Zweiter Fastensonntag, 21. Februar 2016 Phil 3,17-4,1
Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes
„Ihr Gott ist der Bauch.“ So hieß es in der Zweiten Lesung. – Wer ist Ihr Gott? Sind Sie sicher, dass es der Gott Jesu Christi ist? Der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs? Der Gott, der Ihnen Gebote gibt und Sie liebt? Der uns Gebote gibt, weil er uns liebt? Der Gott, der in Ihrem Herzen wohnen und zu Ihnen sprechen kann? An welchen Gott glauben Sie? Wer sitzt auf dem Thron Deines Herzens? – Die Frage der Fastenzeit!
„Ihr Gott ist der Bauch.“ Oder der Wein. Das gibt es. Paulus hätte auch schreiben können: Ihr Gott ist ihr Auto; ihr Gott ist das Geld; ihr Gott ist der Sex; ihr Gott ist ihre Verbitterung. So viel kann in der Mitte unseres Lebens Platz einnehmen und unsere Gedanken und Taten beherrschen. Schon eine dumme Tafel Schokolade reicht, um uns zu zeigen, dass wir nicht Herren der Lage sind.
Und immer ist die Frage: Ist es richtig so? Ist es richtig, dass ich den Hauptteil meiner Kraft dem Geld widme? Ist es richtig, dass die Freunde oder die Musik oder die Kinder in der Mitte meines Lebens stehen? Ich musste im Lauf meines Lebens immer wieder vom Thron meines Herzens stoßen: liebe Menschen, große Wünsche… wie schwer das ist!
Alles das drängt danach, sich absolut zu setzen und uns gegen anderes abzuschließen. Ein Mann, der den Beruf in die Mitte stellt, läuft Gefahr, auf seine Kinder zu vergessen. Eine Frau, die ihre Kinder auf den Thron ihres Herzens setzt, läuft Gefahr, ihren Mann nicht mehr zu hören. Sie ist nur noch Mutter und nicht mehr Frau.
Der Einzige, der nicht abschließt, sondern uns öffnet für die Welt, ist Christus. Einfache Formel: Das Geld macht eng, Christus macht weit.
In der Fastenzeit geht es darum, das Leben wieder richtig zu machen. Es ist einfach falsch, wenn der Bauch herrscht. Es ist schräg, wenn ein Geschöpf wichtiger wird als der Schöpfer. Wenn ein Kind wichtiger wird als Gott, gerät etwas aus dem Lot („Wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert“).
„Umkehr“ heißt das in der Bibel und in den Gottesdiensten; vielleicht sogar „Buße“. Gemeint ist: Das Leben richtig machen. Erkennen, was nicht stimmt. Die Richtung ändern. Die Strenge, die man sich dabei vielleicht antun muss, die „Buße“ ist wie ein verschärftes Training nach langer Zeit der Faulheit: Es tut weh. Und es tut gut.
Schärfe ist notwendig, denn die alten Herrscher werden sich wehren. Der Bauch, der bis jetzt geherrscht hat, wird rebellieren, wenn plötzlich der Geist herrschen soll. Der Egoismus wird sich auflehnen, wenn plötzlich die Nächstenliebe wichtiger sein will. Wir sollen in der Fastenzeit eine Revolution machen gegen die alten Herren. Wer Revolution machen will, braucht Waffen und Verbündete. Er braucht Kraft.
Woher kommt uns die Kraft, dieses Leben zu gestalten? Aus den Sakramenten. Was ist ein „Sakrament“? Ein Sakrament ist ein sinnliches Zeichen. Zum Beispiel Brot, Wein und Worte. Dieses Zeichen hat Christus ausgewählt und mit seiner göttlichen Kraft verbunden. Wenn Sie Ihren Wein und das Brot auf den Altar legen und der Priester die Worte Jesu dazugibt, dann erhalten wir Zugang zur Kraft des Letzten Abendmahles. Die Kommunion ist eine Kraftquelle!
Für viele ist die Kommunion aber zu einem leeren Ritus geworden. So sind wir Menschen: Auch das Schönste und Wertvollste kann zur Gewohnheit werden. Welchen Glanz kann die erste Begegnung mit einem Menschen haben, – und wie öde und schauerlich sehen viele Ehen schon nach wenigen Jahren aus! Die Liebe geht nicht plötzlich verloren. Sie verschwindet Tag um Tag, immer etwas mehr. Die Sakramente erschüttern uns nicht mehr; sie drehen unser Leben nicht mehr um. Dabei sind sie dazu da, Kraft zu geben. Kraft zur neuen Ausrichtung des Lebens.
Was ist wichtig? Wer ist wichtig? Wo geht es hin? Was erwarte ich vom Leben? Dass ich tun kann, was ich will? Dass keiner etwas von mir verlangt? „Wo die Gemeinschaft den Vorwurf aufhebt, hört auch die Unterdrückung der bösen Gelüste auf“, und die Menschen begehen Taten, die keiner für möglich gehalten hätte. So schreibt Sigmund Freud an Albert Einstein, 1915, im Ersten Weltkrieg. Geht Ihnen auf, dass wir Gebote, Forderungen, Vorwürfe brauchen? Dass Gott uns Gebote gibt, weil er uns liebt? Dass nur Gott der richtige Herr in unserem Herzen ist?
Wir brauchen die richtige Richtung – und Kraft, sie einzuschlagen. Taufe, Firmung, Ehesakrament, Eucharistie: alles dazu da, uns Kraft zu geben. Die Kraft Christi. „Unsere Heimat aber ist im Himmel. Von dorther erwarten wir den Retter, den Herrn Jesus Christus“, der uns verwandeln wird „in der Kraft, mit der er sich alles unterwerfen kann.“ Hier haben Sie die richtige Richtung: den Himmel. Hier sehen Sie, wo die Kraft herkommt: von Christus.
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