Fest der Heiligsten Dreifaltigkeit, 22. Mai 2016
Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes
Wenn das Christsein der Christen nur endlich mehr mit Gott zu tun hätte! Christsein bedeutet, sagt ein berühmter Theologe, „ein Leben lang die Unbegreiflichkeit Gottes aushalten“. Das gefällt mir. So wünsche ich mir die Kirche. Das passt zum Hochfest der Dreifaltigkeit: Fest der Unbegreiflichkeit Gottes. Ja, man kann das Unbegreifliche feiern (Geburt eines Kindes)! So gesehen, könnte das Hochfest der Dreifaltigkeit das Gründungsfest der neuen Kirche werden. Ein Impuls der Erneuerung, hin zu einer Kirche, in der es um den Glauben an Gott geht – und nicht um das, was „man“ tut, nicht um das Brauchtum, um die Kunst oder die Politik.
Doch der Reihe nach. Es gibt drei große Religionen auf der Welt, die sich zum einen Gott bekennen und nicht zu vielen Göttern: Juden, Christen und Moslems. Was uns von Juden und Moslems unterscheidet: Christen glauben an einen einzigen Gott. Aber einen einzigen Gott in drei Personen (und das heißt eben nicht, wie die Moslems uns abschätzig vorwerfen, wir glauben an drei Götter).
Das sind keine Nebensächlichkeiten, die man leichthin aufgeben könnte, um die Einheit der Religionen zu fördern, wie manche meinen. Der Glaube daran, dass Gott einer-drei ist, dreifaltig, ist das Zentrum. Dieser Glaube kommt aus dem Evangelium selbst. Bei Johannes vor allem, aber auch bei den anderen, auch im Alten Testament, überall Worte, die nur diese Erkenntnis zulassen: Im einen Gott sind drei: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Einer in Drei. „Drei Flammen einer Liebesglut.“ Das ist die Lehre des Evangeliums. Unaufgebbar. Mit Leben zu füllen – zum Beispiel, wenn Sie das Kreuzzeichen machen.
Damit das Fest des dreifaltigen Gottes wirken kann, damit es lebendig werden und unsere Pfarre prägen kann, müssten wir die Existenz und vor allem die Schönheit des Unbegreiflichen entdecken, in einer Zeit, die alles platt macht, wo alles so simpel wie möglich sein muss, am allen zu gefallen. Das Unbegreifliche (Natur, All, Musik, Menschen). Gott ist unbegreiflich. Und dennoch nicht vage, sondern vernünftig, wahr, schön. Das Unbegreifliche macht das Leben weit und schön.
Gott ist unbegreiflich und Gott ist jemand. Person. Gegenüber. Gott ist nicht „höhere Macht“, „kosmische Energie“ oder etwas in der Art. Gott ist einer in drei Personen. Gott ist jemand und Beziehung. Das Dreifaltigkeitsfest sagt uns: Es geht um die Suche nach jemandem. Wir brauchen doch keine „Energie“! Und wer sehnt sich nach einer „höheren Macht“? Wir brauchen jemanden, kein Ding. Dinge kann man kennen, kennt man, nutzt man, wirft man weg, eines Tages. Jemand aber ist unbegreiflich. Also anziehend. Und durch Anziehung entsteht Beziehung.
Aus dem Evangelium wissen wir: Gott ist Liebe. Nicht nur Liebe für uns, sondern auch Liebe in sich. Also dreifaltig. Denn wo Liebe ist, da ist dreierlei: der Liebende, der Geliebte und die Liebe, die beide verbindet; der, der liebt, der, der geliebt wird, und die Liebe, die vom einen zum anderen geht. Eine Liebe in drei Personen. Und in diesen drei Personen hat Gott eine Beziehung zu uns. Gott bringt die Schöpfung hervor. Uns. Er ist (in diesem Sinn) „Vater“. Gott ist in der Schöpfung gegenwärtig. Der Sohn ist Mensch geworden. Jesus Christus. In ihm ist Gott mit uns. Und Gott will die Schöpfung in sich heimholen. Der Hl. Geist wirkt an uns. Das Fest der Dreifaltigkeit feiert unseren Ursprung (Vater); es feiert die Nähe (Sohn) und die große Verwandlung (Geist).
Wir Menschen wollen zweierlei: das Unbegreifliche und die Liebe. Wir wollen lieben und geliebt werden und staunen. Dass wir so sind, das beginnt in Gott selbst. Es ist unsere Natur. Den dreifaltigen Gott feiern, heißt, nach unserer wahren Natur leben. Echt sein.
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