Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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2. Adventssonntag (C), 6. Dezember 2015 – Zuversicht –

14/12/2015 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Berge, Gebirge von Sorgen… Täler, Schluchten, Meere von Angst… Und die Sorgen lassen Gott nicht bis zu uns gelangen; die Angst stellt sich zwischen uns und Gott. So ist die Welt – und nicht erst heute. Da bekommen einige eine Aufgabe: Bereitet Gott den Weg!

 Wir Christen sind wenige (hier immer weniger), aber wir haben einen Auftrag erhalten; nicht nur die Priester, sondern jeder, der getauft ist. Der Auftrag lautet: „Bereitet dem Herrn den Weg!“ Macht es Gott leicht, zu den Menschen zu kommen. Anders gesagt: Gebt den Menschen Zuversicht. Gott gehört nicht zusammen mit Angst und Sorgen, sondern mit Zuversicht. Jeder, der die Evangelien liest, spürt das mit der Zeit.

 Gebt den Menschen Zuversicht: Das ist die Aufgabe des Johannes und aller Propheten. Wir wurden gesalbt zu Propheten und Prophetinnen am Tag unserer Taufe, und Christus hat diesen Auftrag nie zurückgenommen.

Es ist ja zuerst sein Auftrag. Nur dazu ist Jesus gekommen: den Weg von Gott zu den Menschen und von den Menschen zu Gott aufzumachen; den Weg leicht zu machen, so, dass ihn jeder gehen kann. Jeder, nicht nur ein bestimmtes Volk, nicht nur eine Rasse, nicht nur die Heiligen, nicht nur die Klugen, nicht nur die Starken: jeder Mensch („und alle Menschen werden das Heil sehen, das von Gott kommt“).

Jeder, der sich auf Jesus einlässt, spürt, wie die Hoffnung in ihm wieder wächst. Bei allem Sperrigen, was Jesus haben kann, bei allem, was an ihm schwer zu verstehen ist, auch dann, wenn er unsere Herzensbitten nicht zu erfüllen scheint: Dieser Mann gibt einem Hoffnung. Und so wie Jesus sollen wir anderen Hoffnung geben. Propheten sein.

Anderen – genauer gesagt: allen. Das Evangelium heute beginnt mit historischen Daten und Namen; sie repräsentieren die damals bekannte Welt. Das Evangelium entrückt uns also nicht; es schließt nicht die Türen hinter uns, damit wir für uns bleiben; es stellt uns mitten in die Welt. Wir sollen Gott zu jedem Menschen führen, der uns begegnet.

„Ebnet ihm die Straßen!“ – Das heißt doch: es Gott leicht machen. Johannes der Prophet predigt so, dass Gott zu den Menschen finden kann. „Jede Schlucht soll aufgefüllt und jeder Berg abgetragen werden.“ Damit Gott zum Menschen kommen kann, müssen Sie in der einen Seele Schluchten auffüllen: Schluchten des Kleinmutes, der Reue, der Sehnsucht. In einer anderen Seele müssen Sie vielleicht Berge abtragen: Berge des Stolzes, der Selbstgenügsamkeit, der Rechthaberei… Prophetische Aufgabe: Jede Seele so behandeln, wie sie es braucht, dass Gott zu ihr kommen kann.

Johannes, der letzte und größte Prophet des Alten Testamentes, ist dazu da heißt es, Umkehr zu bewirken und Vergebung. So werden Menschen auf Gott vorbereitet: durch Vergebung (Barmherzigkeit!) und durch Veränderung (Umkehr).

Die Lesungen dieses Advent-Sonntags sprechen vom Handeln, nicht vom Resignieren. Von Zuversicht („Ich vertraue darauf…“ Phil). Die Hl. Schrift vertraut den Menschen. Nicht weil alles gut ist, wie es ist, sondern weil sie mehr in uns sieht als das Sichtbare: „Setz dir die Krone der Herrlichkeit des Ewigen aufs Haupt! Denn Gott will deinen Glanz dem ganzen Erdkreis zeigen.“ Als Propheten und Prophetinnen sollen Sie die Herrlichkeit des Menschen vor Ihnen erkennen – trotz allem.

Der Prophet Johannes sieht die Dinge, wie sie sind, er betäubt sich nicht – und hat trotzdem Hoffnung. Er ist selbst ein Mensch mit Schwächen, aber stark durch die Gnade.

Der Prophet sieht weiter. Mehr als das Augenfällige; Dinge, die die anderen nicht sehen. Jetzt ist prophetische Zeit: Advent und erst recht Weihnachten ändern, wenn sie ernst genommen werden, den Blick auf die Welt und die Menschen.

Wir brauchen Menschen, die hinter die Dinge schauen. Die nicht abwinken: „kenn’ ich schon“. Weil sonst nur das ganz Platte bleibt: Zahlen. Konventionen, Stillstand. Christen können anderen Menschen zeigen, dass es etwas zu entdecken gibt. Dass ein Mensch mehr ist als sein Körper, mehr als seine Leistungen; dass die Kirche mehr ist als Verwaltung, Museum oder Konzertsaal: der geheimnisvolle Leib Christi.

Wir können lernen, die Welt und uns selbst mit den Augen Gottes zu sehen. Dann sind wir wirklich die Propheten und Prophetinnen, zu denen wir in unserer Taufe gesalbt wurden.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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