Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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4. Fastensonntag, 6. März 2016

05/04/2016 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Geld und Sex: Toll! – Geld raushauen. Einfach so. Weil man es hat. Sex haben, so oft man Lust hat. Hammer! Wenn Sex und Geld nicht toll wären, würden sich nicht so viele Menschen ein Leben wünschen wie dieser junge Mann (ohne Schweinestall natürlich). Er bekommt eine Menge Geld, einfach so, ohne Arbeit, ohne Leistung und zieht „in ein fernes Land“. Dort lässt er es krachen. Aber richtig.

Warum machen Menschen so etwas? – Sie wissen, hier in der Kirche werden Fragen gestellt. Wir Katholiken wollen die Menschen nicht einfach nehmen, wie sie sind. Wir wollen hinschauen. Wir wollen verstehen. Was also steckt hinter dem Leben des reichen, lustigen, jungen Mannes? Es geht in Wahrheit nicht um Geld und Sex. Es geht um Freiheit.

Der Kerl geht „in ein fernes Land“. Also weg vom Vater, weg vom älteren Bruder, weg von den lästigen Nachbarn. Jetzt sagt ihm keiner mehr „das tut man nicht!“ Jetzt schreibt ihm keiner mehr etwas vor. Er ist frei! Und hat die Beziehungen abgebrochen. Er ist allein. Das kann köstlich sein. Er will genießen, „Leben in Fülle“ haben, wie er meint. Am Ende ist er ein Schweineknecht.

Warum wird er so unglücklich? Nur weil das Geld aus ist? Sehr viele Menschen sind auch ohne Geld glücklich; das geht. Der Mann wird todunglücklich, weil die Freiheit falsch war. Es gibt nämlich eine gute Freiheit und eine schlechte Freiheit. Die schlechte Freiheit macht uns unglücklich, weil sie nicht zu uns passt. Denn sehen Sie: Wir sind ja nicht allein im Leben. Wir brauchen andere Menschen. Menschen brauchen Menschen. Gemeinschaft. Deswegen hat die Freiheit Grenzen. Meine Freiheit hat eine Grenze an der Freiheit des anderen. Keiner kann alleine frei sind; alle müssen gemeinsam frei sein. Die schlechte Freiheit ist also die, die sich einer alleine für sich nimmt. Die sich der Stärkere nimmt. Die gute Freiheit ist die, die sich alle gegenseitig geben.

Der junge Mann ist sehr weit gegangen (anders als sein Bruder). Weiter als in „ein fernes Land“. Tiefer. Bis hinunter. Eine Einsicht, wie die, die er jetzt hat, kommt nicht einfach so. Vielleicht kommt die innere Reinigung erst im Dreck, bei den Schweinen. Der Mann begreift, dass er sich selbst fremd geworden ist. „Das bin doch nicht ich!“ Jetzt kann er umkehren. Zur guten Freiheit. Er will nicht mehr alleine herrschen; er will wieder Sohn sein und Bruder und Freund. Da geht er heim und trifft… seinen älteren Bruder. Was ist das für einer? Wäre der auch gerne weggegangen, hat sich aber nie getraut? Ist er neidisch auf das Leben des Jüngeren? Oder ist er einfach ein Schaffer, ein Pflichtbewusster, Korrekter, Anständiger? Wir wissen es nicht. Aber wir ahnen: Die beiden Brüder werden sich vielleicht nie verstehen. Die Braven werden die Schlimmen nie verstehen und die Gefallenen nie die Aufrechten. Aber da ist einer, der sie alle beide versteht: der Vater.

Er, ein wahrer Herrscher, ein König, versteht den Zügellosen und den Braven, den Reumütigen und den Stolzen (verstehen heißt nicht, gut finden, was die beiden machen). Dem Vater geht es nicht um Ermahnungen. Noch weniger ums Rechthaben. Ihm geht es darum, dass es weitergeht mit seiner Familie. Deswegen verzeiht er. Und zwar beiden! Dieser Vater ist das wundervollste, schönste Vorbild der Verzeihung in der Geschichte der Welt. Er macht den ersten Schritt. Er geht den Schuldigen entgegen. Und zwar von weitem schon! Und schnell! Er wartet nicht und ziert sich nicht. Er macht keinen Vorwurf. Er rechnet nicht auf wie der Ältere. Er jammert nicht um das schöne Geld. Er ist nicht beleidigt. Ganz einfach Vergebung. Kein Wenn, kein Aber. Wenn wir das nur auch könnten!

Der Vater versteht, er vergibt, er lässt Freiheit. Und er feiert ein Fest. Er sagt nicht: „Okay, du kannst wieder hier wohnen“ und geht in sein Büro. Er macht den Verlorenen wieder zum Sohn. Und feiert ein Riesenfest. Ein Fest, das so anders ist als die Feste, die der Junge in jenem fernen Land gefeiert hat… Das hier ist ein liebevolles Fest, ein heiliges Fest. Ein Bild der Eucharistie.

Die Geschichte hat kein Happyend. Wir sind hier nicht in Hollywood. Am Ende sind nicht alle glücklich in dieser Geschichte. Wir wissen wir nicht, was der Ältere machen wird; auch nicht, ob der Jüngere bleiben wird. Aber es gibt eine neue Perspektive. Hoffnung. Es gibt Hoffnung auf das große Fest der Verzeihung.

Wird der Ältere dazu kommen? Er weiß nichts vom inneren Weg des Jüngeren; davon, wie schwer dieser Weg war. Vielleicht weiß er auch nicht, was für ein Glück es ist, daheim zu sein. Er ist einer der Menschen, für die Gott vor allem Gesetz ist und Recht („Nie habe ich eines deiner Gebote übertreten“). Solche Menschen sind oft tadellos – aber mit einem bitteren Herzen. Sie ahnen gar nicht, dass Gott größer ist. Sie müssten sich bekehren vom Gott-Gesetz zum noch größeren Gott der Liebe. Dann wäre ihr Gehorsam tiefer, reiner, vor allem auch demütiger. Dann könnten sie sich mitfreuen an der Versöhnung.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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