Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Montag der 26. Woche im Jahreskreis, 28. Sept. 2015

06/10/2015 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Hl. Geistes.Das Unvorstellbare. Was ist mit uns los, dass das Unvorstellbare für uns eher ein Schrecken ist als eine Hoffnung? Wie tief müssen die Verunsicherung in unserer Gesellschaft und ihre Trostlosigkeit gehen?

Beim Propheten Sacharja ist es ganz anders. Er verkündet das Unvorstellbare als die große Chance. Was ist ein Prophet? Der Prophet ist die menschliche Stimme Gottes. Die Stimme Gottes attackiert unsere Vorstellungskraft. Die eine echte Kraft schon lange nicht mehr ist. Unsere Vorstellungskraft ist klein geworden ist im Lauf der Jahre, verzagt, eng, vorsichtig. Jetzt versetzt ihr Gott einen Stoß: „Wenn das dem Rest dieses Volkes in jenen Tagen zu wunderbar erscheint – muss es dann auch mir zu wunderbar erscheinen?“ Was trauen wir Gott zu? Im Schlechten alles und im Guten nicht viel, ist das so?

Auch im Evangelium attackiert Jesus unsere Vorstellungskraft. Die Jünger streiten, wer von ihnen der Größte sei. Sie streiten also um Maßstäbe. Der Größte, der Zweitgrößte, der Drittgrößte… woran misst man das? Am Auto? Am Bankkonto? An der Zahl der Auszeichnungen und Dekorationen? An der Höhe des Firmensitzes? Die Jünger streiten um Maßstäbe. Also um Sicherheiten. Also um die Ausschaltung des Unvorstellbaren. Sie wollen das Berechenbare. Da zeigt ihnen Jesus ein Kind. Den Menschen also, der noch nichts ist. Dafür aber voller Möglichkeiten.

„… wer von ihnen der Größte sei“, dieser Wettstreit ist überall. Bei Männern, bei Frauen, auch in der Kirche. Der Größte, der Beste sein. Sieger sein. – Schon eine Predigt kann zum Machtkampf werden: Bringe ich es fertig, Sie zu überzeugen? So, dass Sie mir und nicht ich Ihnen folgen muss? Habe ich dann gewonnen?

Auch Kinder führen Machtkämpfe. Noch dümmere als wir Erwachsenen. Aber dann bringen wir ihnen bei, wie man besser kämpft und der Beste wird im richtigen Leben. Ist dieses Leben hier das richtige, echte Leben? Sind Sie da so sicher?

Jesus wird gewusst haben um die Unreinheit auch der Kinder. Aber das Kind, das er da neben sich stellt, wird den Jüngern doch etwas zeigen können. Es ist klein und machtlos. Vor einem Kind ist die Frage, wer der Größte sei, nur noch lachhaft. Die Argumente der Jünger fallen in sich zusammen. Ein Kind hat das bewirkt. Unvorstellbar.

Und noch einmal hebelt Jesus unser Konkurrenzdenken aus. Wir teilen die Welt wie die Jünger ein: in Freunde und Feinde, in Konkurrenten, Gegner, Alliierte und Unwichtige… Jesus sagt angesichts eines Konkurrenten nur: „Hindert ihn nicht! Denn wer nicht gegen euch ist, der ist für euch.“ Aus, der Kampf. Man sieht die Ratlosigkeit dieser Männer förmlich vor sich. Kein Wunder, dass die toughen Männer und Frauen von heute nicht in die Kirche kommen: Hier funktioniert ihre Welt nicht mehr.

 

Jesus sitzt immer noch da, bis ans Ende der Zeit, und zeigt auf das Unbedeutende, das Nichtbeachtete, das Bedürftige, das, was sicher nicht das Größte ist. Und er tut das Unvorstellbare. Er zeigt nicht nur auf das Kind, sondern identifiziert sich auch noch damit: „Wer dieses Kind… aufnimmt, der nimmt mich auf.“ Und er spannt den Bogen noch weiter: Er identifiziert das, was den Männern ganz unwichtig erscheint, das, was mit ihrem Leistungswettbewerb nichts zu tun hat, er identifiziert das Kind mit Gott selbst: „Wer dieses Kind aufnimmt… der nimmt den auf, der mich gesandt hat.“

Umdeutung der Werte, und damit der Realität. Das ist entweder verrückt – oder herrscherliche Tat. Jesus kann man entweder sehen als lebensfernen Träumer; das Christentum als unrealisierbar, ergo irrelevant. Oder man erkennt Jesus an als den Herrn. Der das Recht und die Macht hat, die Dinge neu zu ordnen. Wer Jesus als den Herrn anerkennt, der verlässt das Wertespiel dieser alten Gesellschaft. Das Wer-ist-der-Größte?-Spiel wird: albern.

Unrealistisch? Sie wissen doch selbst: Mit unserem Realismus ist das so eine Sache. Wie viel galt schon als sicher? als unbedingt notwendig? als unumstößliche Wahrheit? Und dann war es weg. Wie vieles haben wir nicht schon erlebt, was wir noch zwei Monate zuvor für ganz unmöglich gehalten hätten? Und dann war es da.

Auch deswegen steht dieses Kind da: Weil Kinder staunen können. Wer aber staunen kann, der gerät nicht aus der Bahn. Gebrochen werden nur die, die sich sicher sind. „Er stürzt die Mächtigen vom Thron…“, singt die Königin der Propheten, Maria.

„Wenn das dem Rest dieses Volkes… zu wunderbar erscheint… muss es dann auch mir zu wunderbar erscheinen? – Spruch des Herrn der Heere.“ Wir lernen, das Unvorstellbare zu erhoffen.

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