33. Sonntag im Jahreskreis (C), 13. November 2016
Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes
„Alles wird niedergerissen“ – „gewaltige Zeichen“ – „vorher aber wird man euch Gewalt antun“ – „Erdbeben“ – „Seuchen und Hungersnöte“ – „Kriege“ – „Aufstände“ – „ihr werdet von allen verachtet.“ Hören Sie dem Evangelium zu? Das sind seine Worte.
Hören Sie die Gebete der Messe? – „Barmherziger Gott, beschütze deine Kirche auf ihrem Weg durch die Zeit und stärke sie im Glauben und in der Liebe.“ Sie haben es hundert Mal gehört. Sie sollten selbst so gebetet haben, denn der Priester am Altar betet doch nicht für sich allein… Die Kirche, das sind wir. Wir sind auf dem Weg. Wir brauchen Schutz, wir brauchen Stärke. Das Wichtigste sind Glaube und Liebe.
Jeder, der ein Geschichtsbuch aufschlägt, der den Alten zuhört, der die neue Zeitung liest, der um sich schaut, weiß: Diese Welt ist kein guter Ort. Es gibt Stunden, es gibt Melodien und Blicke, Gesten und Gedanken, die so schön sind, dass man vergehen möchte. Aber es gibt auch jenes andere. Und wir müssen damit zurechtkommen. Wir müssen unseren Kindern zeigen, wie man damit zurechtkommt. Die Welt sehen, wie sie ist und trotzdem Hoffnung haben. Und Freunde!
Ich bewundere! Ich bewundere die Kirche, weil sie das kann: uns zeigen, wie man durch diese Welt kommt und dabei aufrecht bleibt. Ich bewundere die Kirche, weil sie zugleich zumutet und tröstet; weil sie den Schrecken ansieht und die Hoffnung zeigt; weil sie nicht schmeichelt, sondern wahr ist. Weil das Evangelium uns erschüttert und bewegt und führt.
Heute sagt es uns: Es gibt ein Ende, aber es gibt auch Hoffnung. Es gibt Situationen, in denen ihr allein zurechtkommen müsst; aber ihr seid nicht vergessen. „Lasst euch nicht erschrecken!“
Was Jesus in diesem Evangelium sagt, ist furchtbar. Und doch spricht er mit solcher Ruhe! Er sagt: Der Tempel wird zerstört werden. Für Juden ist das unerträglich zu hören. Sie haben ja nicht viele Kirchen, in denen sie gehen können; sie haben nur diesen Tempel. Nur hier können sie den Gottesdienst feiern, so wie ihn Gott selbst angeordnet hat. Dieser Tempel wird zerstört werden: Das ist der Weltuntergang. Und der Tempel wurde zerstört. Im Jahr 70, kaum eine Generation nach Jesus, vernichteten ihn die Römer für immer. Weltuntergang. Aber die Geschichte ging weiter, jene „geheimnisvolle Werkstatt Gottes“ (Goethe).
Die Zeichen, von denen Jesus spricht, sind nicht Beweise dafür, dass das Ende bevorsteht. Aber es sind Zeichen dafür, dass diese Welt vergeht. Und etwas anderes kommt. Der geheime Sinn des Ganzen ist die Wiederkunft Christi.
Hören Sie eigentlich, was Sie selbst reden? Sie sagen im Credo: „Ich glaube, er wird wiederkommen, zu richten die Lebenden und die Toten und seines Reiches wird kein Ende sein.“ Sie rufen, in jeder Messe: „Deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit.“ Jede Messe sagt uns nichts anderes als das, was Jesus heute im Evangelium sagt. Sie sagt: Das hier vergeht, etwas anderes kommt. Lasst euch nicht erschrecken! Schaut genau hin, mit wachen Augen. Aber mit ruhigem Herzen! Habt Vertrauen! „Ihr werdet das Leben gewinnen.“
Es gibt Bedrohungen. Man kann füglich Angst haben vor Anschlägen, Krieg und Terror, vor Fremden und einer unsicheren Zukunft. Das alles gibt es ja. Und es ist nicht weit weg. Aber die Angst soll uns nicht gefangen nehmen und blockieren. Wir sind doch Christen! Wir haben eine Hoffnung!
Wenn ich freilich nur hoffe, immer gesund zu bleiben, und meine Lieben auch; wenn ich hoffe, immer im Wohlstand zu leben, vielleicht sogar immer mehr zu haben: Solche Hoffnung kann schief gehen und wird schief gehen. Wenn ich aber hoffe, dass Gott alles zum Guten wenden wird, dass ich nie wirklich verloren gehen kann, dann bin ich auf der sicheren Seite.
Hoffen kann manchmal ganz schön schwer sein; aber es geht. Denn die Hoffnung in uns ist eine Gabe des Hl. Geistes. Christliche Hoffnung erwartet nicht alles von Menschen, sondern von Gott. Der sogar aus dem Tod neues Leben schaffen wird. Gott wird zeigen, wer und wie er ist. „Dann werdet ihr Zeugnis ablegen können“, sagt Jesus seinen Leuten. Zeigen Sie also den anderen, vor allem Ihren Kindern, wie Christen hoffen. Bleiben Sie standhaft!
„Barmherziger Gott, beschütze deine Kirche auf ihrem Weg durch die Zeit und stärke sie im Glauben und in der Liebe.“
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