Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Dienstag der 6. Osterwoche – Bitttag –

16/06/2016 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Die drei Tage vor Christi Himmelfahrt werden nach altem Brauch als Bitttage gehalten. Und weil wer bittet, gut daran tut, sich nicht aufzuspielen, eine mögliche Schuld zuzugeben, ein Zeichen seines guten Willens zu setzen und sich auszusöhnen, sind diese drei Tage die einzigen in der Osterzeit in der violette Farbe der Buße.

Am Land spielen diese Tage eine größere Rolle als in der Stadt. Dort draußen wird um eine gute Ernte gebetet und um Schutz vor Naturkatastrophen. Um was sollen wir hier bitten? Um Schutz vor Terroranschlägen? Vielleicht hat der westliche Städter kaum noch Ahnung davon, wie bedroht das Leben ist selbst in den elementarsten Vollzügen, – Essen, Trinken, Hilfe in Krankheit. Vielleicht werden wir es bald wieder lernen.

Menschen bitten, weil sie Angst haben. Und Angst haben alle Menschen. Angst vor Bedrohung und vor Verlust. Selten Angst um das ewige Heil. Menschen bitten, weil sie Hoffnung haben. Solange sie Hoffnung haben. Menschen bitten, weil sie in Gemeinschaft sind und der Gemeinschaft trauen. Misstrauen macht die Bitte unmöglich.

Und warum bitten wir Gott? Weil er doch gut ist! Jedenfalls wird das behauptet. Gut und mächtig. Eigentlich ideal, wenn man Hilfe braucht. Wir bitten Gott, weil Jesus Tausende in der Wüste gespeist hat. Weil er Kranke geheilt hat und Tote wieder ins Leben gerufen hat. Selbst wer diese guten und mächtigen Taten Jesu nicht auflisten kann, hat Zutrauen zu ihm und bittet. Jesus hat uns doch gelehrt zu bitten; er hat uns das Vater Unser gegeben, jenes Gebet, das aus sieben Bitten gefügt ist. Und so bittet die Kirche. Seit 2000 Jahren. Sie bittet mit den Menschen zusammen; sie zieht mit den Wallfahrten und den Flurprozessionen; in jedem ihrer Gottesdienste steigen Bitten um Bitten empor. Und doch weiß die Kirche: Bitten werden nicht erhört.

Die Titanic ging unter, die KZs und der Gulag verschwanden erst nach Millionen von unerhörten Gebeten, Kinder werden krank trotz der Bitten ihrer Eltern, und große Lieben werden nicht wieder geheilt. Jesus nährt viele, aber nicht alle; Jesus heilt manche, die meisten nicht und Jesus sagt dem, der ihn um Hilfe bittet: „Mensch, wer hat mich zum Richter oder Schlichter bei euch gemacht?“ Mit anderen Worten: „Das, was dir so wichtig ist, dein Erbe, die Gerechtigkeit, das interessiert mich nicht.“ Und sind die Eucharistie, das heilbringende Leiden am Kreuz, die Auferstehung, sind diese großen Gaben Jesu etwas, um das Menschen bitten würden?

Aber Jesus fordert uns doch auf zu bitten! Er verspricht uns sogar Erhörung! „Alles, um was ihr in meinem Namen bittet, werde ich tun, damit der Vater im Sohn verherrlicht wird. Wenn ihr mich um etwas in meinem Namen bittet, werde ich es tun“ (Joh14, 13-14). – „In meinem Namen…“ Wollen wir wirklich den Namen des Herrn missbrauchen? Im Namen des Herrn um gutes Wetter bei der Hochzeit bitten, um eine gelungene Schulaufgabe und um Heilung eines Rheumas? Ist Jesus dafür gestorben? „In meinem Namen“, dieser Zusatz läutert unser Gebet.

Wir müssen lernen, um das Richtige zu bitten. Und das gibt Gott immer. – „… damit der Vater im Sohn verherrlicht wird“, heißt es da. Ergänzen Sie: und in allen, die zum Sohn gehören. Es geht um die Herrlichkeit Gottes. Und die Herrlichkeit Gottes, das sind die erlösten Menschen. Die Seligen. Deswegen bitten wir: „Dein Reich komme, dein Wille geschehe!“ Um die Seligkeit, um den Himmel sollen wir bitten!

Haben Sie Acht, wie es die Menschen machen, von denen in der Lesung erzählt wird. Sie sind in einer Notlage: im Gefängnis, verwundet von den Schlägen. Aber es heißt: „Sie beteten und sangen Loblieder.“ Das Lob Gottes ist das Wichtigste. Und dann fragt der Gefängniswärter: „Ihr Herren, was muss ich tun, um gerettet zu werden?“ Nicht: Was muss ich tun, um eine gute Ernte zu bekommen? Oder den richtigen Schwiegersohn? Um Rettung! Die Menschen der Apostelgeschichte werden alle erhört und gerettet, – aber nicht so, wie sie dachten.

Man mag Gott um alles bitten. Das Vertrauen der Kinder freut jeden Vater. Aber es gibt gute und weniger gute und schlechte Bitten. Alles misst sich daran: Habe ich Vertrauen? Oder nur Eigenwillen und fixe Ideen? Bin ich offen für den Ausgang? „Dein Wille geschehe!“ Und geht es um das „eine Notwendige“? Unsere Bitten werden nur erhört in dem Maß, wie es uns zu Gott hilft. Wenn uns die Gesundheit zu Gott hilft, werden wir gesund. Wenn uns eine Krankheit eher zu Gott hilft, weil sie uns erschüttert, dann werden wir nicht geheilt. Gott gibt alles, was wir brauchen, um zu ihm zu gelangen. Um in den Himmel zu kommen. Dazu bekommen wir die heilsnotwendige Gnade: den Heiligen Geist, die Hilfe der Hilfen.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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