Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Fronleichnam 2016 (Mailberg)

30/06/2016 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Mit was soll ich beginnen? Gute Nachricht? Schlechte Nachricht? Zuckerl oder Gurkerl? Eigentlich wurst. Zwei Dinge will ich Ihnen zu Fronleichnam sagen. Zu zwei Haltungen will ich Sie verführen, die auf den ersten Blick ganz gegensätzlich sind: Gehorsam und Spiel.

Ich dachte immer, schon das Wort „Gehorsam“ sei verpönt. Aber dann habe ich neulich bei der Angelobung der jungen Feuerwehrleute gehört, wie ganz unkompliziert da die Rede vom Gehorsam war. Und von Disziplin. Also können Sie mit dem Thema umgehen.

Gott fordert keine Disziplin. Aber Gehorsam. Auch das Fronleichnamsfest hat mit Gehorsam zu tun. Dieses Fest geht zurück auf das Letzte Abendmahl. Auf jenen Moment, als Jesus seinen Leuten sagt: „Tut dies zu meinem Andenken.“ Bis heute wird in jeder Messe, immer im Moment der Wandlung, dieses Wort des Herrn wiederholt: „Tut dies zu meinem Andenken.“ Das ist ein Auftrag, mindestens. Vielleicht sogar ein Befehl? Und damit geht es, ob wir wollen oder nicht, um Gehorsam. Man kann auch sagen: um Treue. Katholiken gehen zur Messe zuallererst aus Treue zum Herrn

Damit steht aber auch die Frage im Raum (eine Frage, die mich umtreibt): Welche Rolle spielt der Gehorsam beim Glauben? Es ist eindeutig, dass Gott etwas fordert von uns (Zehn Gebote). Und ebenso eindeutig ist es, dass für ganz viele Christen diese Idee: Gehorsam Gott gegenüber, ganz abwegig ist. Sie zögern? Dann fragen Sie sich: Was tue ich aus Gehorsam zu Gott? Und was tue ich aus Gehorsam zum Chef, zum Kommandanten, Lehrer, Trainer, Vater, Mutter…? Kann es sein, dass der einzige, dessen Willen, Gebot oder Auftrag wirklich gar keine Rolle spielt, Gott ist? Ich lasse Sie mit dieser Frage. Meditieren Sie sie auf dem Weg der Prozession…

Die Prozession führt uns durch die Schöpfung Gottes. – Ich behaupte nicht, dass Gott jedes Rehlein gemacht hat und jedes Bächlein; ich schließe die Evolution gar nicht aus. Aber ich glaube: Der Anfang von all dem, was wir sehen und leben, ist Gott. Gott sprach: „Es werde“ – und es ward. Gott schafft eine Welt; Gott ordnet die Schöpfung; er gibt Gesetze (Schwerkraft); Gott fordert („Du sollst…“). Gott schafft, ordnet, fordert: Das ist auch eine Seite Gottes.

Und dann ruht Gott. Am Siebten Tag ruht Gott, voller Freude über sein Werk. Gott setzt die Zeit aus, Gott macht frei, Gott spielt am Siebten Tag. Es geht im Schöpfungsbericht der Bibel nicht um die Tage und ihre Zahl. Es geht um die Verbindung von Tat und Ruhe. Um das Spiel. Die Muße. Um das Unnötige, Überflüssige, Verschwenderische, Großzügige, Heitere, um das Schöne. Das alles feiert die Prozession am Fronleichnamstag.

Es reicht, die Prozession anzusehen, die da durch Mailberg zieht: Es nehmen nicht nur die umsichtige Feuerwehr teil und die disziplinierten Kameraden, haltend heilige Ordnung. Da sind auch die Kinder: andächtig, zapplig, staunend, Blumen streuend wie im Spiel. Und da ist die Mailberger Musik, wehende Fahnen, tanzende Heiligenfiguren, Gebimmel und Geklingel und Andacht. Wir sehen bei diesem Fest heilige Ordnung und heiliges Spiel.

Ich weiß, wie viele in Mailberg sich plagen mit dem Leben, auch dass es viele schwer haben oder sich schwer machen mit dem Glauben und der Kirche. Aber vielleicht gibt es auch solche, immer mehr!, die auf dem Weg im Herzen sagen können, was wir in jeder Messe sagen: „Heilig, heilig, heilig, Gott, Herr aller Mächte und Gewalten… Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn: Christus.“ Der, der uns sagt: „Tut dies zur Erinnerung an mich.“

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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