Dienstag der 2. Woche nach Ostern 25. April 2017
Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes „Was wir wissen, davon reden wir, was wir gesehen haben, das bezeugen wir, aber ihr nehmt unser Zeugnis nicht an.“ – Wer ist „wir“? Christus und seine Kirche. „Aber ihr nehmt unser Zeugnis nicht an.“ Wer ist „ihr“? Die anderen. Jesus hat Gegner. Seine Kirche wird in seinen Konflikt hineingezogen. Das heutige Evangelium kreist um ein Gespräch zwischen Jesus und dem Schriftgelehrten Nikodemus. Ihnen erscheint dieses Gespräch zuerst vielleicht harmlos. Ein Gedankenaustausch ohne bittere Worte. Aber wenn Sie genau hinhören, merken sie: Die beiden Männer stehen im Konflikt. Nikodemus ist skeptisch. Jesus macht seine Position klar. Kompromisslos. Immerhin spricht er mit Nikodemus… Der Evangelist Johannes zeigt uns einen Jesus, der nicht argumentiert. Schon gar nicht bittet. In seinem Gespräch mit Nikodemus verweist Jesus nicht einmal wie sonst auf die Zeichen, die er gewirkt hat. Jesus weist nichts vor, nichts. Nur sich selbst. Recht besehen diskutiert er auch nicht mit dem vornehmen Juden. Er hält ihm eine Rede, und Nikodemus hört ihn an. Hören bedeutet: andere Gedanken zulassen. Wie schmerzhaft das sein kann! Und es geht noch weiter, über die Gedanken hinaus. Denn früher oder später kann ich, wenn ich wirklich höre, auch vom Sprecher nicht mehr absehen. Dann geht es nicht um Gedanken, sondern um Personen. Und es wird noch schwerer. Kein Wunder, dass viele ausweichen. Man kann endlos diskutieren über die Kirche: ihre Geschichte, ihre Organisation, ihre Mentalität, ihre Aufgaben. Endloses Wandern und Ausweichen; manche bleiben immer dabei. Dieses Evangelium führt uns an den Punkt, an dem man nicht mehr ausweichen kann. Es geht nicht mehr um dieses oder jenes; es geht nur noch um Jesus. Ist er der Zeuge Gottes? Weiß er, was wir nicht wissen können? Weiß er, nicht weil er gelehrt ist wie Nikodemus, sondern weil er erfahren hat, wie nur der Sohn Gottes erfahren kann. Weiß Jesus – und nur Jesus! – von Gott? Ist, was er weiß, lebenswichtig für uns? Vertraue ich ihm? Vertrauen wir ihm? Dieses Vertrauen ist nötig. Weil wir noch nicht am Ende sind; nicht mit dem Leben, nicht mit Jesus. „Der wiederkommen wird in Herrlichkeit“, der uns seinen Geist gesandt hat. Es wird noch etwas geschehen; es ist noch so viel zu erkennen. Die Schriften und Erfahrungen sind noch nicht alles. Die volle Erkenntnis Christi steht noch aus. Wir stehen im Geheimnis und warten. Deswegen vertrauen und hören wir. Und deswegen nehmen wir den Konflikt an: mit denen, die das Zeugnis Jesu ablehnen. Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.
Der Souveräne Malteser-Ritter-Orden, dessen Großer Staatsrat sich in wenigen Tagen versammeln wird, um zukunftsweisende Entscheidungen zu treffen, dieser Orden hat die „Verteidigung des Glaubens“ auf seine Fahnen geschrieben (ebenso wie die Hilfe für die Armen). Wer verteidigt, steht im Kampf. Der Orden weiß also um den Konflikt. Er weiß: Es ist nicht der Konflikt zwischen Konservativen und Progressiven oder Adeligen und Bürgerlichen oder Männern und Frauen oder Laien und Priestern oder Nationen. Der Konflikt, um den es geht, ist der, in dem Jesus selbst steht. An Jesus glauben oder ihn ablehnen: Darum geht es. Auch wenn viele versuchen, alle möglichen Konflikte an die erste Stelle zu setzen. Damit sie in den einen, der wirklich wichtig ist, nicht einsteigen müssen. In jedem anderen Konflikt kann man Recht behalten, nicht in dem mit Christus. Vielleicht wittern sie das…
Vielleicht ist das der springende Punkt; die Chance, die sich uns bietet; die Pflicht, in die wir gestellt sind, wenn wir Jesus einmal nicht folgen können: ihn wenigstens hören. Das ist der Kampf, der in jedem Gebet, in jeder Messe gefochten wird: Werde ich einwilligen, ihn zu hören? Oder werde ich weghören? Nur wenn wir bereit sind, zu hören, was Jesus spricht, bleibt die Türe offen. Das ist die Situation des Nikodemus und unsere.
Wie Nikodemus Jesus wenigstens anzuhören, das ist nur der allererste Schritt. Erst wenn wir diesen Schritt gemacht haben, können wir überhaupt daran denken, zu reden und zu bezeugen: „Was wir wissen, davon reden wir, was wir gesehen haben, das bezeugen wir.“ Die Kirche bezeugt, was Jesus bezeugt hat. Sonst plappert sie nur.