Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Zweiter Sonntag der Osterzeit – Weißer Sonntag – Sonntag der Barmherzigkeit – Erstkommunion – 23. April 2017

19/05/2017 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Regenbogen sind sehr beliebt, Brücken und Sonnen. – Woanders wird bei der Erstkommunion gern von Regenbogen, Brücken, Blumen und dergleichen erzählt. Nicht in Mailberg. Ich denke nicht, dass die Kinder sich solche Themen wirklich wünschen. Leon will Profifußballer werden! Und wer weiß, vielleicht haben Denise oder Sophie schon den ersten Liebeskummer hinter sich. Was sollen sie da mit Kindergarten? Und die Männer hier, die heute ihren Kindern und Frauen zuliebe in die Kirche gekommen sind? Natürlich ertragen sie Regenbogen, aber es gibt ihnen nichts. Es hat mit ihrem Leben, mit ihrem Job und ihren Leidenschaften nichts zu tun.
In den meisten Pfarren ist Erstkommunion ein Tag freundlicher Gefühle, mehr nicht. In Mailberg denken wir über ernste Dinge nach. Denn die Kinder, der Glaube, das Miteinanderreden, die Zukunft unseres Landes, das ist ernst.
Die Pfarre Mailberg will, dass dieser Tag etwas in Bewegung bringt. Leicht wird das nicht, denn wir sind uns nicht nahe. Ich strecke meine Hand nach Ihnen aus – Sie sind mir ja nicht egal – und spüre doch: Sie sind misstrauisch. Worte wie „Kirche“, „Pfarrer“, „Sünde“, „Jesus“ machen Sie nicht froh. Und ich weiß wenig von Ihrem Leben. Ich sehe Sie an und frage mich: „Glauben diese Männer und Frauen?“
Diese Kinder sind die Brücke zwischen uns. Sie lieben diese Kinder, ich auch. Ich finde sie toll, die sieben. Aber was nützt das? Wird die Pfarre diese Kinder nicht ebenso verlieren wie die meisten Kinder der Jahre vorher? Weil die Eltern nach diesem Fest aufhören, in die Kirche zu kommen.

Wir sind uns nicht nahe. Noch nicht? Sehen Sie, der allererste Satz dieser Messe vom so genannten Weißen Sonntag, der Satz, der im Messbuch steht, lautet: „Wie neugeborene Kinder verlangt nach der unverfälschten Milch des Wortes, damit ihr durch sie heranwachst und das Heil erlangt. Halleluja.“ Der Satz ist aus der Bibel. Diese Sprache ist Ihnen fremd, und mir ist sie wichtig: Problem. Im Evangelium steht dann das Wort: „Glaube ich nicht!“ Das kennen Sie und ich kenne es auch. Die Auferstehung von den Toten, die Verwandlung von Brot und Wein, die Gegenwart des unsichtbaren Christus, jetzt, hier, mitten unter uns: Das alles ist schwer zu glauben. Hier haben wir etwas gemeinsam.
Thomas, der Apostel glaubt nicht. Thomas und Jesus haben also einen Konflikt. Nicht böse, nicht laut, – aber einig sind sie sich nicht. Was tut Jesus?
Erstens: Er verschweigt das Problem nicht. Zweitens: Er geht auf Thomas zu. Thomas ist misstrauisch, bockig; Jesus ist ehrlich und einfach. Und dann ist alles gut. Weil Jesus den ersten Schritt gemacht hat. Und weil Thomas Jesus kennt. Das ist der springende Punkt. Thomas weiß: Ich kann ihm trauen. Deswegen lässt er sich auf das Neue ein. Das ist seine große Chance. Der Glaube ist die große Chance (– der wahre Glaube. Nicht jeder Glaube ist gut. Ein Glaube, der sagt: „Wirf Bomben!“ oder: „Du musst jedes Wort im Koran oder in der Bibel wörtlich nehmen!“, solcher Glaube ist nicht gut).

Wer sich auf den Glauben einlässt, d. h. auf diesen Christus, so wie Thomas, der hat eine neue Sicht auf die Welt. Christen haben eine andere Sicht auf die Welt.
Für viele ist das Leid das Schlimmste in der Welt. Hier denken wir Christen anders. Natürlich wollen wir helfen; aber für die Bibel ist eindeutig nicht das Leid das schlimmste aller Übel, sondern die Sünde. Das Leid ist eine Folge der Sünde. Jesus ist nicht gekommen, um uns vom Leid zu erlösen, sondern von der Sünde. Und genau das feiert die Erstkommunion. Dazu empfangen Christen die Eucharistie. Sie empfangen Christus, um von innen her, vom Herzen her erneuert zu werden.

Vielleicht finden Sie es taktlos, heute von der Sünde zu reden. Aber ich finde, dieses Fest ist nicht dazu da, die Probleme zu verschleiern, sondern sie zu meistern. Mit Hilfe des Glaubens. Glauben, um richtig zu leben. Politik, Internet, Dorfleben, Partnerschaften und Ehen… keiner wird mir erzählen, dass es da keine Probleme gibt. Keiner wird mir erklären können, dass er unschuldig ist (Männerbild, Art Geld zu verdienen und Geld anzulegen, Rede über andere, der normale Streit). Diese Kinder lernen von uns Erwachsenen doch nicht nur Gutes! Ist Ihnen das gleich? Ist das halt einfach so? „Reinheit der Seele“, ist das nur Kirchenquatsch? Sollen diese Kinder in allem werden wie wir? Die gleichen Fehler wieder machen? Dann schicken Sie sie nicht zu Kommunion. Oder sagen Sie ihnen: Du empfängst ein Stück Brot, that’s it. So bleibt garantiert alles, wie es ist. Kein Aufbruch.
Die Kommunion gibt es, Jesus selbst hat sie uns geschenkt, weil die Welt nicht in Ordnung ist, weil Sie nicht in Ordnung sind und ich nicht. Weil sich etwas ändern muss mit uns und mit der Welt. Weil wir Hilfe brauchen. Weil wir ohne Christus nichts aufbauen können; weil wir die innere Verbindung zu ihm brauchen wie die Rebe den Weinstock braucht. Die Kommunion gibt es zur Heilung. Und um Kraft zu finden: Kraft zu vergeben und mehr zu lieben. Die Kommunion gibt es, damit der Glaube stark wird und die Welt besser.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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