Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Dienstag der 3. Fastenwoche, 1. März 2016

05/04/2016 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Alles weg. Der junge Mann, von dem die Lesung spricht, Asarja, ist „mitten im Feuer“. Die Flammen, die nach seinem Körper greifen, sind ein Bild des inneren Feuers, das alles weg brennt. Jede Tradition, jede Sicherheit, alles, was Halt gibt, fällt in Asche. Asarja verliert seine Religion – und findet seinen Glauben.

Wer macht schon solche Erfahrungen? Im normalen Leben kommt das nicht vor, scheint es. Aber „normal“ sind weniger Leben, als wir denken. Und die, die normal sind, können nicht sicher sein, dass sie es bleiben. Jeder kann sich im Feuer wieder finden: Zeiten, in denen wir nicht mehr wissen, was richtig ist; nicht wissen, wie es weiter gehen soll; ob das, was bisher die sichere Regel war, weiter die Regel bleiben kann. Brennende Verlassenheit. In der der neue Gott heran tritt.

Die Lesung schildert einen der ganz großen Momente des Judentums. Also auch des Christentums, denn das Judentum ist unsere Geschichte. Einen entscheidenden Moment aller Religionen. Die Juden leben im Exil. Das bedeutet auch: Alles, worauf sich ihre Religion gründete, ist weg, angefangen beim Tempel. Der Tempel in Jerusalem, die Priester, die Propheten, die Tieropfer, die Gottesdienste des ganzen Volkes, alles, was doch Gott selbst gegeben und vorgeschrieben hatte, alles, was heilig ist: fort.

Wir Katholiken brauchen den Stephansdom nicht und auch den Petersdom nicht. Wir wissen, dass zwischen einem Hochamt im Dom und einer Messe in einem Kellerloch keinerlei Unterschied ist. Das Heilige ist da und geschieht. Dennoch hilft es, sich vorzustellen: Alles Sichtbare, alles Vertraute, alles Heilige, womit wir unsere Religion verbinden, ist weg. So verstehen wir die Situation der Juden in Babylon wenigstens annähernd.

Was bleibt ihnen? Nur das Herz. Das ist die Entdeckung des Verlustes: Das Herz bleibt mir. Das Herz wird der neue Tempel und das Opfer. Der Glaube wird persönlich. Mittun und sich gleichzeitig innerlich daraus halten, geht nicht mehr.

Die Worte Asarjas werden zum Gebet der ganzen Kirche: „Du aber nimm uns an! Wir kommen mit zerknirschtem Herzen und demütigen Sinn.“ So betet der Priester in jeder Messe, wenn er das sichtbare Opfer in Ihrem Namen auf den Altar legt.

Dem Menschen wird alles genommen; Gott gibt ihm, was er braucht. Gott wird alles genommen; der Mensch gibt das einzige, was Gott braucht: das Herz. Gott bleibt. Gott bleibt, was er immer war: der Freund. „Versag uns nicht dein Erbarmen, deinem Freund Abraham zu liebe.“ In dieser Bitte Asarjas liegt alles, was als Hoffnung bleibt. Die Milde Gottes in den Flammen.

Es gibt Zeiten, wo nichts bleibt, wo alles schwer wird. Gerade dann muss alles einfach werden. Wenn wir nicht viel tun können, wenn wir verunsichert sind und erschöpft, dieses Eine geht: Christus vor Augen haben. Und im Herzen. Und in den Händen. Ihn anschauen, mit ihm sein, mit ihm handeln. Einfach.

Handeln, aber nicht allein. – Allein, das geht ja gar nicht mehr! Deswegen handeln zusammen mit seiner Kraft Ihn vor Augen haben. Ganz still und einfach. So füllt sich unser Herz mit Dankbarkeit; mit dem Wunsch, ihn im Herzen zu haben und es ihm gleichzutun. Ihn bitten, in uns herabzusteigen, um unser Herz seinem Herzen gleich zu machen. Damit wir fortsetzen, was er begonnen hat. Wollen, dass sein Wille in uns und durch uns geschehe. Wir sind seine Glieder, er ist unser Haupt. Er erfüllt unser Herz mit seiner Kraft und wirkt durch uns, was er will. So wird die Kirche aufgebaut, von innen heraus. Aus den Flammen heraus.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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