Zweiter Sonntag der Osterzeit, 1. April 2016
Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes
Wie ist das? Ist der Mensch wirklich „nach dem Bild Gottes“ erschaffen, wie es im Buch Genesis heißt? Oder ist nicht doch eher Gott nach unserem Bild erschaffen? Machen sich Menschen ihre Götter selbst? Ist Gott so wie wir? Oder sollen wir werden wie Gott?
Menschen sind so: wenn – dann. Wenn ich eine Wallfahrt mache, musst Du, lieber Gott, mir ein Kind schenken. Oder meinen Arm gesund machen. Wenn ich diese Buße tue, lieber Gott, dann musst du im Gegenzug auf meine Lieben aufpassen, damit ihnen kein Unglück geschieht. Wenn ich mich in der Pfarre engagiere, jahrelang, dann habe ich das Recht auf Beachtung und Rücksicht und Dankbarkeit. „Wenn ich meine Hand nicht in seine Seite lege“, dann glaube ich nicht, sagt Thomas. Das ist Marktplatz. Gott eingefangen in der Bazarbude.
So sind Menschen. Aber sie sollen so nicht bleiben. „Selig, die nicht sehen und doch glauben!“, sagt Jesus zu Thomas. Du sollst nicht handeln mit Gott! Du sollst vertrauen! Glauben!
Wir sollen so nicht sein, wie Menschen eben sind oder gerne bleiben würden, weil wir sonst Bezahlte sind und Gott ein bezahlter. Wir sollen aber Beschenkte sein.
Doch die meisten machen lieber ein Geschäft als zu vertrauen oder dankbar zu sein. Geschäfte sind reell; Vertrauen und Dankbarkeit sind riskant. Hier ist der Punkt, wo die Frage wichtig wird: Wie ist Gott? Was passt besser zu ihm: Geschäft und Handel? Oder Vertrauen und Dankbarkeit? Hier wird die Frage wichtig: Muss sich unser Glaube entwickeln, muss er erwachsen werden, mehr „göttlich“ und weniger „menschlich“?
Leute, die sagen: „Ich habe mir meinen Kinderglauben bewahrt!“, machen mich misstrauisch. Ich höre den Stolz in ihrer Stimme. Sie meinen damit meistens: Ich bin besser als die Theologen, die klug reden und alles kompliziert machen. Hätten diese Leute wirklich einen Kinderglauben, dann wären sie rein, voller Vertrauen – wie ein kleines Kind mit seinem Vater oder seiner Mutter. Doch das sind sie selten. Meistens sind diese Menschen nur faul. Sie spüren, dass der Weg vom Geschäft zur Hingabe, die nicht rechnet, schwer ist: Da gilt es, die Natur zu verlassen und der Gnade zu folgen. Statt Leistung und Gegenleistung: Vertrauen. Echter Glaube.
Jesus sagt Thomas: „Selig, die nicht sehen und doch glauben!“ Er kennt Thomas, er liebt den Apostel, er hat Geduld mit ihm, – aber er lässt ihn nicht, wie er ist. Die Menschen nehmen wie sie sind und Aus: Das ist Ende jeder Kultur, jeder Politik, das Ende der Zivilisation – und des geistlichen Lebens.
Die Hl. Schrift spricht von der Freundschaft mit Gott, von der Annahme des Menschen an Kindes statt. Nicht von Handelsbeziehungen. Heute hören wir in der Lesung die Worte: „Erschrick nicht! Ich bin der Erste und Letzte und der Lebendige. Ich war tot, doch ich lebe in Ewigkeit“ (Offb). Furcht und Vertrauen, Leben und Tod, Ewigkeit… Darum geht es: um die großen Dinge des Lebens. Nicht um einen kleinen Handel.
Was verpassen die, wie dürr werden die, bei denen es nur darum geht: Ich biete ein wenig Religion – und dafür schützt mich Gott vor Unglück. Was aber, wenn Gott das nicht tut?
„Du sollst dir kein Bild von Gott machen.“ Erstes Gebot. Also prüfen Sie immer wieder: Wird Gott mir immer ähnlicher – oder ich ihm? Geben Sie der Gnade Raum. Dann werden Sie zu Freunden Gottes statt zu seinen Geschäftspartnern. Freude können nur die sein, die sich irgendwie ähnlich und nahe sind. Um zur Freundschaft mit Gott zu kommen, braucht es also eine gewisse Angleichung des Menschen an Gott. Das ist der Weg.
Die Leute hätten es gerne so: Den Stolz behalten – und dennoch auskommen mit Gott. Stolze Menschen, demütiger Gott. Das aber ist inwendig falsch. Das ist der Weg: wir klein, Gott groß. Denn so ist das in Wahrheit.
Wir sind in Wahrheit klein und demütig. Aber nicht gedemütigt. Der erhabene Gott liebt die Demut, aber er demütigt nicht. Ganz im Gegenteil: Der Auferstandene verleiht uns in der Taufe drei heilige Ämter: das Priestertum, das Königtum, das Prophetenamt. Keine Ware, sondern eine erhabene Aufgabe. „Der Friede sei mit euch. Empfangt den Heiligen Geist.“
Wenn es Tage gibt, an denen Ihnen das zu anspruchsvoll klingt, dann achten Sie wenigstens darauf, dass Sie beten auf die richtige Weise. Nicht wenn – dann, sondern: „Mein Herr und mein Gott, dein Wille geschehe!“
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