheit des Hl. Geistes ist immer mehr als „unsere“ Wahrheit. Der Hl. Geist sondert aus: das neue Volk Gottes. Uns. Wir sind das Volk, das in der Welt ist, aber nicht von der Welt. Das nach dem neuen Gesetz lebt. Dieses neue Gesetz ist, so der hl. Thomas, der Hl. Geist selbst. Wir haben es im Herzen. Liebe. – Wenn Sie wirklich lieben, wirklich beten, dann kommt das nicht von Ihnen, sondern vom Hl. Geist. Furcht und verschlossene Türen, das war einmal. Denn gekommen ist der Hl. Geist. Keine Angst mehr, stattdessen Mut und Offenheit. Menschen aus allen Sprachen und Nationen. Verschiedene Menschen, die zur einen Kirche werden. Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.