Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Stephanitag 2015 – „Fürchtet euch nicht!“

11/01/2016 


Im Namen des Vaters +  des Sohnes + des Heiligen Geistes

„Als die Fülle der Zeit gekommen war“ (Gal 4, 4): Das war Weihnachten. Die erste Ankunft Jesu. Die zweite Ankunft Jesu geschieht jeden Augenblick. Denn der Auferstandene lebt und er sucht uns. Die dritte Ankunft Jesu wird sein am Ende der Zeit, am Letzten Tag.

Von der „Fülle der Zeit“ geht es also aufs Ende zu. Das Alte nimmt ab, das Neue kommt, unaufhaltsam. Das Reich Gottes ist schon mitten unter uns und breitet sich aus, unsichtbar, aber kraftvoll. Es ist in dieser Welt, aber nicht von dieser Welt: Diese Welt kann für das Reich Gottes nichts tun; sie ist unfähig, etwas wirklich Gutes zu bewirken, dauerhaft und rein.

Weihnachten weist also hin auf die dritte und letzte Ankunft des Herrn. „Er wird wiederkommen in Herrlichkeit“, bekennen wir im Credo. Wer hier freut sich auf die Wiederkunft Jesu? Sehnt sie herbei? Wir leiden an dieser Welt – aber noch mehr hängen wir an ihr. Vielleicht weil wir nichts anderes kennen. Oder weil wir das Gericht fürchten, das am Ende dieser alten Welt steht? Die Wahrheit kann schmerzen – und gleichzeitig sehnen wir uns nach ihr. Wir sehen uns danach, erkannt zu werden und sind doch bange.

Verstehen, was Weihnachten bedeutet, – und wir täten uns leichter. Die Liturgie redet vom „Heiligen Tausch“: Gott wird Mensch, damit wir Gott werden können, in der neuen Welt. Kinder Gottes. Weihnachten erzählt von Nähe. Jesus fordert und lebt Barmherzigkeit. Die Geschichte zwischen Gott und Mensch ist eine Heilsgeschichte. Eine Liebesgeschichte: Das ist die Botschaft der Propheten. Und Jesus aus Nazareth hat sie bestätigt.

Wir könnten also Hoffnung haben, wenn wir wirklich gläubig wären. Statt da zu stehen wie die Ochsen oder wegzugehen wie die Kalten, könnten wir Hoffnung leben. Wir könnten erleichtert sein, dass diese Welt hier nicht das letzte Wort hat (Ende der Diktatoren). Wir könnten leben, was der Prophet sagt: „Fürchte dich nicht, Zion! Lass die Hände nicht sinken!“ (Zef 3,16). Stephanus hat verstanden und geglaubt und gelebt. Viele Männer und Frauen und Kinder in der Geschichte unserer Kirche haben geglaubt und Hoffnung wirklich gelebt.

Wer mit dieser Hoffnung lebt, wer glaubt, der kommt in Schwierigkeiten. Aber solche, die sich lohnen (es gibt dumme Schwierigkeiten und richtige).

Woher kommen die Schwierigkeiten? Vom Reden und Handeln. Stephanus wird umgebracht, weil er an Jesus glaubt und weil er redet. Christinnen und Christen werden umgebracht, bis heute, weil sie nicht still, allein für sich bleiben, sondern sich zusammentun und reden. Die Kirche ist sichtbar; sie ist kein Geheimbund. Jeder kann sie sehen, ihre Schwächen, ihre Sünden und ihre großen Taten. Jesus hat vor aller Augen geheilt. Und die Märtyrer sterben vor aller Augen. Das bedeutet für uns: Wenn an Ihrem Arbeitsplatz oder in Ihrer Verwandtschaft keiner gemerkt hat, dass Sie Christen sind, dann stimmt etwas nicht. „Was werden sie sagen, wenn ich sonntags in die Messe gehe?“ – „Was werden sie von mir halten, wenn herauskommt, dass ich bete?“ Menschenfurcht!

Gegen Furcht hilft nur Mut. „Erhebet die Herzen“, heißt es in der Liturige.  Also: „Empor die Herzen!“, Ihr Getauften und Gefirmten! Glaubt an die Gaben des Heiligen Geistes – Rat! Stärke! Gottesfurcht! – und schaut auf unser Vorbilder, Stephanus und all die anderen.

Märtyrer, das ist es, was ins Auge fällt. Aber wenn man die Texte der Liturgie ansieht, geht einem auf: Am Fest des hl. Stephanus geht es zuerst um das Bekennen, um Überzeugung und Mut. So müssen Christen sein.

Das Licht von Weihnachten ist echt und Herzblut ist echt. Die Freude von Weihnachten ist nicht eine rührselige, die gleich wieder vergeht; sie ist eine starke, echte Freude. Mit solcher Freude können wir das Schwere aushalten. „Fürchtet euch nicht!“ Der Engel sagt das den Hirten in der Heiligen Nacht. Auch Stephanus hat das gehört, denn es wird jedem Christen gesagt. Auch uns. „Fürchtet euch nicht!“

Die Hirten haben Angst, da in der Nacht. „Und sie fürchteten sich sehr“, erzählt der Evangelist. Wir haben Angst vor so vielem. Vor Dingen, die es gibt, vor Dingen, die sein könnten. Angst um unsere Lieben, Angst vor der Zukunft. Warum sollte Stephanus keine Angst gehabt haben? Märtyrer sind keine Superhelden, sondern Männer und Frauen, die ihre Angst besiegt haben. Womit? Mit dem Vertrauen, das vom Himmel kommt.

Viele trauen sich gar nicht mehr, auf das Glück zu hoffen. Es tut ja weh, wenn man enttäuscht wird. Und so schützen sie sich mit Kälte. Die Hirten schützen sich nicht, Stephanus schützt sich nicht; Maria und Josef tun es auch nicht. Sie alle haben Gefühle, sie haben Hoffnungen. Die Hirten müssen los, weg von den Herden, hin zur Krippe; Stephanus muss in den Streit mit den Gegnern Christi. „Fürchtet euch nicht!“

Wir Christen sollen wirklich nicht die sein, die blind vor Sorge werden oder den Kopf in den Sand stecken. Christen sind die, die mit dem Unmöglichen rechnen. Weil wir wissen wie Stephanus: Christus setzt sich durch. „Er wird wiederkommen in Herrlichkeit.“

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben.  Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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