Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

Aktuelles

Dienstag der Karwoche, 22. März 2016

25/04/2016 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Hier geht eine Beziehung zu Ende; eine Gemeinschaft zerbricht. Übrig bleiben: Einzelne. Übrig bleibt ein Verlassener. Judas hat ihn verraten. Der böse Judas. Petrus hat ihn verraten. Der gute Petrus. Verrat ist Verrat. Das Ergebnis ist immer gleich: Der, der verraten wurde, ist allein.

Das gemeinsame Mahl, – dieses Mahl, das doch die höchste Form der Gemeinschaft werden soll, die es in dieser Welt gibt, Vorahnung des Himmlischen Hochzeitsmahles –, gerade dieses Mahl wird zum Moment der Spaltung. Judas tritt aus der Gemeinschaft der Jünger aus. Diese Gestalt sagt uns etwas über das Böse im Herzen des Menschen. Das Böse ist da, es ist reell und es wirkt.

Petrus verleugnet Jesus; die anderen laufen davon. Jesus ist der Verlassene und der Gescheiterte. Er will die Menschheit zur Gemeinschaft der Kinder Gottes machen – und kann keine 12 Männer zusammenhalten. So kann man es auch sehen. „Als Judas hinausgegangen war, sagte Jesus: Jetzt ist der Menschensohn verherrlicht. Und Gott in ihm.“ Was ist die eigentliche Wahrheit der Szene, die wir da miterleben? Geht es hier um den Zerfall irgendeiner obskuren Männergruppe? Oder um mehr?

 

Die Lesung erklärt das Evangelium, der Prophet den Evangelisten. Beim Propheten Isaias steht: „Er machte meinen Mund zu einem scharfen Schwert; er machte mich zu einem spitzen Pfeil. Er sagte zu mir: Du bist mein Knecht, an dem ich meine Herrlichkeit zeigen will.“ Gott sagt das zu einem Menschen. Und dann: Nichts. Gott gibt Kraft, Begabung, Berufung, Auftrag – und dann: nichts. Scheitern. „Ich habe meine Kraft vertan“, erkennt der Berufene.

Damit nicht genug. Gott beginnt von neuem. Jetzt sagt er sogar: „Ich mache dich zum Licht für die Völker, damit mein Heil bis ans Ende der Erde reicht.“ Der erste Auftrag wird erneuert, größer, weit wie die ganze Welt. Kann sich der Mensch noch einmal auf Gott einlassen? Kann sich ein Mensch wieder und wieder auf Gott einlassen? Angesichts dieses Auftrages ist das Scheitern ist vorprogrammiert. Die Entmutigung multipliziert sich. Die Menschen, die sich auf Gott einlassen, werden: Die Entmutigten. Gott selbst ent-mutigt sie von ihrem falschen, eigenen Mut. Ist Gott so mit Menschen? Ja. Damit wir einsehen, dass wir vom Erfolg nicht leben können, sondern allein vom Wort Gottes. Vom Glauben. Vom Gottvertrauen. Deswegen die Entmutigung der Propheten. Deswegen das Scheitern Jesu vor den Augen aller. Damit klar wird: Das Übermaß der Kraft kommt von Gott.

Jesus begegnet der Unsicherheit des Lebens in der Gestalt des Petrus. Petrus sagt uns in jener Nacht nur das eine: Seid euch nicht sicher! Auch ihr könnt landen, wo ich jetzt bin: Draußen, allein, Verräter meines Freundes vor den Augen aller.

Jesus steht im Konflikt zwischen Liebe und Hass. Er begegnet diesem Konflikt in der Gestalt des Judas, des Mannes, in den der Satan gefahren war. Das geht weit über das tägliche Klein-klein hinaus. Diesen Widerstreit von Liebe und Hass haben wir auch immer wieder zu bestehen. Jesus hat ihn vor uns gekannt und ausgehalten. „Als Judas den Bissen Brot genommen hatte, ging er sofort hinaus. Es war aber Nacht.“

„Wohin ich gehe, dorthin kannst du mir jetzt nicht folgen.“ Jesus akzeptiert nicht nur die körperlichen Schmerzen, die auf ihn zukommen, sondern auch die Einsamkeit. Die Einsamkeit des Herrn enthält eine große Lehre: Gott allein. Gott allein kann helfen. Dass das klar werde. Die Einsamkeit akzeptieren. Die, die uns Gott näher bringt.

Die großen geistlichen Menschen wissen, dass man sogar an den Punkt kommen kann, wo es gilt, Gott um Gottes willen zu verlieren. Vorstellungen, Ideen, Bilder von Gott werden uns genommen, weil Vorstellungen, Ideen und Bilder von Gott nicht Gott selbst sind. So scheint es uns eine Zeitlang, als verlören wir die Nähe Gottes selbst.

Diese Einsamkeit wird nicht dauern. Auf die Nacht, die Nacht der Bosheit oder die Nacht der Einsamkeit wird folgen eine Explosion herrlichen Lichtes. Der Morgen des Ostertages.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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