28. Sonntag im Jahreskreis (C), 9. Oktober 2016
Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes
Zehn werden geheilt, neun gehen weiter. Einer gibt Gott die Ehre.
Wie viele werden nicht geheilt?
Jesus begegnet diesen; jenen begegnet er nicht.
Die einen glauben, die anderen nicht.
Es gibt Unglückliche, und es gibt Frohe.
Berge werden und Täler und Meere. Sterne werden und Galaxien.
Und sie vergehen.
Die Zeit vergeht.
Sie sind hier; wir sind zusammen. Aber so viele fehlen uns.
Wir finden einander und wir werden einander wieder verlassen.
Da sind Welten, von denen wir nichts ahnen.
Gibt es die Engel? Was geschieht in den Tiefen der Ozeane?
Was geschieht im Inneren meines Körpers? Jetzt? Nächste Woche?
Was wird aus dem Menschen an meiner Seite? Wird er bleiben?
Was wird aus diesen Kindern werden?
Da sind Milliarden von vergessenen Menschen. Seit Anbeginn der Welt.
Und da ist: die Ehre Gottes.
Ãœber allem ist Gott. In allem. Fern von allem. Und ganz nahe.
Gott, der nie begonnen hat. Der immer war.
Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott…
Gott, der jeden anderen fragen kann: „Wo warst du, als ich die Erde gründete? Als mich die Morgensterne miteinander lobten und jauchzten alle Gottessöhne?“ (Hiob).
Gott, der fragt: „Wo sind die übrigen neun?“
Jesus hat auf sie gewartet. Nicht dass sie mit ihm feiern oder ihm nachfolgen oder den Glauben bekennen oder anderen Gutes tun. Er hat gewartet, dass sie Gott die Ehre geben. – „Ist denn keiner umgekehrt, um Gott die Ehre zu geben?“
Weshalb kommen die Kameraden an Ostern in die Kirche? Warum geht die Feuerwehr an Fronleichnam mit? Weshalb feiern Familien die erste Kommunion ihrer Kinder? Warum predige ich? Warum dient NN die Messe? Warum spielt Herr Zant? Wozu wirkt der PGR? Weshalb werden wir nachher im Pfarrhof über die Firmung reden?
Geschieht das alles, um Gott die Ehre zu geben?
Weshalb sind Sie hier?
Wir sollen Gott die Ehre geben, wie Jesus es tut. Gott die Ehre geben, das bedeutet zuerst: Gott anerkennen. Ja, es gibt Gott. Ja, er ist größer als alles andere. Wichtiger als alles andere. Ja, ich bete ihn an.
Gott die Ehre geben bedeutet also wahr sein. Wer Gott als Nebensache behandelt, ist nicht wahr. Er verkennt. Er irrt. Er leugnet! Er muss umkehren.
Gott anerkennen: Dieser erste Schritt führt weg von mir selbst. Man kann nicht Gott die Ehre geben und sich selbst behaupten wollen, mehr sein wollen und noch mehr, immer noch wichtiger. Gott die Ehre geben bedeutet: sich selbst vergessen („Geh weg von dir!“). Gott die Ehre geben, bedeutet einen anderen – Gott nämlich – loben. Wer voll ist von sich selbst, kann nicht preisen und nicht jubeln; er kann keinen anderen loben. Gott die Ehre geben heißt, Gottes Willen anzubeten und zu tun. Gott dienen.
Gott die Ehre geben bedeutet, frei zu werden. Wer Gott in allem die Ehre gibt, der ist nicht eingesperrt in wechselnden Gattern. Hier Werktag, da Sonntag; hier ich, da Gott und dort die anderen; hier Politik und dort Kirche. „Alles zur größeren Ehre Gottes!“ Alles – wie viel Freiheit in diesem Ruf ist!
Alles, das bedeutet auch das Kleine, auch das Schmerzliche, sogar das Peinliche. Auch darin ist Gott. Denn Jesus war in allen Ängsten, in allen Schmerzen, in jeder Schande. Jesus aber ist die Ehre Gottes schlechthin. Und deswegen ist jeder, der leidet, eine Ehre Gottes. Erst recht dann, wenn er für die anderen leidet. „Die Ehre Gottes ist der lebendige Mensch“, sagt der hl. Irenäus. Der Mensch, der Gemeinschaft mit Gott hat. Wenn der Mensch mit Gott übereinstimmt, dann ist sein Leben die Ehre Gottes.
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