Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Dienstag der 5. Fastenwoche, 15. März 2016

25/04/2016 


 

 

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Es beschleicht mich ein Verdacht. Läuft die ganze Seelsorge dieser Jahre falsch? Habe ich selbst mitgeholfen, falsche Pisten zu legen? Denn sehen Sie, ich frage mich immer: „Was kann die Beziehung zu Jesus den Menschen bringen?“, und meine, wenn ich das erst einmal herausgefunden und gut vermittelt habe, dann wird der Glaube sich seinen Weg brechen. Ich gründe also alles auf die Frage: „Was bringt uns das?“

Doch da ist noch eine andere Frage: „Wer bist du?“

Im heutigen Evangelium geht es im Grund nur um diese Frage: Wer ist Jesus? Erkennen ihn die anderen, – oder erkennen sie ihn nicht? Dann erst: Was haben sie davon?

Für uns geht es um die Frage: Interessiere ich mich für mein Gegenüber – Jesus, in diesem Fall – oder interessiere ich mich nur für mich? „Was bringt mir der?“ Nur weil es hier um den Glauben geht, ist diese Frage nicht obsolet. Man kann glauben, weil es nutzt zu glauben, – oder man kann glauben um Gottes Willen.

In diesem Evangelium findet sich alles, was im Alltag unserer Kirche gern verdrängt wird: die Situation der letzten Chance, die Drohung, die endgültige Trennung, die Überlegenheit. Kurz, das Geheimnis Jesu. „Ich gehe fort…“ – „Wenn ihr nicht glaubt, werdet in eurer Sünde sterben.“ – „Ihr stammt von unten, ich stamme von oben.“ – „Wohin ich gehe, dorthin könnt ihr nicht gelangen.“ Wer ist dieser Mann? Lasse ich mich auf ihn ein, obwohl ich so vieles von ihm nicht weiß, so vieles an ihm nicht verstehe? Es geht um den Glauben. Ist Glaube nicht genau das: jemandem vertrauen, den ich nicht kenne? Kennen Sie Ihre Frau? Ihren Mann? Ihre Freunde? Wirklich? Durch und durch? Natürlich nicht. Und dennoch sind Sie mit ihnen zusammen. Sie glauben an sie. So ähnlich ist es mit Jesus aus Nazareth.

Seit nunmehr drei Jahren wirbt Jesus bei den Menschen Israels um den Glauben. „Glaubt mir!“ Mehr noch, noch kühner, noch anmaßender: „Glaubt an mich!“ Aber das tun die wenigsten. Die meisten werden zu Gegnern. Dann zu Todfeinden. Es ist nicht umsonst, dass Jesus in diesem Evangelium von seinem Tod spricht. „Ich gehe fort…“ – „Wenn ihr den Menschensohn erhöht habt…“ Ein Hinweis auf das Kreuz. In diesem immer bedrohlicheren Konflikt geht nicht um theologische Streitfragen oder Politik oder Geld oder was immer. Es geht um das Geheimnis seiner Person. Die Gegner verweigern nicht nur ihr Ja. Sie sind zunehmend entschlossen, die Person Jesu selbst zu beseitigen. Denn so viel immerhin gestehen sie zu: Dieser Mann ist gefährlich.

Die Lage ist ernst (und sie ist noch immer ernst!), aber beinahe scheint es, als interessiere Jesus sich nicht weiter für die Gefahr. Auch nicht für den Unglauben der vielen. In diesem Evangelium wird das eine große, das einzige Motiv Jesu noch ein Stück klarer: der Vater. Zu tun, was dieser ihm aufgetragen hat; zum ihm zurückzukehren. Dorthin, wo seine Gegner, die, die nicht an ihn glauben, keine Rolle spielen („dorthin könnt ihr nicht gelangen“). Was Jesus wirklich interessiert – wo er also am besten zu erkennen ist! – das ist die Treue zu Gott. Absolute Treue. Das ist es vielleicht, was die Gestalt Jesu so anziehend macht: diese Treue – die, man spürt es, nicht eine ungeheure Willensanstrengung ist, sondern aus dem tiefsten Vertrauen kommt.

Seine Erhöhung – die Erniedrigung ist in den Augen seiner Gegner – seine Erhöhung am Kreuz ist das Echo dieser Treue. Das Kreuz wird zum Zeichen der Treue für alle Zeiten. Die Beziehung zum Vater ist unzerstörbar. Diese Beziehung ist der Kern Jesu.

Jesus hat nie klar geantwortet auf die Frage „wer bist du?“ Kein Titel, kein Name könnte das Geheimnis seines Wesens fassen. So bleibt uns nur dieses: uns einlassen auf Jesus Christus. Auf diesem Weg werden wir zu Gott finden. Zu einem Gott, der wesentlich Beziehung zwischen Vater und Sohn ist. Wir werden dabei nicht nur irgendetwas von Gott erkennen, intellektuell und ansonsten außen vor bleiben. Der, der Jesus glaubt, wird in diese Beziehung mit hinein genommen. Der Gläubige ist durch Jesus Christus in einer unzerstörbaren Beziehung zu Gott dem Vater. Nicht nur Erkenntnis also, sondern Beziehung.

„Als Jesus das sagte, kamen viele zum Glauben an ihn.“ Glauben bedeutet einzusehen: Der Vater ist mir treu, wie er Jesus treu war. Sagen Sie sich dieses: Wenn Gott mir treu ist, dann muss doch etwas an mir sein, was er liebt. Und Sie werden sich selbst anders sehen. Mit heiterer Dankbarkeit.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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