Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Dienstag der ersten Fastenwoche, 16. Februar 2016

07/03/2016 


In Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

„Mein Wort… bewirkt, was ich will.“ Diese Behauptung aus dem Buch des Propheten Isaias lässt einen ins Grübeln kommen. Wie ist das mit dem Willen Gottes?

Ist alles, was geschieht, alles, was uns zustößt, der Wille Gottes? Oder gibt es Dinge, die Gott nicht will und die dennoch geschehen? Lässt Gott sie zu, oder kann er sie nicht verhindern? Ist Gott wirklich allmächtig? Weiß Gott alles? Setzt die Freiheit des Menschen Gott Grenzen? Beeinflussen also Menschen Gott? Haben Menschen Macht über Gott? Führt Gott alles zum Ziel, egal, was wir Menschen tun? Zwingt uns Gott und wir sind nur scheinbar frei? Welchen Wert haben unsere Handlungen? Sind wir belanglos? Sind wir Marionetten? Oder halten wir Gott auf? Und was ist der Wille Gottes, was genau? Und wieso sollen wir beten, also darum bitten, dass der Wille Gottes geschehe („Dein Wille geschehe“), wenn es doch heißt: „Mein Wort… bewirkt, was ich will und erreicht alles, wozu ich es ausgesandt habe.“

Ich kann diese Fragen nicht beantworten. Dass die Theologen sich seit Jahrhunderten mit ihnen abmühen und kaum mehr zustande bringen als höchst fragile Gedankengebäude, jedenfalls nichts Einfaches, das ist mir kein Trost. Ich denke diese Fragen nicht nur, ich spüre sie – und fühle mich, als balancierte ich über Abgründen.

„Dein Wille geschehe“, das kann für uns vielleicht nicht mehr bedeuten als: sich wünschen, dass der Wille Gottes geschehe. Und zwar von Herzen, immer mehr. Sich wünschen, dass der Wille Gottes geschehe. Also nicht meiner. Und sich gleichzeitig darein ergeben, diesen Willen niemals ganz zu kennen. Wir kennen ja den Willen Gottes nicht. Kennten wir ihn, hätten wir Gott erkannt. Wären also größer als Gott. Absurd.

Sich wünschen, dass der Wille Gottes geschehe. Das genügt. Ein großer Vertrauensakt genügt. Das ist die Haltung Jesu. „Nicht wie ich will, sondern wie du willst, Vater. Dein Wille geschehe.“ Das ist sein Gebet am Ende. Selbst Jesus scheint in diesem Moment am Ölberg den Willen des Vaters nicht ganz zu kennen. Will er den Weg zum Kreuz, oder gibt es noch eine Chance, dass er einen anderen Weg will?

„Dein Wille geschehe wie im Himmel so auch auf Erden“, sollen wir sagen. Dabei kennen wir doch den Himmel gar nicht. Also kennen wir auch den Willen Gottes nicht. Wir können nur vertrauen, dass er gut ist. Dass Gott uns gut will. Dass es gut wäre, sein Wille geschähe im Himmel und auf Erden. Dass das das Beste wäre.

Wir haben Pläne mit uns selbst. Menschen planen ihren Alltag, ihr Jahr, ihren Beruf und ihre Karriere, sie planen Anschaffungen, Termine, sogar die Gesundheit. Auch die Fastenzeit wird geplant. Ich plane. Ich. Und Gott? Wo ist er in diesen Plänen?

Wir wollen gut werden; vielleicht sind sogar welche unter uns, die nach Heiligkeit streben, so wie es uns der Glaube lehrt. Aber selbst hier laufen wir Gefahr, zu planen, selbst zu machen – und auf Gott zu vergessen. Das große Missverständnis der Fastenzeit: der Plan, ein besserer Mensch zu werden ohne Gott. Vertrauen, das würde bedeuten, nach den Wegen Gottes zu fragen, statt nach meinem Willen und nach meinen Plänen. Gottes Pläne sind unendlich größer als unsere Pläne; die Mittel, die Gott gebrauchen will, sind vielleicht ganz andere als die, die wir wählen würden. Seine Pläne, seine Mittel, sein Wille soll den Ausschlag geben, nicht unsere Pläne, unsere Mittel, unser Wille.

Fastenzeit würde dann bedeuten: eigene Regeln aufgeben, sich Gott anvertrauen. Einfach ihm treu sein wollen. Das eigene Verlangen, die eigenen Regeln und Gewissheiten aufgeben, damit uns Gottes Verlangen und Gottes Klarheit erfüllen kann. Das ist ein stiller, einfacher, demütiger Weg, der keinem auffällt. Am Ende der Fastenzeit wird man keinem davon berichten können. Aber genau so breitet sich das Reich Gottes aus: unauffällig. „Dein Reich komme, auf deine Art.“

Jeder bekommt seinen eigenen Weg von Gott gezeichnet. Also gehen Sie nicht einen Weg, den Sie selbst sich ausgedacht haben oder der Autor eines Taschenbuchs für Sie. Gehen Sie Schritt für Schritt in den unbekannten Willen Gottes hinein. Unbekannt, aber gut. Gott gehören auf die Weise, wie Gott sei will. In Christus leben. Alles Weitere wird Er zeigen.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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